Abtrünniges Transnistrien bittet Russland um Stationierung zusätzlicher Kräfte

Angesichts der wachsenden Spannungen in der Region hat das international nicht anerkannte Transnistrien um Aufstockung der dort stationierten friedenssichernden Truppen gebeten. Das hat der Vertreter der abtrünnigen Republik in Moskau RIA Nowosti berichtet.

Die Behörden der nicht anerkannten Moldawischen Transnistrischen Republik (TMR) bitten Russland, die in der Region stationierten Friedenstruppen personell aufzustocken. Das sei angesichts der wachsenden Sicherheitsrisiken gerechtfertigt, erklärte Leonid Manakow, Leiter der TMR-Vertretung in Russland, gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Der Diplomat erinnerte daran, dass Russland nach den geltenden Vereinbarungen zur Beilegung des Konflikts in Transnistrien berechtigt sei, ein größeres Kontingent friedenssichernder Truppen in der Region zu stationieren, als es jetzt der Fall ist: 

"1995 beschloss Russland einseitig und ohne Zustimmung der Gemeinsamen Kontrollkommission, sein eigenes Kontingent auf zwei motorisierte Schützenbataillone zu reduzieren, obwohl es ursprünglich sechs waren. Mit anderen Worten, die derzeitige Stärke beträgt nicht mehr als 450 ständig in der Sicherheitszone stationierte russische Friedenssoldaten. Gleichzeitig beträgt die in den Dokumenten der Kommission festgelegte Personalstärke 3.100."

Er fügte hinzu, dass eine Aufstockung der russischen Friedenstruppen rechtlich möglich und im Falle von Provokationen und terroristischen Bedrohungen gerechtfertigt sei:

"Es gibt eine solche Option, und sie ist im Hinblick auf die Verschärfung der Sicherheitsrisiken, einschließlich der terroristischen Bedrohung, gerechtfertigt und durch die im Rahmen der Aktivitäten der Gemeinsamen Kontrollkommission angenommenen Dokumente rechtlich abgesichert."

Dem Diplomaten zufolge könnte die Friedenstruppe auch durch Rekrutierung der in der Region wohnhaften Russen aufgestockt werden:

"Transnistrien hat wiederholt die Aufstockung der russischen Friedenstruppen beantragt, auch durch die Rekrutierung von Soldaten aus den Reihen der russischen Staatsbürger, die ihren ständigen Wohnsitz in Transnistrien haben."

Der Frieden in der transnistrischen Konfliktzone wird von einer gemeinsamen Friedenstruppe aufrechterhalten, der 402 russische Soldaten, 492 transnistrische, 355 moldauische und zehn ukrainische Militärbeobachter angehören. Die Friedenstruppe ist an 15 stationären Posten und Kontrollpunkten in den wichtigsten Teilen der Sicherheitszone eingesetzt.

Transnistrien, dessen Bewohner zu 60 Prozent Russen und Ukrainer sind, strebt seit den letzten Jahren der UdSSR die Abspaltung von Moldawien an. Auslöser war die Befürchtung, dass sich die Republik Moldau auf der Welle nationalistischer Proteste Rumänien anschließen könnte. Nach einem erfolglosen Versuch der damals in der moldawischen Hauptstadt Chişinău regierenden Nationalisten, das Problem mit Gewalt zu lösen, wurde Transnistrien 1992 de facto ein unabhängiges Gebiet. Mehr zur Geschichte des Konflikts in Transnistrien kann hier nachgelesen werden. 

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