Eine Analyse von Darja Wolkowa
In der Nacht auf Montag hat der Pressesprecher des russischen Verteidigungsministeriums Generalleutnant Igor Konaschenkow berichtet, dass seit dem Morgen des 4. Juni das ukrainische Militär eine groß angelegte Offensive an fünf Sektoren des Frontabschnitts Süd-Donezk begonnen habe. Er betonte, dass der Gegner dabei keine Erfolge erzielen konnte. Später veröffentlichte die Behörde Aufnahmen des zerstörten ukrainischen Militärgeräts.
Konaschenkow zufolge befand sich bei einem der vorgeschobenen Kommandostände während des ukrainischen Angriffsversuchs der Chef des russischen Generalstabs, Waleri Gerassimow. Konaschenkow berichtete zudem, dass die Ukraine ihre 23. und die 21. Mechanisierte Brigade aus der strategischen Reserve mit Unterstützung anderer Militärverbände in den Kampf geschickt habe.
Der Sprecher des Verteidigungsministeriums fügte hinzu, dass der Gegner zum Ziel gehabt habe, die russische Verteidigung an der aus ukrainischer Sicht verwundbarsten Stelle der Front zu durchbrechen. Die östliche Gruppierung der russischen Streitkräfte habe jedoch geschickt und sachgerecht reagiert, wodurch das ukrainische Militär über 250 Soldaten, 16 Panzer, drei Schützenpanzer und 21 gepanzerte Kampffahrzeuge verloren habe.
Am Sonntag, dem 4. Juni, wurde außerdem berichtet, dass ukrainische Kämpfer gemeinsam mit polnischen Söldnern einen Versuch unternommen hätten, die Front am Abschnitt Saporoschje in der Nähe des Bogens von Wremewka zu durchbrechen. Sie seien aber zurückgeschlagen worden und hätten dabei mindestens zehn Fahrzeuge und etwa 50 Kämpfer verloren.
Am Morgen des 5. Juni wurde das ukrainische Militär wieder aktiv. Der Vorsitzende der Bewegung "Wir sind zusammen mit Russland", Wladimir Rogow, berichtete, dass am Wremewka-Bogen am Frontabschnitt Saporoschje erneut aktive Kämpfe begonnen hätten. Rogow zufolge habe das ukrainische Militär noch mehr Kräfte als am Sonntag in den Kampf geworfen und versucht, einen größeren Durchbruch zu organisieren.
Später erklärte die Donezker Volksrepublik, dass das ukrainische Militär Kämpfe in mehreren Sektoren des Frontabschnitts Donezk aufnehmen würden. Besonders schwer sei die Lage in Marjinka, Ugledar und Awdejewka. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur TASS berichtet, dass der Großteil der Infanterieverbände der ukrainischen 53. Separaten Mechanisierten Brigade durch die russischen Streitkräfte bei Awdejewka aufgerieben worden sei.
Parallel dazu meldete die Lugansker Volksrepublik, dass ukrainische Verbände die Frontabschnitte Kupjansk und Donezk unter Artilleriefeuer genommen und versucht hätten, die Verteidigung am Abschnitt Krasny Liman zu durchbrechen. Die Lage sei "schwierig, aber kotrollierbar", erklärte Oberstleutnant der Lugansker Volksmiliz a. D. Andrei Marotschko. Und er fügte hinzu, dass Angehörige der Militärgruppierung Süd "alle Herausforderungen von Seiten des Feindes meistern."
Der Gouverneur des Gebietes Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, berichtete seinerseits, dass das ukrainische Militär im Verlaufe des Tages 650 Granaten auf die Region abgefeuert habe. Von diesen seien 185 auf das Dorf Nowaja Tawolschanka gerichtet gewesen, wo eine feindliche Sabotagegruppe einen Durchbruchsversuch unternommen habe.
"Aus politischen Gründen wählte die ukrainische Führung für die aktivste Offensive den südlichen Frontabschnitt im Gebiet Saporoschje. Gegenwärtig sehen wir Aktivitäten in fünf Richtungen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es mehr werden", sagte der Militäranalytiker Michail Onufrijenko.
"Es wurden zwei Brigaden aus der so genannten 'Garde der Offensive' eingesetzt, die das ukrainische Militär für die ausgebliebene Frühlingsoffensive versammelt hatte. Mit Verbänden in Kompanie- oder Bataillonsstärke versucht der Gegner, die Frontlinie zu durchbrechen. Darüber hinaus nahm er die Straße bei Wassiljewka unter Feuer, um unsere Nachschubwege abzuschneiden. Angriffe auf das Hinterland wurden intensiviert. Gleichzeitig versucht das ukrainische Militär, unsere Versuche zu vereiteln, die Straße von Orechow nach Awdejewka zu blockieren. Es gibt Kämpfe südlich von Ugledar und östlich von Guljaipole", berichtete der Experte.
"Am erfolgreichsten wurde für die Ukraine der Angriff beim Wremewka-Bogen westlich von Ugledar. Sie konnten Geländegewinne erzielen und einige Stützpunkte besetzen, dort finden gegenwärtig die heftigsten Kämpfe statt. Soweit bekannt ist, setzte das ukrainische Militär an dieser Stelle dutzende Panzerfahrzeuge und ein Bataillon an Personal ein. Dabei erleidet der Gegner relativ hohe Verluste, denn wir hatten uns auf den Angriff vorbereitet. Am Frontabschnitt Saporoschje befindet sich auch Russlands Generalstabschef Waleri Gerassimow, was unsere Bereitschaft noch einmal bezeugt", bemerkte er.
"Insgesamt übt der Gegner Druck entlang der gesamten Frontlinie aus, führt Angriffe, um eine lokale Überlegenheit an schmalen Abschnitten zu erzielen und anschließend die aussichtsreichste Stelle mit den Hauptkräften zu verstärken. Ich vermute, dass sie auf diese Weise die Verteidigungslinie der russischen Streitkräfte durchbrechen und sodann den Angriff weitertragen wollen", erklärte Onufrijenko.
"Dabei wurden die gegnerischen Angriffe nördlich und südlich von Artjomowsk abgewehrt. Unsere Streitkräfte stoßen bei Dwuretschnaja vor, dort wurde ein Brückenkopf am rechten Ufer des Flusses Oskol befestigt. Nordöstlich von Dwuretschnaja wurde die Ortschaft Nowomlynsk befreit. Und in Marjinka kämpft das Bataillon 'Achmat' am westlichen Stadtrand im Privathausviertel", so der Experte weiter.
"Es ist zu erwarten, dass der Gegner im kommenden Monat zusätzliche Kräfte einsetzt. Denn von den zwölf aufgestellten Brigaden kamen bisher nur zwei zum Einsatz. Darüber hinaus versucht der Gegner, uns abzulenken und unsere Kräfte am Abschnitt Belgorod zu überdehnen. Gerade deswegen finden dort beständig Artillerie- und Drohnenangriffe statt. Drohnen fallen regelmäßig auch in das Gebiet Kursk und in andere russische Regionen ein, was wiederum von dem Versuch zeugt, die russischen Kräfte zu überdehnen", bemerkte er.
Besonders bemerkenswert sei die Intensivierung der Kämpfe im Gebiet Saporoschje: "Erbitterte Kämpfe fanden im Verlauf von fast zehn Stunden statt. Am heißesten war es an der Grenze der Region zur Donezker Volksrepublik, am Wremewka-Bogen. Das ist eine wichtige Stellung, weil hier strategische Höhen liegen. Darüber hinaus bilden die Höhen ein Hindernis für einen Zusammenschluss der gegnerischen Verbände", sagte der Vorsitzende der Bewegung "Wir sind zusammen mit Russland", Wladimir Rogow.
"Die Tatsache, dass wir den Wremewka-Bogen halten, erlaubt uns, den strategischen Vorteil in der Region zu behalten. Indessen zeichnet sich die gegenwärtige Lage tatsächlich durch eine besondere Eskalation aus. Faktisch handelt es sich um eine vollwertige Offensive – an den gegnerischen Angriffen nimmt eine Rekordzahl an Militärgerät und Personal teil", bemerkte er.
"Zum Beginn der Kämpfe war das ukrainische Militär nur durch zwei Panzergrenadierkompanien mit 50 Fahrzeugen vertreten. Am Höhepunkt der Kämpfe setzte die Ukraine sechs mechanisierte und zwei Panzerbataillone ein. Wir töteten über 250 Kämpfer, vernichteten 21 gepanzerte Kampffahrzeuge und drei Schützenpanzer. Außerdem gelang es den russischen Streitkräften, 16 Panzer zu zerstören, unter denen das Modell T-72 überwiegt", betonte der Politiker.
"Dem Gegner gelang es, auf 400 Meter vorzustoßen, doch wurde er zurückgeschlagen und erlitt dabei Verluste. Die Hauptvorstoßrichtungen befanden sich nordöstlich von Guljajpole und südwestlich von Wremewka. Angriffe wurden auch bei Nowodarowka, Rownopole, Prijutnoje und Ljubimowka unternommen", so Rogow weiter.
"Daraufhin gab es eine kleine Kampfpause. Gegen vier Uhr morgens begann eine aktive Offensive östlich von Wremewka in Richtung von Nowodonezkoje und Solotaja Niwa. Das ukrainische Militär sondiert Schwachstellen in unserer Verteidigung, um einen Großangriff an den problematischen Frontstellen zu unternehmen", berichtete er.
"Wir reagieren auf alle Herausforderungen von Seiten der Ukraine rechtzeitig und effektiv, setzen Schusswaffen und Artillerie ein und nehmen manchmal auch die Hilfe der Luftstreitkräfte in Anspruch. Auch Minenwerfer des Typs Tjulpan werden eingesetzt. Etwas erschwert wird die Lage dadurch, dass auf Seiten der Ukraine polnische Söldner kämpfen", betonte Rogow.
"Ihre Präsenz wurde nicht nur im Gebiet Saporoschje, sondern auch im Gebiet Belgorod beobachtet. Sie sind gut bewaffnet und kämpfen ziemlich effektiv. Sie sind dabei auch ideologisch motiviert – Warschau hat die südrussischen Gebiete im Visier, denn es versteht, dass Selenskij nur noch wenig Zeit bleibt. Faktisch eskaliert Polen bewusst einen Konflikt gegen Russland, um möglichst viele Gebiete für sich einzunehmen", bemerkte Rogow.
"In der Lugansker Volksrepublik ist die Lage angespannt. Am Frontabschnitt Kremennaja – Lissitschansk – Sewerodonezk gibt es ständig Schusswechsel und Artillerieduelle. Wir erwarten mögliche Ablenkungsschläge. Bei Sewersk verfügt der Gegner über Kräfte, die sich jederzeit gegen uns wenden können. In Swatowo ist die Lage besser", berichtete seinerseits der Ex-Botschafter der LVR in Russland, Rodion Miroschnik.
"Was die DVR angeht, gab es dort einige Durchbruchsversuche, doch sie wurden ziemlich aktiv abgewehrt. Bemerkenswerterweise fürchtet sich der Gegner davor, Truppen in direktes Sichtfeld zu verlegen, denn unsere Artillerie beobachtet die Lage und greift bei jedem Versuch, eine Kolonne zu bilden, an. Deswegen befinden sich der Großteil der ukrainischen Verbände in der Entfernung von einem Tagesmarsch – im Gebiet Dnjepropetrowsk sowie in Slawjansk und Kramatorsk", betonte er.
"Jetzt setzen wir auf aktive Verteidigung, denn wir verstehen, dass diejenige Seite, die als erste eine größere Offensive beginnt, im Nachteil sein wird. Die Ukraine ist gezwungen, die Gegenoffensive aus politischen Gründen zu beginnen. Für uns ist es dagegen vorteilhaft, auf den bestehenden Verteidigungslinien mit vorbereiteten Befestigungen zu verbleiben und zu warten, wann sich das ukrainische Militär angreifbar macht", erklärte der Experte.
"Der Gegner versucht, Schwachstellen in der russischen Verteidigung zu finden und zumindest im virtuellen Raum zu punkten. Sie müssen um jeden Preis Erfolge vorweisen, deswegen ist eine Eskalation bei Belgorod, Kursk, Brjansk und sogar gegen Weißrussland zu erwarten. An den alten Frontabschnitten können sie nicht durchbrechen und suchen nach neuen Stellen", meinte er.
"Die Eskalation hängt mit dem kommenden NATO-Gipfel in Vilnius zusammen, wo die Ukraine erneut versuchen wird, zusätzliche Geldmittel und Militärgerät zu erhalten. Doch das können sie nur tun, wenn sie zumindest irgendwelche Leistungen vorweisen. Deswegen wird der Gegner in den nächsten Wochen versuchen, Ergebnisse zu erzielen, die im Westen vorzeigbar wären. Sollte dies nicht gelingen, könnte eine Reihe von 'Partnern' die Ausgaben für die Ukraine kürzen", schlussfolgerte Miroschnik.
Übersetzt aus dem Russischen und zuerst erschienen bei Wsgljad.
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