Ukrainischer Verteidigungsminister Resnikow: Siegen mit einem "Artillerie-Zoo"

Selbst in westlichen Medien ist längst zu lesen, dass die ukrainische Armee hohe Verluste erleidet und ihr Munition und Gerät fehlen. Der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow beklagt zwar den Mangel an Flugzeugen, sieht aber ansonsten keine Probleme.

In einem Interview mit der polnischen Zeitung Gazeta Wyborcza, das Die Welt auf Deutsch veröffentlichte, verbreitet der ukrainische Verteidigungsminister Alexei Resnikow seinen Optimismus. Die Ukraine verfüge dank der westlichen Lieferungen "über eine angemessene Artilleriekapazität". So hätten die amerikanischen HIMARS (High Mobility Artillery Rocket System) entscheidend zur Rückeroberung von Cherson beigetragen.

"Wir nennen es einen "Artillerie-Zoo", weil die Systeme aus verschiedenen Ländern stammen."

Die russische Armee konzentriere sich deshalb auf einen "schmalen Abschnitt der Frontlinie", wo die Kämpfer der Wagner-Gruppe verheizt würden: "Mit diesen Leuten haben sie kein Mitleid, sie sind regelrechtes Kanonenfutter."

Die Ukraine sei zu einer Gegenoffensive bereit. "Erstens stehen wir kurz vor dem Abschluss der Ausbildung der Truppen für die Offensive. Zweitens: Unsere Verbündeten unterstützen ganz bewusst die Idee einer Gegenoffensive nicht nur auf politischer, sondern auch auf militärischer Ebene. Die Generäle der NATO-Armeen kennen unsere Pläne und halten deren Umsetzung für machbar." Das ukrainische Militär sei so kreativ, dass es mit unterschiedlichen Systemen umgehen könne. Seine Armee könne sogar in mehreren Richtungen angreifen. Allerdings müsse erst der Erdboden wieder fester werden.

Das auch im Westen weithin berichtete angebliche Problem mit Artilleriemunition sei keines. "Wir sammeln die für die Gegenoffensive benötigten Vorräte an." Anweisungen, Munition zu sparen, seien nur erfolgt, um diese Vorräte zu erhöhen.

Die Ukraine brauche aber dringend Flugzeuge, als Teil der Luftverteidigung, für die die gelieferten westlichen Systeme nicht genügen würden. "Die meisten unserer Systeme sind weiterhin sowjetisch: S-300 oder Buk. Auch für sie gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Raketen". Und vor allem: "außerhalb Russlands werden sie nicht produziert." Die MiG-29 genüge nicht, sie sei der Su-35 zu weit unterlegen.

"Ob das eine F-16 ist, eine Gripen oder etwas anderes – wir sind mit allem zufrieden."

Ein Einfrieren des Konflikts sei unrealistisch, da im Gegensatz zu früher niemand mehr in Europa Bedenken hätte, Russland zu provozieren. 2008 habe nur der Widerspruch von Bundeskanzlerin Angela Merkel einen von den USA damals unterstützten NATO-Beitritt verhindert:

"Wenn wir uns jetzt zu Gesprächen mit dem Feind zusammensetzen, würden sie das als Verrat betrachten. Gespräche sind nur unter der Bedingung möglich, dass die russischen Truppen aus der Ukraine abgezogen werden, und dann können wir darüber reden, welche Garantien gegeben werden, wie Reparationen gezahlt werden, wann sie unsere Kinder zurückgeben, die tief nach Russland verschleppt wurden."

Sorgen um ein Ende der westlichen Unterstützung mache er sich nicht. "Sogar ein Land wie Italien, das zuvor dazu geneigt schien, Russland zu 'verstehen', will der Ukraine mit allen Mitteln helfen!"

Der Jurist Resnikow begann seine politische Karriere nach dem Maidan-Putsch im Stadtrat von Kiew unter dem Bürgermeister Vitali Klitschko. In den Jahren 2019 und 2020 war er ukrainischer Vertreter in der trilateralen Kontaktgruppe, seit November 2021 ist er der 17. Verteidigungsminister der Ukraine. Wie bei anderen Mitgliedern der ukrainischen Regierung, gab es auch über ihn schon Gerüchte, er solle wegen Korruption entlassen werden.

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