Das auf Analysen der Situation in Nordkorea spezialisierte Online-Portal 38 North ist neulich auf zunehmende Aktivitäten auf dem Gelände der sogenannten Kerntechnischen Anlage Nyŏngbyŏn aufmerksam geworden. In ihrem am Samstag veröffentlichten Bericht beriefen sich die Analysten auf Satellitenbilder eines im Bau befindlichen Kernreaktors, der unter anderem militärischen Zwecken dienen könnte.
Auf den Fotos sei ein Wasseraustritt zu sehen, der mit einem Test der Kühlanlage des im Bau befindlichen Experimentellen Leichtwasserreaktors (ELWR) verbunden sein könnte. Obwohl dies nicht der erste Wasseraustritt in den vergangenen Jahren sei, könnte er von einer baldigen Fertigstellung des Objekts zeugen.
Nach Angaben von 38 North zeigt die Erfassung von Satellitenbildern vom 3. und 17. März eine grundsätzlich rege Aktivität auf dem Gelände. So habe man dort neue Bauarbeiten bemerkt. Während der Fünf-Megawatt-Reaktor weiterhin im Betrieb sei, werde in der Nähe mutmaßlich ein neues Verwaltungsgebäude errichtet. Eine weitere, zuvor noch nicht dagewesene Baustelle befinde sich in der Nähe der Urananreicherungsanlage. Der Zweck des neuen Gebäudes sei möglicherweise, die Produktionskapazität der Anlage zu steigern. Das Online-Portal schlussfolgerte:
"Alles zusammengenommen verdeutlichen diese Entwicklungen dem Anschein nach die Umsetzung von Kim Jong-uns jüngster Anordnung, die Produktion von Spaltmaterial im Land zu steigern, um sein Atomwaffenarsenal aufzustocken."
Zuvor hatte der nordkoreanische Staatschef bei einer Inspektion des heimischen Atomwaffenprogramms befohlen, die Produktion von Nuklearmaterial zu steigern, um das Waffenarsenal "exponentiell zu vergrößern und leistungsfähige Waffen zu produzieren". Kim zufolge werde sich der Gegner niemals wagen, die Souveränität und das Volk Nordkoreas zu bedrohen, wenn die heimischen Streitkräfte jederzeit bereit seien, Atomwaffen einzusetzen. Vor dem Hintergrund der südkoreanisch-amerikanischen Manöver testete das Land zuletzt mutmaßlich atomwaffenfähige Raketen und Unterwasserdrohnen.
Nach einem Bericht des Stockholmer Internationalen Friedensforschungsinstituts (SIPRI) aus dem vergangenen Jahr könnte Nordkorea bis zu zwanzig Atomsprengköpfe zusammengebaut haben und besäße ausreichend Spaltmaterial für bis zu 55 weiteren Atomsprengköpfen. Zuletzt hatte Pjöngjang im September 2017 eine Atombombe getestet.
Mehr zum Thema – Nordkorea simuliert Atomexplosion und testet atomfähige Unterwasserdrohne