Am 11. Mai ließ der umtriebige Milliardär und aktuelle Geschäftsführer von Twitter, Elon Musk, seine Millionen Follower wissen, wie sich zeitnah der bereits angekündigte Rückzug als leitender Geschäftsführer gestalten wird. So heißt es in der ankündigenden Mitteilung:
"Ich freue mich, mitteilen zu können, dass ich eine neue CEO (Geschäftsführerin) für X/Twitter eingestellt habe. Sie wird in ~6 Wochen anfangen! Meine Rolle wird in die eines Geschäftsleitungssitzes & CTO (Technischer Leiter) übergehen, der für Produkt, Software und Sysops verantwortlich ist."
Musk nannte bei seiner Ankündigung keinen Namen, jedoch lancierte das Wall Street Journal (WSJ) bereits kurze Zeit später eine erste konkrete Vermutung. So titelte das Blatt noch am späten Abend (Bezahlschranke):
"Linda Yaccarino von NBCUniversal ist im Gespräch, Twitter-CEO zu werden."
Yaccarino und Musk saßen erst vor wenigen Wochen gemeinsam auf einer Bühne, als sie ihn für ihren bisherigen Arbeitgeber NBCUniversal interviewte. Die Veranstaltung hieß annähernd prophetisch: "Grundsatzrede – Twitter 2.0: Von Konversationen zu Partnerschaften".
Yaccarinos aktueller Arbeitgeber NBCUniversal, LLC ist ein 2004 gegründetes US-amerikanisches Medienunternehmen mit Firmensitz in New York City und gehört zum weltweit drittgrößten Medienunternehmen Comcast. Sie selbst stellt dabei die "Vorsitzende der Abteilung für globale Werbung und Partnerschaften bei NBCU" und ist seit mehr als einem Jahrzehnt bei NBCU tätig. Schwerpunkt ihrer jetzigen Tätigkeit sei es, "sich in der Branche für bessere Möglichkeiten zur Messung der Wirksamkeit von Werbung einzusetzen", so das WSJ berichtend.
Der WSJ-Artikel geht ausführlich auf vermeintliche Strategiefehler Musks als Twitter-CEO ein. So hätten diverse Entscheidungen nach der milliardenschweren Übernahme zu Umsatzeinbrüchen geführt. Diesbezüglich heißt es:
"Im Jahr 2021, dem Jahr bevor Musk Twitter in die Privatwirtschaft überführte, machte die Werbung fast 90 Prozent der Einnahmen des Unternehmens aus. Die Einnahmen und bereinigten Gewinne von Twitter sind im Dezember im Vergleich zum Vorjahr um etwa 40 % gesunken …"
Eine wesentliche, zumindest nicht uninteressante Information zu Yaccarinos Vita wird den WSJ-Lesern vorenthalten. So heißt es in ihrem LinkedIn-Eintrag in der Rubrik: Organisationen zweimal erwähnend:
- Weltwirtschaftsforum – Executive Chair: Januar 2019 - Heute
- Weltwirtschaftsforum – Werberat, ehemalige Vorsitzende des Verwaltungsrats und Mitglied des Exekutivausschusses 2014 - Heute
In der erstgenannten Erwähnung heißt es erläuternd:
"Yaccarino ist Vorsitzende der WEF-Taskforce "Zukunft der Arbeit" und gehört dem WEF-Lenkungsausschuss für die Medien-, Unterhaltungs- und Kulturindustrie an. Außerdem engagiert sie sich stark für die Initiative "Value in Media."
Des Weiteren heißt es in dem WEF-Eintragsabschnitt:
"Yaccarino ist seit 2014 Mitglied des Verwaltungsrats des Werberats und seit 2015 Mitglied des Exekutivausschusses. Sie diente zunächst als stellvertretende Vorsitzende, bevor sie von 2021 bis 2022 zur Vorsitzenden des Verwaltungsrats ernannt wurde.
Als Vorsitzende des Ad Council 2021–2022 arbeitete Yaccarino mit der Wirtschaft, dem Weißen Haus und Regierungsbehörden zusammen, um eine COVID-19-Impfkampagne mit Papst Franziskus zu entwickeln, die über 200 Millionen Amerikaner erreichte."
Yaccarino ist auch auf der Liste der Teilnehmer des diesjährigen "World Economic Forum Annual Meeting 2023" aufgeführt. Hierbei als Mitglied der akkreditierten Medienbranchenteilnehmer für ihren Arbeitgeber NBCUniversal. Im Januar des Jahres 2020 war Yaccarino Teilnehmerin eines WEF-Panels mit dem Titel:
"Die Zukunft von Medien, Unterhaltung und Kultur gestalten – Ein strategischer Überblick über die Branchen, Institutionen und Initiativen, die den systemischen Wandel vorantreiben."
Die Washington Post kommentierte zu der mutmaßenden Twitter-Personalie, dass "die Wahl von Yaccarino, einem langjährigen Insider der Medienbranche, einen Wandel bei der kränkelnden Microblogging-Plattform signalisiere und sich als Erleichterung für die Werbekunden erweisen könnte". Zu Yaccarinos Rolle beim World Economic Forum heißt es in dem Artikel:
"Einige Musk-Fans haben Yaccarinos Arbeit beim Weltwirtschaftsforum, einer Organisation von politischen Machthabern und globalen Wirtschaftsführern, die Musk kritisiert hat, als Zeichen dafür gewertet, dass sie Twitter zu seinen alten Methoden zurückführen oder Musks Initiativen zur freien Meinungsäußerung einschränken wird."
In einem Tweet reagierte der kritisierte Musk auf die sich dynamisierend Diskussion zur Causa Yaccarino und erklärte, dass "das Engagement der Plattform für Open-Source-Transparenz und die Akzeptanz eines breiten Spektrums von Standpunkten unverändert" bleibe.
Die offizielle Bekanntgabe und Namensnennung seiner Nachfolgerin soll laut Elon Musk zu Beginn der kommenden Woche erfolgen.
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