Medienberichten zufolge hat der ukrainische Sicherheitsdienst SBU am Freitag in Charkow den bekannten Blogger und Filmemacher Gonzalo Lira verhaftet. Videoaufnahmen in sozialen Netzwerken zeigen die Verhaftung.
Gonzalo Lira lebt seit einigen Jahren in der Ukraine und berichtete kritisch über die Lage im Land. Im März vergangenen Jahres wurde er schon einmal verhaftet, kam nach einer Woche jedoch wieder frei. Ungeachtet dieser Erfahrung blieb er in der Ukraine. Nunmehr beschuldigen die Strafverfolgungsbehörden ihn, die "russische Besatzung" zu unterstützen und Moskaus "offensichtliche Kriegsverbrechen während des Krieges" zu verherrlichen. Außerdem soll er versucht haben, die höchste militärische und politische Führung der Ukraine zu diskreditieren.
Der SBU wirft ihm auch vor, die Fakten der russischen Raketenangriffe auf ukrainische Städte und die Massentötung von Zivilisten durch die Invasionstruppen zu leugnen.
Bei einer Durchsuchung seines Besitzes fanden die Strafverfolgungsbehörden Mobiltelefone und einen Computer, die angeblich Beweise für seine "illegalen Aktivitäten" enthalten sollen. Gegen den Journalisten wurde inzwischen von einem Gericht Untersuchungshaft angeordnet. Die Ermittlungen dauern an.
Gonzalo Lira ist von Beruf Autor und Filmregisseur, er hat in Chile mehrere Romane veröffentlicht. Er ist chilenischer und US-amerikanischer Staatsbürger, lebte aber schon vor Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine, hat Frau und Kinder in Charkow. Anfang März 2022 begann er per Video und Diskussionen im Livestream aus der Ukraine zu berichten, vor allem in seinen privaten Kanälen auf Youtube und Twitter. Er berichtete dabei auch über die Umstände, unter denen er sich in Charkow befand. Es sei ihm nicht möglich, die Ukraine zu verlassen, weil er an jedem Kontrollpunkt verhaftet werden könnte.
Am 15. April 2022 wurde Lira vom ukrainischen Geheimdienst SBU festgenommen, auch damals wurden sein Computer und sein Mobiltelefon beschlagnahmt. Am 22. April 2022 gab es dann wieder ein Lebenszeichen von ihm, als er nach seiner Entlassung ein Videointerview gab. Er gab damals an, die "offizielle Seite" habe ihm ausdrücklich untersagt, Charkow zu verlassen.
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