Eine Analyse von Bradley Blankenship
Schätzungen gehen davon aus, dass seit 2014 mindestens 350.000 Menschen durch den Krieg im Jemen oder an seinen Folgen ums Leben gekommen sind. Darunter etwa 85.000 Kinder unter fünf Jahren, die an Hunger gestorben sind. Grundlegende zivile Infrastrukturen und Lieferketten sind zusammengebrochen, während üblicherweise behandelbare Krankheiten, wie Cholera, unzählige Menschenleben gefordert haben.
Der Krieg fand hauptsächlich zwischen der jemenitischen Regierung von Rashad al-Alimi statt, die 2022 jene von Abdrabbuh Mansur Hadi ablöste, und der bewaffneten Bewegung der Huthi. Der Konflikt eskalierte erheblich, als Saudi-Arabien 2015 involviert wurde, indem es Hadi – und später al-Alimi – in einem Stellvertreterkrieg zwischen Riad und Teheran unterstützte, wobei der Iran Gerüchten zufolge die Huthis unterstützt haben soll. Einige meiner ersten Erinnerungen als Autor und Moderator beim Hochschulradio waren Gespräche mit Opfern dieses Krieges und ihre Schilderungen über die Situation vor Ort.
Glücklicherweise sieht es jetzt danach aus, als könnte dieser Krieg zu Ende gehen. US-Medien berichteten am 6. April, dass zwischen den Kriegsparteien ein Waffenstillstand geschlossen worden wäre, der mindestens bis Ende dieses Jahres anhalten soll. Dann, am 7. April, berichtete die libanesische Nachrichtenagentur Al Mayadeen, Riad hätte den Führungsrat des jemenitischen Präsidenten über seine Entscheidung informiert, den Krieg zu beenden und die Akte Jemen ein für alle Mal zu schließen. Dies wurde durch einen Bericht von Reuters bekräftigt, der zudem bestätigte, dass saudische Delegierte in die Hauptstadt Sanaa reisen würden, um einen "dauerhaften Waffenstillstand" zu erörtern. Und tatsächlich endeten diese Gespräche am 14. April und es wird davon ausgegangen, dass sie weitergeführt werden.
Anhand dieser Situation ist zu erwarten, dass das Auftauen der Beziehungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien wahrscheinlich zu einem Ende der Konflikte im Jemen und in Syrien führen wird. Und wir sehen jetzt, wie sich dies abspielt. Vor allem war es nicht US-Präsident Joe Biden, der versprochen hatte, den Konflikt zu beenden, sondern China, das die Voraussetzungen für diese diplomatische Errungenschaft geschaffen hat. Und es ist nicht einmal ein Geheimnis unter US-Kommentatoren, da Medien wie The Intercept, die zahlreiche außenpolitische Experten zitieren, China die Anerkennung zollen.
Es ist schwierig, die Schrecken von Kriegen zu vergleichen, aber in den Jahren, in denen ich mit Opfern von Konflikten gesprochen habe, darunter jüngst mit ukrainischen Flüchtlingen oder früher mit Afghanen, Syrern und anderen, stammen einige der bemerkenswertesten Geschichten, die ich je gehört habe, von Jemeniten. Es war zweifellos einer der brutalsten und umfassendsten Kriege, der in der modernen Geschichte geführt wurde, und doch fand er fast ein Jahrzehnt lang so gut wie vollständig unter dem Radar der meisten westlichen Medien statt.
Trotz all seines diplomatischen Kapitals und der Verbindungen in den Nahen Osten hat es Washington – das versprochen hatte, den Konflikt zu beenden – irgendwie geschafft, dermaßen gegen einen Frieden zu sein, dass sogar ewige Todfeinde an den Verhandlungstisch getrieben wurden. Und jetzt, wie das Wall Street Journal kürzlich berichtete, äußerte CIA-Direktor William Burns seine "Frustration" über Riads Annäherung an seinen regionalen Rivalen Iran. Anscheinend fühlen sich die USA von der Flut friedlicher Resolutionen "überrumpelt" – Dinge, die sie anscheinend nicht einmal begreifen konnten – und sind nun wütend auf Riad, das bisher einer der größten Importeure von Waffen aus den USA war.
Unter dieser Frustration liegt natürlich ein Gefühl des Verlustes begraben. Jeder, der mit der US-Politik – und insbesondere der US-Außenpolitik – einigermaßen vertraut ist, weiß, dass diese vom großen Geld dominiert wird. Außenpolitisch ist dies vor allem der militärisch-industrielle Komplex, der von Krieg und Hass lebt, und Frieden ist nun mal schlecht fürs Geschäft. Und so sind die Oberherren dieser US-Offiziellen – die Leute, die ihre Wahlkampagnen und/oder die Wahlkampagnen ihrer Vorgesetzten finanzieren – wahrscheinlich verärgert.
Eine solche Reaktion erklärt, warum die US-Diplomatie dem Frieden grundsätzlich entgegengesetzt ist. Die USA sind seit etwa drei Jahrzehnten – wahrscheinlich wohl noch länger – in zahlreiche Konflikte im Nahen Osten verwickelt. In dieser langjährigen Geschichte zwischen Washington und seinen "Partnern" in der Region hat die US-Außenpolitik außerordentlich wenig vorzuweisen. Die Wahrheit ist, dass die USA Zwietracht und Konflikte gesät, geschürt, ausgeweitet und buchstäblich davon profitiert haben.
Andererseits will China auf andere Weise Geschäfte in der Region machen. Peking ist, um bei den Fakten zu bleiben, der viertgrößte Waffenlieferant der Welt – aber laut Statista hat es nur einen globalen Marktanteil von 5,2 Prozent im Vergleich zu Washingtons 40 Prozent. Chinesische Unternehmen wollen ihre Waren oder Dienstleistungen verkaufen, Infrastruktur entwickeln und erschwingliche und zuverlässige Produkte veräußern. Dies schafft ein politisches Umfeld, in dem Stabilität, Berechenbarkeit und Ordnung geschätzte Werte sind.
Daher ist es weitgehend der chinesischen Diplomatie zu verdanken, wenn das erwartete Ende dieser grausamen menschlichen Tragödie, die der Krieg im Jemen gewesen ist, eintrifft. Im Gegensatz zu dem, was Washington über seine sogenannte "regelbasierte internationale Ordnung" proklamiert, eine Ordnung, die scheinbar niemand wirklich erklären kann, glaubt Peking an den Status quo, der nach dem Zweiten Weltkrieg etabliert wurde: an internationales Recht, an die Vereinten Nationen, an Souveränität und Diplomatie. Und genau deshalb glaubt eine wachsende Zahl hochrangiger europäischer Beamter, darunter zuletzt der französische Präsident Emmanuel Macron, dass China auch bei der Schlichtung des Ukraine-Konflikts helfen kann.
Übersetzt aus dem Englischen.
Bradley Blankenship ist ein in Prag lebender amerikanischer Journalist, Kolumnist und politischer Kommentator. Er hat eine Kolumne bei CGTN und ist freiberuflicher Reporter für internationale Nachrichtenagenturen, darunter die Nachrichtenagentur Xinhua. Er twittert auf @BradBlank_
Mehr zum Thema - Der Drahtzieher des Jemen-Kriegs: USA plädieren auf einmal für Ende des Konflikts