Ölpreise steigen nach Produktionskürzung der OPEC um acht Prozent

Die OPEC kündigte an, pro Tag 1,16 Millionen Barrel weniger Öl zu fördern. Infolgedessen stiegen die Ölpreise um bis zu acht Prozent. Saudi-Arabien teilte mit, diese "Vorsichtsmaßnahme" solle den Ölpreis stabilisieren. Die Kürzungen sollen von Mai bis Ende dieses Jahres andauern.

Nachdem zunächst Russland laut Erklärung des stellvertretenden Ministerpräsidenten Alexander Nowak entschieden hatte, die Ölproduktion bis zum Ende des Jahres um 500.000 Barrel zu reduzieren, hat zuletzt auch die OPEC angekündigt, die Ölproduktion zu drosseln. 

Einem CNBC-Bericht zufolge stiegen daraufhin die Brent-Rohöl-Futures um 5,07 Prozent auf 83,95 Dollar pro Barrel und die West-Texas-Intermediate-Rohöl-Futures um 5,17 Prozent auf 79,59 Dollar pro Barrel. Die freiwilligen Förderkürzungen würden von Mai bis Ende 2023 gelten, teilte Saudi-Arabien laut dem CNBC-Bericht vom Sonntag mit. Demnach handelt es sich um eine "Vorsichtsmaßnahme" zur Stabilisierung des Ölmarktes.

Auch andere Mitgliedsstaaten hätten zugesagt, ihre Ölförderung zu verringern: die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Oman, Irak, Algerien und Kasachstan. Diesbezüglich teilte Vivek Dhar von der Commonwealth Bank of Australia mit:

"Die ausgewählte Beteiligung der größten OPEC+-Mitglieder deutet darauf hin, dass die Einhaltung der Produktionskürzungen stärker sein könnte als in der Vergangenheit."

Und die Analystin bei CMC Markets Tina Teng erklärte gegenüber CNBC: "Der Plan der OPEC+ für eine weitere Produktionskürzung könnte die Ölpreise wieder in Richtung der 100-Dollar-Marke treiben, wenn man bedenkt, dass China sich wieder öffnet und Russland seine Produktion als Vergeltungsmaßnahme gegen die westlichen Sanktionen kürzt." Dabei hat Teng auch festgestellt, dass die Senkung auch den Rückgang der Inflation umkehren könnte, was "die Zinsentscheidungen der Zentralbanken erschweren würde".

Wie CNBC weiter berichtete, fielen die Ölpreise im März auf  den niedrigsten Stand seit Dezember 2021. Die Händler hätten befürchtet, dass die Bankenkrise das globale Wirtschaftswachstum beeinträchtigen könnte. Schließlich wollten das Ölkartell und seine Verbündeten auch eine Wiederholung des Finanzcrashs von 2008 vermeiden. "Sie blicken in die zweite Hälfte dieses Jahres und entscheiden, dass sie 2008 nicht noch einmal erleben wollen", sagte der Präsident der Rapidan Energy Group, Bob McNally. In jenem Jahr sei der Ölpreis von 140 Dollar auf 35 Dollar innerhalb von sechs Monaten abgestürzt.

Allerdings gebe es auch Analysen, denen zufolge die Kürzung der Ölfördermenge so deutliche Auswirkungen haben werde, dass sie womöglich bald schon wieder rückgängig gemacht werden könne. So erwarte die Gründerin von Anergy Aspects, Amita Sen, zwar auch, dass die Ölpreise die Marke von 100 US-Dollar pro Barrel erreichen würden. Aber nach ihrer Aussage könne bald wieder mehr Öl gefördert werden, sobald der Druck auf den Weltmarkt nachlasse. Sie sagte:

"Ich glaube, wenn sich der Markt übermäßig anspannt, exogene Probleme oder Schocks abklingen, werden sie diese Kürzung wieder rückgängig machen, sodass dies für den Rest des Jahres nicht in Stein gemeißelt ist – aber ganz klar eine [Preis-]Untergrenze verteidigen."

Goldman-Sachs prognostizierte aufgrund der wirtschaftlichen Erholung Chinas eine Steigerung der weltweiten Ölnachfrage und bis Dezember 2023 eine Preisanhebung auf bis zu 95 Dollar pro Barrel.

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