Die Äußerungen von US-Senator Lindsay Graham, die er im Gespräch mit dem Präsidenten der Ukraine Wladimir Selenskij am Freitag getätigt hat, sorgten für einen Eklat und die Ausschreibung des US-Politikers zur Fahndung in Russland. Auf dem von Selenskijs Büro veröffentlichten Video waren die Ausschnitte so zusammengesetzt, als wenn er sagen würde: "Russen sterben – das ist das Beste, wofür wir je Geld ausgegeben haben.".
Laut der Nachrichtenagentur Reuters hatte Graham die Aussagen jedoch so nicht getätigt. Zwei Satzteile seien in verschiedenen Kontexten gesagt worden. Die kurze Anmerkung "Die Russen sterben." ("Russians are dying.") war die Erwiderung auf die Aussage Selenskijs "Freiheit oder Tod. Wir werden frei sein.". Die Erwähnung der Investitionen entstammt also offenbar einem anderen Zusammenhang.
Die Presse-Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa ließ solche Erklärungen nicht gelten und forderte den US-Senator in einer Videoansprache auf, das Gesagte ebenso offen per Video zu dementieren. Sie wies darauf hin, dass auch andere offizielle US-Stellen sich keine Mühe gegeben haben, Klarheit in die Situation zu bringen und sich für die Aussagen zu entschuldigen. Auch das Selenskij-Büro wurde für Manipulation nicht getadelt, kritsierte sie.
Im abendlichen Gespräch im Programm des Senders Rossija 2 "Abend bei Wladimir Solowjew" erinnerte sie an die Äußerungen des Ex-US-Präsidenten George W. Bush im Gespräch mit den zwei russischen Prankstern Wowan und Lexus im Mai letzten Jahres. Er glaubte, mit dem ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij gesprochen zu haben. Dem falschen Selenskij hatte er gesagt:
"Eure Hauptaufgabe besteht darin, so viele russische Truppen wie möglich zu töten."
Sacharowa betonte, dass Bush einem sehr einflussreichen politischen Clan in den USA angehöre und immer noch starken Einfluss auf die aktuelle Poltitik habe. Auch Graham sei kein Unbekannter, sondern ein aktiver Poltiker mit lebenslangem Senatoren-Status. Sie sagte:
"Es spricht einiges dafür, dass diese These, die wortwörtlich wiederholt wird, zu einer Handlungsanweisung geworden ist."
Im Interview und zuvor in einem auf ihrem Telegram-Kanal veröffentlichten Text legte sie dar, dass die USA auch schon früher einmal immense Unsterstützung an ein tödliches Regime geleistet hätten – an Hitler-Deutschland. Sie zählte US-Unternehmen auf, die Güter für den Militärbedarf des Hitler-Regimes in riesigen Mengen hergestellt hatten: Ford, General Motors, Kodak, Coca-Cola, Standard Oil, IBM und viele andere. Auch hätten die Banken JPMorgan Chase & Co und Chase National Bank "ihre Finger im Spiel" gehabt, als sie den Nazis halfen, milliardenschwere Transaktionen abzuwickeln und Dollars zu kaufen.
Sie wies auf die Abmachung mit dem Nazi-Wirtschaftsminister Hjalmar Schacht hin, wonach er später Freiheit im Austausch für Schweigen über die Finanzierung des Dritten Reichs auch aus dem Ausland bekam: Trotz der Proteste der Sowjets wurde er freigelassen und lebte unbehelligt bis zu seinem 93. Lebensjahr.
Auch sei der US-Unternehmer Henry Ford ein großes Vorbild für Hitler gewesen und hatte als erster Amerikaner das Großkreuz des Deutschen Adlers – die Höchstauszeichnung der Nazis für Ausländer – bekommen. Seine Fabriken, in denen auch Zwangsarbeiter schufteten, stellten in Deutschand jährlich bis zu 70.000 Lastwagen her. Die berühmte IBM Corporation stellte für die Nazis Buchhaltungs- und Kontrollmaschinen her, die unter anderem halfen, die Fahrpläne der Züge in die Vernichtungslager zu überwachen.
In ihrem Beitrag stützte sich Sacharowa auf die Veröffentlichungen in den westlichen Leitmedien. So zitierte sie den britischen Forscher Bradford Snell: "General Motors war ein integraler Bestandteil der deutschen Kriegsanstrengungen. Das Dritte Reich hätte Polen und Russland (UdSSR) ohne die Hilfe der Schweiz überfallen können. Aber ohne die Hilfe von General Motors wäre dies nicht möglich gewesen".
Mit einer Aufzählung von historischen Fakten stellte die russische Diplomatin einen direkten Zusammenhang zur aktuellen US-Politik her:
"Bezüglich Senator Graham gibt es viele Vergleichsmöglichkeiten. Eine der (US)-Investitionen führte zum Zweiten Weltkrieg und zum Holocaust.
Jetzt werden Milliarden amerikanischer Dollar in den unersättlichen Rachen des neonazistischen Kiewer Regimes geschüttet. In diesem Zusammenhang möchte ich die Senatoren und alle amerikanischen Nutznießer daran erinnern, wie das vorherige Abenteuer endete."
US-Senator Lindsey Graham gehört weltweit zu den hartnäckigsten Russland-Gegnern und fällt immer wieder mit krassen Äußerungen abseits jeglichen diplomatischen Umgangs auf. Im März 2022 rief er mit dem Satz "Gibt es einen Brutus in Russland?" indirekt zur Ermordung von Russlands Präsidenten Wladimir Putin auf.
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