Selenskij: Niederlage in Artjomowsk würde uns zu einem Kompromiss mit Russland zwingen

Der ukrainische Staatschef könnte gezwungen sein, einen Kompromiss mit Russland zu suchen, wenn die ukrainischen Truppen die Kontrolle über Artjomowsk verlieren, verkündete Wladimir Selenskij. Ohne die Hilfe der USA könne die Ukraine nicht gewinnen.

Wenn die ukrainische Armee die Kontrolle über Artjomowsk (ukr.: Bachmut) verliert, wird der ukrainische Staatschef internationalem und innenpolitischem Druck ausgesetzt sein, einen Kompromiss mit Russland einzugehen. Diese Vermutung äußerte Wladimir Selenskij in einem Interview mit The Associated Press. Er fügte hinzu:

"Unsere Gesellschaft wird sich müde fühlen. Unsere Gesellschaft wird mich zu einem Kompromiss mit ihnen drängen."

Weiter teilte Selenskij mit, wenn Artjomowsk an die russischen Streitkräfte falle, werde Russlands Präsident Wladimir Putin "diesen Sieg an den Westen, an seine Gesellschaft, an China und an Iran verkaufen".

Selenskij äußerte zudem die Befürchtung, dass der Krieg durch politische Veränderungen in Washington beeinträchtigt werden könnte. Ihm zufolge werde die Ukraine "nicht gewinnen, wenn die Vereinigten Staaten die Unterstützung für die Ukraine einstellen".

Dabei könnte jede Niederlage in dieser Phase des Krieges die Moral der ukrainischen Truppen gefährden, sagte der ukrainische Präsident. Er erklärte weiter:

"Wir können die Schritte nicht verlieren, weil der Krieg ein Kuchen ist Stücke von Siegen. Kleine Siege, kleine Schritte."

Die Kämpfe um Artjomowsk dauern bereits seit mehreren Monaten an. Anfang März hatten die ukrainischen Kommandostrukturen einen Truppenabzug aus der Stadt ausgeschlossen. Selenskij erklärte daraufhin, dass das russische Militär im Falle einer Kapitulation der ukrainischen Truppen von Artjomowsk aus erheblich vorrücken könnte. "Dies wäre ein offener Weg zu anderen Städten am Frontabschnitt Donezk", sagte er.

Das Pentagon sieht die Rolle Artjomowsks eher symbolisch als strategisch. Anfang März schloss NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg nicht aus, dass sich die ukrainischen Streitkräfte "in den kommenden Tagen" aus der Stadt zurückziehen könnten.

Russlands Verteidigungsministerium erklärte jedoch, eine Einnahme von Artjomowsk werde "weitere Offensivoperationen tief in die Verteidigung der Streitkräfte der Ukraine hinein" ermöglichen. Der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu bezeichnete die Stadt als wichtiges Verteidigungszentrum der ukrainischen Armee in der Region.

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