Angesichts zunehmender geopolitischer Risiken hat sich Russlands Zentralbank seit dem Jahr 2014 auf mögliche westliche Sanktionen vorbereitet und zu diesem Zweck zusätzliche Mittel aufgestockt. Laut dem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht wollte sich die Aufsichtsbehörde mit einer Reihe von Maßnahmen gegen mögliche Beschränkungen ihrer Devisenreserven absichern. Vor allem habe es sich um Investitionen in Vermögenswerte gehandelt, die von unfreundlichen Staaten nicht blockiert werden könnten, wie etwa Gold, chinesische Yuan und Barreserven in weiteren ausländischen Währungen. Hiermit soll es der Zentralbank gelungen sein, Reserven im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar aufzustocken. Die Höhe der angehäuften Mittel wurde im Bericht jedoch nicht angegeben. Alternative Reserven in US-Dollar und Goldbarren seien in den Tresoren der Zentralbank gelagert.
"Dieses Sicherheitspolster wurde in Form alternativer Reserven eingerichtet, die im Alltag weniger liquide und praktisch, aber angesichts eines schwierigen geopolitischen Szenarios zuverlässiger sind."
Trotzdem wird betont, dass ein totaler Verzicht auf Reserven in US-Dollar und Euro unmöglich gewesen sei, da diese Währungen sowohl im internationalen Handel als auch im inländischen Finanzsektor für Abrechnungen verwendet würden. Deshalb sei es notwendig gewesen, die Struktur der Devisenreserven den Bedürfnissen der Bürger und Unternehmen anzupassen, fasste die Finanzbehörde zusammen.
Wie der Chefanalyst des Versicherungsunternehmens Ingosstrach-Investment Wiktor Tunew meint, könnte die Zentralbank während der ersten Welle westlicher Sanktionen einen Teil der geschaffenen Reserven für die Banken eingesetzt haben, um das russische Bankensystem zu stabilisieren und den Abzug von US-Dollar und Euro durch in Panik geratene Kontoinhaber auszugleichen. Einigen Schätzungen zufolge könnten im vergangenen Jahr allein aus der VTB, der zweitgrößten Bank Russlands, fast 20 Milliarden US-Dollar von den Einlegern abgezogen worden sein.
Im Jahr 2022 wurde Russland von weitreichenden westlichen Wirtschaftssanktionen getroffen, während die russische Zentralbank unter anderem vom internationalen Finanzsystem abgeschnitten wurde. Außerdem wurden rund 300 Milliarden US-Dollar an Währungsreserven im Ausland eingefroren.
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