US-Sender Fox News trennt sich von Quotengarant Tucker Carlson

Der US-Moderator Tucker Carlson verlässt Fox News. Die Entscheidung des Senders erfolgte laut Pressemitteilung im gegenseitigen Einverständnis und ohne Übergangsfrist. Carlson galt als unbedingter Kritiker der US-Maßnahmenpolitik in der Coronakrise wie auch im Ukraine-Krieg.

Die Entscheidung des Senders überraschte Fans wie auch Kritiker des erfolgreichen Moderators. Tucker Carlson erreichte mit seiner Sendung "Tucker Carlson Tonight" seit Jahren regelmäßig ein Millionenpublikum für Fox News. Zu den Beweggründen heißt es in der offiziellen Mitteilung von Fox kurz und knapp:

"Fox News Media und Tucker Carlson haben sich darauf geeinigt, getrennte Wege zu gehen. Wir danken ihm für seine Dienste für das Netzwerk als Moderator und davor als Mitarbeiter."

In einem weiteren Absatz informierte der Sender darüber, dass die letzte Sendung des geschassten Moderators am 21. April ausgestrahlt wurde. Fox befindet sich im Besitz des Medienmoguls Rupert Murdoch. In der Übergangsphase einer Neukonzeptionierung der abendlichen Sendung würden "wechselnde Fox-News-Persönlichkeiten" moderieren, bis "ein neuer Moderator ernannt wird", so die Mitteilung.

Carlson selbst machte im Rahmen seiner letzten Auftritte keinerlei Andeutungen über eine mögliche Trennung von seinem Haussender. Die Diskussionen um die Gründe beschäftigen auf breiter Ebene die überraschte Medien- und Fangemeinde.

Vordergründig bei den Kritikern Carlsons wird die Klage eines Wahlmaschinen-Herstellers gegen Fox genannt. Das Unternehmen Dominion Voting Systems hatte den Sender vor einem Gericht im US-Bundesstaat Delaware wegen Verleumdung verklagt und behauptete, der Sender und speziell Carlson hätten "unbegründete" Behauptungen des ehemaligen Präsidenten Donald Trump über mögliche Wahlmanipulationen im Jahr 2020 gestützt und verbreitet. Fox hat den Rechtsstreit letzte Woche gegen eine Zahlung von 787,5 Millionen Dollar (rund 714 Millionen Euro) beigelegt. Die Tagesschau unterstellt Carlson in seinen Sendungen "rassistische, sexistische und transfeindliche" Inhalte zu propagieren.

Kritischere Beobachter erkennen jedoch andere Hintergründe wie etwa die mehr als kritische Berichterstattung Carlsons in den vergangenen drei Jahren zur weltweiten Coronakrise. Carlson äußerte sich klar und deutlich zu den seiner Meinung nach fragwürdigen Kooperationen in dieser Zeit zwischen der fordernden Politik und der Pharmaindustrie.

Der Moderator kommentierte unmissverständlich seine Zweifel an den politischen Maßnahmen in den USA und weltweit. Dafür schaltete er für Interviews auch kritische und diskreditierte Wissenschaftler und Politiker aus den USA und Europa in seine Sendung.

Der demokratische Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy Jr. teilte in einem Twitter-Beitrag seine Vermutung mit:

"Fox feuerte Tucker Carlson fünf Tage nachdem er die rote Linie überschritten hat, indem er bestätigte, dass die Fernsehsender einen tödlichen und unwirksamen Impfstoff propagierten, um ihre Pharma-Werbekunden zufriedenzustellen. Carlsons atemberaubend mutiger Monolog vom 19. April brach die zwei wichtigsten Regeln des Fernsehens:

Tucker sagte die Wahrheit darüber, wie gierige Pharma-Werbetreibende den Inhalt der Fernsehnachrichten kontrollieren, und er geißelte unterwürfige Nachrichtensprecher dafür, dass sie für Impfungen werben, von denen sie wissen, dass sie tödlich und wertlos sind.

Viele Jahre lang hatte Tucker die landesweit größte Einschaltquote von durchschnittlich 3,5 Millionen Zuschauern – zehnmal so viel wie CNN. Fox hat gerade die erschreckende Macht von Big Pharma demonstriert."

Kennedy Jr. war erst kürzlich zu Gast in Carlsons Tonight Show, um seine Präsidentschaftsbewerbung, die US-Außenpolitik in der Ukraine und seine eindeutige Kritik zu Beobachtungen und Äußerungen in der Coronakrise zu thematisieren. Der Neffe des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy war in der Frühphase dieser Zeit als Live-Gast auch Bühnenredner auf der Querdenken-Demonstration am 28. August 2020 in Berlin.

Der investigative US-Journalist Glenn Greenwald kommentierte den Abgang von Carlson bei Fox nachfolgend mit dem Twitter-Beitrag:

"Tucker war der Kabelmoderator, der am meisten:

 - sich gegen den US-Vertreterkrieg in der Ukraine aussprach;

 - CIA, FBI und DHS für ihre systematischen Lügen und Korruption anprangerte;

 - sich für eine Begnadigung von Julian Assange einsetzte;

 - sich gegen die Bemühungen um einen Regimewechsel in Kuba wandte;

 - den Militarismus der Trump-Administration kritisierte."

Kritiker der Sender-Entscheidung erinnerten an die Tatsache, dass unter anderem das Finanzinstitut BlackRock im Besitz von 45,74 Millionen Aktien der Fox Corporation Klasse A (FOXA) sind. Der Finanzjournalist Ernst Wolff resümierte zu dem Ereignis:

"Der digital-finanzielle Komplex lässt die Muskeln spielen: Der in den USA populäre Fox News-Moderator Tucker Carlson spricht offen darüber, wie Pharma-Werbetreibende die Inhalte von Fernsehnachrichten beeinflussen und wird für seine Aussagen gefeuert. "

Noch am letzten Wochenende argumentierte die demokratische Kongressabgeordnete Ocasio-Cortez in einem Interview, dass Carlson nach dem US-Bundesgesetz ihrer Meinung nach generell nicht auf Sendung gehen dürfe. So sagte sie:

"Wenn man sich anschaut, was Tucker Carlson und einige dieser anderen Leute bei Fox machen, dann ist das ganz, ganz klar Aufstachelung zur Gewalt – ganz klar Aufstachelung zur Gewalt."

Das Interview wurde von der früheren Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, geführt, die mittlerweile Moderatorin bei dem mit Fox konkurrierenden Kabelsender MSNBC ist. Carlson kam zwar bereits 2009 zu Fox News, wurde aber erst mit seiner Abendsendung, die seit 2016 läuft, zum US-weit beliebten und anerkannten Star des Senders.

Bezüglich seiner beruflichen Zukunft bei Fox erwähnte Carlson letzte Woche in einer seiner letzten Sendungen den Start einer neuen Staffel seiner Dokumentarserie mit dem Titel "Tucker Carlson Originals". Am 21. April hielt er eine Grundsatzrede bei der konservativen Denkfabrik Heritage Foundation und erwähnte auch dort nicht, dass er sich von Fox trennen werde.

Die Aktien der Muttergesellschaft des Senders, der Fox Corporation, fielen nach der Ankündigung um 4,7 Prozent.

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