In der Nähe eines Gipfels im iranischen Zagros-Gebirge, das sich über 1.500 km von der Provinz Kurdistan an der irakischen Grenze bis zur Straße von Hormus hinzieht, bauen Arbeiter eine Nuklearanlage, die so tief in der Erde liegt, dass sie wahrscheinlich außerhalb der Reichweite jeglicher US-Waffen liegt, um eine solche Anlage zerstören zu können. Das berichten Experten anhand von Satellitenbildern, die von The Associated Press analysiert wurden.
Die Fotos und Videos der kalifornischen Firma Planet Labs PBC zeigen, dass Iran bereits Tunnel ins Gebirge gräbt, und zwar in der Nähe der Nuklearanlage in Natanz, die während des andauernden Konflikts zwischen Teheran und dem Westen über das iranische Atomforschungsprogramm bereits wiederholt Sabotageangriffen ausgesetzt war.
Iran hatte unlängst im November 2022 in der unterirdischen Anlage Fordo, neben der Atomanlage Natanz gelegen, mit der Urananreicherung auf 60 Prozent Anteil an spaltbarem Material U-235 begonnen. Auch in der Atomanlage Natanz hatte Iran Uran-235 bereits auf bis zu 60 Prozent angereichert, was weit über der im Atomabkommen aus dem Jahr 2015 vorgesehenen Obergrenze von 3,67 Prozent liegt.
Die Fertigstellung einer neuen unterirdischen Anlage "wäre ein Alptraumszenario, das eine neue Eskalationsspirale in Gang setzen könnte", warnte Kelsey Davenport, der Direktor für Nichtverbreitungspolitik bei der in Washington ansässigen Arms Control Association. "Wenn man bedenkt, wie nahe Iran damit an einer Bombe ist, hat er nur sehr wenig Spielraum, um sein Programm zu beschleunigen, ohne die roten Linien der USA und Israels zu überschreiten. Zum jetzigen Zeitpunkt erhöht jede weitere Eskalation das Risiko eines Konflikts". Das neue Projekt wird in der Nähe von Natanz, etwa 225 Kilometer (140 Meilen) südlich von Teheran, gebaut. Natanz ist seit dem Bekanntwerden seiner Existenz vor zwei Jahrzehnten ein Streitpunkt über das iranische Atomprogramm zwischen Teheran und dem Westen.
Die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen antwortete auf Fragen der AP zu dem Bauvorhaben, dass "die friedlichen nuklearen Aktivitäten Irans transparent sind und unter der Aufsicht der Internationalen Atomenergiebehörde stehen". Nach iranischen Angaben soll der Neubau ein oberirdisches Zentrum zur Herstellung von Zentrifugen in Natanz ersetzen, das im Juli 2020 durch eine Explosion und einen Brand beschädigt wurde. Teheran machte Israel für den Vorfall verantwortlich, das seit langer Zeit verdächtigt wird, immer wieder Sabotagekampagnen gegen Irans Atomprogramm zu führen.
Irans Strategie zielt derzeit darauf ab, die Integration und die Orientierung des Landes gen Osten zu intensivieren. Teheran setzt gleichzeitig sein Atomprogramm für die Ausbalancierung seiner Beziehungen zwischen dem Westen und dem Osten ein. Iran hat sich auch laut CIA-Informationen bisher noch nicht dazu entschlossen, eine Atomwaffe zu bauen. Durch sein Raketenprogramm besitzt Iran jedoch bereits schon eine starke Abschreckungsfähigkeit gegenüber seinen Rivalen.
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