Chinesische Studie: TikTok eingebettet in westlichen Informationskrieg

Die Plattform für Kurzvideos TikTok sitzt zwischen den Stühlen, wie eine aktuelle Studie des chinesischen Militärs zeigt. Der Westen nutzt TikTok für seinen Informationskrieg gegen Russland. Gleichzeitig verurteilt er die Präsenz von russischen Akteuren auf der Plattform.

Laut einer Studie, die von Wissenschaftlern der chinesischen Volksbefreiungsarmee erstellt wurde, ist TikTok eine derjenigen Internet-Plattformen, auf denen im großen Maßstab antirussische Propaganda betrieben wird. Die Studie wurde am 3. April im Journal Modern Defence Technology in chinesischer Sprache veröffentlicht. Darüber berichtet der Wissenschaftsjournalist Stephen Chen in der South China Morning Post.  

Laut der Studie ist TikTok gemeinsam mit Facebook, Twitter, Google und anderen westlichen Internet-Giganten eine der wichtigsten Plattformen im Informationskrieg gegen Russland. Wie auch die westlichen Plattformen lässt TikTok zu, dass dort "in großem Maßstab die russische militärische Moral untergraben" und das internationale Image Russlands beschädigt wird, zitiert Chen einen der Designer der Studie.

Chen macht auf den Konflikt bei TikTok aufmerksam, der sich aus seiner doppelten Struktur ergibt. Einerseits ist TikTok eine westliche Firma mit Sitz in Los Angelos und Singapur. Auf der anderen Seite ist der Mutterkonzern ByteDance ein chinesisches Unternehmen, das chinesischem Recht unterliegt. TikTok sitzt damit zwischen den Stühlen und wird von beiden Seiten kritisiert. Die Kritik hat mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine zur Unterstützung der Donbasser Volksrepubliken in ihrem Kampf gegen das Kiewer Regime deutlich zugenommen.

So hat die Plattform beispielsweise über eintausend Konten aus Russland für den Upload gesperrt, die mit der russischen Regierung in Verbindung gebracht werden. 

Doch das sei nicht genug, kritisiert beispielsweise die Alliance for Securing Democracy, die zum transatlantischen Thinktank German Marshall Fund gehört. Die Alliance for Securing Democracy verurteilt beispielsweise, dass RT auf TikTok mehr Follower habe als die New York Times

Die Studie der Volksbefreiungsarmee weist darauf hin, dass die USA soziale Medien für den Informationskrieg nutzen. So werde breit auf angebliche russische Kriegsverbrechen hingewiesen, während die Ukraine in einem positiven Licht dargestellt werde. Dabei käme auch künstliche Intelligenz zum Einsatz, die Fake News produziere, um die russische Armee zu delegitimieren.

Russland setze zwar auch private Unternehmen zur Desinformation ein. Diese Strukturen seien jedoch weit weniger ausgebaut wie die westlicher Konzerne, stellen die Wissenschaftler fest.

Die Studie kommt abschließend zu der Einschätzung, dass private Firmen zunehmend in Konflikt mit den Ideen und Interessen der Staaten kommen, da die privaten Unternehmen aufgrund ihrer Reichweite an Einfluss gewonnen haben. Aus diesem Grund sei eine strengere Überwachung der Konzerne notwendig, um Gefahren, die sich für die Stabilität von Staaten ergeben, frühzeitig erkannt und eliminiert werden können. 

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