Nach der Übernahme der Social-Media-Plattform Twitter galt als eine der ersten überraschenden Maßnahmen seitens des neuen Besitzers Elon Musk die Enthüllung der kooperativen Momente zwischen der vormaligen Twitter-Geschäftsführung und staatlichen US-Behörden und Geheimdiensten.
Musk stellte im Anschluss an seine Untersuchungen und Erkenntnisse US-Journalisten die sogenannten Twitter-Files zur Verfügung. Diese beinhalten tausende Mails Schriftverkehr zwischen Twitter und den wichtigsten politischen und wissenschaftlichen Protagonisten der Corona-Krise in den USA.
Der 81-jährige Anthony Fauci war bis zu seiner jüngsten Pensionierung medizinischer Top-Berater mehrerer US-Präsidenten und Chef des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID). Die Tagesschau bezeichnete ihn im August 2022 als "Amerikas Stimme der Vernunft", bezogen auf sein Agieren in der amerikanischen Corona-Krise.
Der US-Journalist Paul D. Thacker analysierte nun im Rahmen der sogenannten Twitter-Files-Veröffentlichungen in einem Substack-Artikel genau diese Schaffensphase Faucis. Der Titel lautet:
"Twitter liebt Dr. Fauci und die 'Marketingstrategie' von Big Pharma"
Die Einleitung des Artikels gibt bereits einen inhaltlich brisanten Hinweis: Die Dokumente, die bei Twitter aufgedeckt worden seien, deuteten eindeutig darauf hin, dass Anthony Fauci "unter Eid gelogen hat, und dass ein Social-Media-Unternehmen – Twitter – bei der Vermarktung von COVID-Impfstoffen geholfen hat, während es Tweets als 'Fehlinformationen' über Impfstoffe gekennzeichnet und entfernt hat", so Thacker in seinem Artikel.
Zur Causa Fauci eröffnete Musk persönlich den Angriff auf den als unangreifbar, jedoch kontrovers wahrgenommenen US-Mediziner. Am 11. Dezember 2022 lautete ein zweiteiliger Twitter-Beitrag von Musk provokativ:
"Meine Pronomen sind Staatsanwaltschaft/Fauci. Die Wahrheit schwingt mit ..."
Fauci informierte daraufhin das Millionenpublikum des Senders Fox News mit dem Hinweis:
"Ich habe keine Ahnung, wovon er spricht (...) Ich wünschte, ich wüsste es... Ich habe kein Twitter-Konto. Ich hatte noch nie ein Twitter-Konto. Ich habe auch nicht vor, ein Twitter-Konto zu haben, und ich habe nichts mit Twitter zu tun."
Fauci bestätigte diese Wahrnehmung bereits im Laufe des Jahres 2022, während einer fast 7-stündigen Befragung vor dem US-Kongress. Unter Eid habe der damalige medizinische Berater von Präsident Biden geleugnet, "Twitter zu benutzen oder den sozialen Medien überhaupt Aufmerksamkeit zu schenken", so Thacker zusammenfassend. Es folgen laut dem Substack-Artikel mehrere Zitate Faucis aus ebendieser Anhörung:
"Ich mache keine sozialen Medien.
Da ich keinen Twitter-Account habe, sehe ich keine Tweets. Ich bin so distanziert von den sozialen Medien ... Ich habe mich nie damit befasst. Die sozialen Medien und Twitter, ich habe Ihnen gesagt, dass ich keinen Twitter-Account habe. Ich tweete nicht. Ich bin nicht auf Facebook. Ich tue gar nichts."
Laut dem Journalist Thacker sind diese Aussagen allerdings falsch, und stellen folglich mehrfache Lügen dar. Zu dieser Erkenntnis heißt es in seinem Artikel:
"Eine neue Twitter-Datei zeigt (...), dass Anthony Fauci ... den Twitter-Account des Weißen Hauses übernommen hatte. 'Dr. Anthony Fauci hat einen Account für @WHCOVIDResponse übernommen', heißt es in einem Twitter-internen monatlichen COVID-19-Update."
Weiter schreibt der Journalist in dem Artikel:
"In einer separaten Twitter-Datei lobte ein leitender Twitter-Anwalt, der mit dem FBI bei der Durchsetzung und Entfernung von 'Desinformationen' zusammenarbeitete, Fauci gegenüber den Twitter-Anwälten als Amerikas 'führende vertrauenswürdige Stimme' zu COVID-19."
Die Generalstaatsanwälte von Louisiana und Missouri verklagten laut der US-Seite Zerohedge die US-Bundesregierung im Mai 2022 mit der Behauptung, zuständige Behörden "würden mit Unternehmen der sozialen Medien zusammenarbeiten, um 'freie Meinungsäußerung zu zensieren und zu unterdrücken – einschließlich wahrheitsgemäßer Informationen im Zusammenhang mit COVID-19, Wahlintegrität und anderen Themen, unter dem Deckmantel der Bekämpfung von 'Fehlinformationen'."
Der Artikel informiert weiter über die Feststellungen der Staatsanwaltschaft im Rahmen der Anhörung Anthony Faucis:
"Die Bundestaaten veröffentlichten Faucis Aussage im Dezember letzten Jahres und stellten dabei fest, dass Fauci 174 Mal 'Ich erinnere mich nicht' sagte; unter anderem auf die Frage nach E-Mails, die er verschickt hatte, nach Interviews, die er gegeben hatte, und nach wichtigen Dokumenten, die ihm gezeigt wurden."
Die ausgewerteten Twitter-Files belegen laut dem Thacker-Artikel zudem die enge kooperative Zusammenarbeit des Social-Media-Unternehmens mit der Pharmafirma Johnson and Johnson. Ziel von Twitter sei es dabei gewesen, "die effektive 'Messaging-Strategie' rund um die Vermarktung des COVID-19-Impfstoffs des Pharmaunternehmens zu unterstützen." Eine nachweisliche Zusammenarbeit, die demnach nur wenige Monate begann, "nachdem Twitter damit begonnen hatte, Tweets zu entfernen und zu kennzeichnen, die es als 'Fehlinformationen' über Impfstoffe ansah." Im Sommer 2021 startete das Unternehmen Johnson and Johnson die aktive Vermarktung mehrerer Pharmaprodukte auf Twitter.
Anthony Fauci und seine deutschen Pendants sind nach der offiziellen Beendigung der Corona-Pandemie vollkommen unbehelligt beruflich abgetaucht – siehe Christian Drosten von der Berliner Charité – oder weggelobt worden, wie Lothar Wieler, der ehemalige Corona-Regierungsberater und Leiter des Robert Koch-Instituts. Die New York Times titelte im Dezember 2022 über Faucis Abgang lapidar:
"Der landesweit führende Experte für Infektionskrankheiten, dessen letzter Tag als Bundesbediensteter am Samstag ist, plant, seine Memoiren zu schreiben, und möchte Menschen ermutigen, in den öffentlichen Dienst zu gehen."
Martin Kulldorff, ein in den USA tätiger, jedoch in der Corona-Krise von Harvard beurlaubter schwedischer Medizinprofessor, teilte der US-Seite Zerohedge nach Betrachtung der Fauci-Files mit:
"Er ist involviert, auch wenn er die Tweets nicht schreibt. Für mich ist das brisant, und es scheint, dass er unter Eid gelogen hat."
Kulldorff hatte bereits im Jahr 2022 mit mehreren betroffenen Wissenschaftler-Kollegen die US-Bundesregierung wegen erlebter Zensur scharf kritisiert. Er fordert diesbezüglich eine breite juristische Aufarbeitung.
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