Europa steht auf dem Rohölmarkt kurz vor einem harten Kampf mit Asien, prognostizieren die Analysten Amrita Sen und Christopher Haines vom Beratungsunternehmen Energy Aspects, wie Bloomberg schreibt. Die Experten gehen davon aus, dass Asien die von Europa vorgeschlagenen Ölpreise überbieten könnte, was die Europäer möglicherweise dazu zwingen könnte, Maßnahmen zum Ausgleich des Marktes zu ergreifen.
Derzeit befindet sich Europa in einer schwierigen Situation, heißt es. Die Lieferungen aus Russland gingen seit dem Beginn der Kampfhandlungen in der Ukraine um fast eine Million Barrel zurück. Zugleich verlor die EU Einfuhren von Öl aus dem Nordirak, das ähnliche Eigenschaften wie Öl aus Russland hat. Die Beschaffungen von dort wurden aufgrund von Zahlungsproblemen eingestellt, während im März noch mindestens 169.000 Barrel pro Tag in die EU geliefert wurden. Darüber hinaus einigten sich die OPEC+ Länder, darunter Russland und Saudi-Arabien, Anfang April darauf, die Ölproduktion um 1,6 Millionen Barrel pro Tag zu senken.
Unterdessen wird die Nachfrage bei den Raffinerien in Asien, insbesondere in China, nach der Art von Rohöl höher, die Russland und Nordirak produzieren. Dieses Rohöl ist nach Angaben der Agentur die "Hauptnahrung" der asiatischen Raffinerien.
Verschiedene Beschränkungen verschärfen die Spannungen auf dem Markt für dieses Rohöl. Zumal auch die Länder des Nahen Ostens begannen, mehr eigenes Rohöl zu verwenden, um die Raffination in ihren neuen Anlagen zu steigern, erklärt Bloomberg weiter.
Im Dezember verhängte die EU eine Preisobergrenze für Rohöl aus Russland und im Februar wurde die Beschränkung auf Mineralölprodukte ausgedehnt. Die russischen Behörden halten die Sanktionen für rechtswidrig. Als Reaktion auf diese Maßnahmen stellte Russland seine Öllieferungen an die Länder ein, die die Preisobergrenze verhängt hatten, und konzentriert sich seitdem auf den asiatischen Markt. Nach Schätzungen des Analysedienstleisters Vortexa entfielen im März bis zu 91 Prozent der Ausfuhren auf China und Indien.
In Asien begann derweil der Verkauf von russischem Ural-Rohöl mit starken Preisnachlässen, die bis unter die Kosten reichten, wie Reuters im Dezember berichtete. So lag der Preisnachlass für russisches Rohöl in Indien im vergangenen Monat bei 12 bis 15 US-Dollar, verglichen mit den zuvor erzielten Abschlüssen.
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