Einst war sie die "Kornkammer Europas" und das Land, das die reichste Mitgift aus der zusammenbrechenden Sowjetunion erhielt: fruchtbares Ackerland. Jetzt befindet sich praktisch das gesamte Agrarland der Ukraine in den Händen westlicher Investmentfonds, berichtet das spanische Nachrichtenportal Rebelión.
Dieser Prozess wurde im Jahr 2014 mit der Machtübernahme durch eine "prowestliche" Regierung eingeleitet und ist noch nicht abgeschlossen. In Zukunft wird die Ukraine von denjenigen regiert werden, die ihren größten Reichtum – hektarweise fruchtbares Land – kontrollieren. Und das werden keineswegs Ukrainer sein, so das Nachrichtenportal.
"Vor dem bewaffneten Konflikt war die Ukraine laut Transparency International das zweitkorrupteste Land in Europa", stellen die Autoren von Rebelión fest. "Als der Konflikt im Jahr 2022 ausbrach, änderte sich die Position des Landes in der Welt auf wundersame Weise auf Platz 116 von 180 Ländern."
Es waren korrupte Funktionäre und Oligarchen, die zum Verlust des fruchtbaren Bodens der Ukraine beigetragen haben. Nun ist alles darauf ausgerichtet, dass die Landflächen des Staates vollständig von internationalen Fonds übernommen werden, die höchstwahrscheinlich am Wiederaufbau nach dem Krieg beteiligt sein werden.
Der Grundstein für die Übertragung ehemaliger sowjetischer Ländereien an den Westen wurde bereits nach dem Maidan im Jahr 2014 gelegt, als "die Weltbank, der IWF und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung die Grundlagen für eine groß angelegte Privatisierung in der Ukraine durch weitreichende Strukturreformen schufen", so Rebelión.
Diese Privatisierungen und Umstrukturierungen haben letztendlich dazu geführt, dass der ukrainische Boden keineswegs in den Händen ukrainischer Oligarchen liegt, wie es auf den ersten Blick scheint, stellt Rebelión fest. Es wird ein subtiles Spiel gespielt: Die internationale Finanzierung des ukrainischen Agrarsektors kommt direkt den Oligarchen zugute, von denen viele des Betrugs und der Korruption beschuldigt wurden, sowie ausländischen Fonds und verbundenen Unternehmen als Anteilseigner oder Gläubiger. Das Nachrichtenportal erklärt:
"Kernel Holding S.A. ist das größte Unternehmen und wir werden es als Beispiel verwenden, um zu verdeutlichen, wie dieses 'Spiel' aufgebaut ist. Das Unternehmen besitzt die meisten Grundstücke und ist auch der größte Produzent und Exporteur von Sonnenblumenöl in der Ukraine. Sein Eigentümer, Andrei Werewski, rangiert auf Platz 16 der reichsten Menschen des Landes. NN Investment Partners Holdings, eine private Investmentgesellschaft mit Sitz in den Niederlanden, die von der Investmentbank Goldman Sachs übernommen wurde und mit der Goldman Sachs Asset Management Corporation fusioniert wurde, an der Vanguar und BlackRock mit 16 Prozent beteiligt sind, besitzt 42 Prozent. Daneben befinden sich noch sieben Prozent in den Händen von Vanguard, KopernikGlobal Investors LLC, einer US-Private-Equity-Firma, die Anteile an Kernel, MHP und Astarta hält, also an der ersten, dritten und sechstgrößten Gesellschaft. Kurz gesagt, die ukrainischen Unternehmen sind überhaupt nicht in ihrem Besitz; die meisten ihrer Aktien befinden sich in den Händen ausländischer Investoren."
Ähnlich verhält es sich mit anderen landwirtschaftlichen Betrieben und Korporationen der Ukraine – sie befinden sich praktisch im Besitz internationaler Konzerne. Dabei handele es sich hauptsächlich um führende Investmentfonds wie die Vanguard Group, KopernikGlobal Investors oder Goldman Sachs. Jetzt, da das Land vom Krieg erschöpft ist und eine dauerhafte internationale Finanzspritze benötigt, wird die Privatisierung in rasantem Tempo voranschreiten. "Die Ukraine wird bald zu einem Paradies für Investoren werden, die bereits einen Teil des ukrainischen Ackerlandes besitzen, wie zum Beispiel BlackRock und Vanguard Group", bemerkt das Nachrichtenportal. Schuldenbedingte Zwangsprivatisierungen, die Übertragung von Bodenschätzen an ausländische Eigentümer werden dann zu dem endgültigen Verlust des Landes durch den Konflikt führen.
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