Die neueste Wirtschaftsprognose des Internationalen Währungsfonds spricht nicht gerade von erfolgreicher ökonomischer Kriegsführung des Westens: Infolge der nach wie vor hohen Inflation beträgt die Prognose für das globale Wachstum für 2023 nur 2,8 Prozent. Dabei entfällt allerdings der größere Brocken dieses globalen Wachstums auf die Länder des globalen Südens (3,9 Prozent). Der gesamte Westen, der als "entwickelte Wirtschaften" geführt wird, bringt es in der Prognose auf günstigenfalls 1,3 Prozent. Mindestens für das Vereinigte Königreich (-0,3 Prozent) und für Deutschland (-0,1 Prozent) rechnet der IWF mit einer Schrumpfung. Die noch im vergangenen Jahr erwartete Erholung dürfte sich also mindestens verzögern.
Allerdings sieht der IWF auch das Risiko der sich abzeichnenden Bankenkrise, die die Ergebnisse deutlich verschlechtern könnte. Denn wenn die Inflation zwar zurückgehen und dadurch eine Senkung der Zinsen möglich sein soll, warnt der Forschungsdirektor des IWF, Pierre-Olivier Gourinchas, in seinem Blog:
"Die kurze Instabilität im Markt der UK-Staatspapiere letzten Herbst und die jüngsten Turbulenzen um Banken in den Vereinigten Staaten unterstreichen, dass bei Banken wie auch bei Finanzvermittlern, die keine Banken sind, bedeutende Verwundbarkeiten vorliegen. (...) Regulatoren und Überwacher sollten jetzt handeln, um sicherzustellen, dass die verbliebenen finanziellen Verwundbarkeiten sich nicht in eine ausgewachsene Krise verwandeln, indem sie die Aufsicht stärken und aktiv auf die Belastungen der Märkte reagieren."
Eine "geoökonomische Zersplitterung", die Investitionen und den Austausch von Innovationen zwischen den unterschiedlichen Blöcken erschwert, sieht der IWF derzeit als eines der größten Risiken. Dabei wird eine Teilung der Welt in einen chinesischen und einen US-Block betrachtet, in unterschiedlichen Konstellationen. Der IWF sieht für beide Blöcke einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in Folge dieser Spaltung, allerdings höhere Verluste für den chinesischen als für den US-Block. Das könnte sich als ebenso verfehlt erweisen wie die Erwartungen des IWF Russland betreffend.
Die Prognose für Russland hat der IWF mit diesem Bericht übrigens bereits zum dritten Mal in Folge angehoben. Während er im letzten Sommer für 2023 noch einen Einbruch von 3,5 Prozent vorhersagte, setzt er nun auf ein Wachstum von 0,7 Prozent. Die "nie dagewesenen Sanktionen" führen also zu keiner längeren Rezession; zumindest nicht in Russland.
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