Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz war laut dem US-Journalisten Seymour Hersh seit Monaten an den Versuchen Washingtons beteiligt, die US-Urheberschaft bei der Sprengung der beiden Nord Stream-Pipelines zu vertuschen. Ihm zufolge bleibt jedoch die Frage offen, ob Scholz bereits während der Planungsphase von der Sabotage wusste. Dennoch sei er irgendwie in die Versuche der USA verwickelt, Informationen zurückzuhalten, betonte der Journalist.
"An dieser Stelle sei angemerkt, dass Bundeskanzler Scholz seit letztem Herbst eindeutig in die Unterstützung der Regierung Biden bei der Vertuschung ihrer Operation in der Ostsee verwickelt ist", schreibt Hersh in seinem Blog auf der Plattform Substack.
Hersh erinnerte daran, dass der deutsche Bundeskanzler Anfang März die Vereinigten Staaten besuchte. Seine Reise umfasste nur zwei öffentliche Veranstaltungen, wobei weder Scholz noch US-Präsident Joe Biden Pressekonferenzen abhielten, bei denen Journalisten Fragen stellten.
Wie der Journalist feststellte, wurde jedoch später bekannt, dass die beiden Staats- und Regierungschefs ein 80-minütiges Treffen hatten, an dem größtenteils nicht einmal ihre Berater teilnahmen. Am Ende des Gesprächs gab es keine offizielle Erklärung, aber laut einer Quelle mit Zugang zu diplomatischen Geheimunterlagen ging es darum, "das Thema Gaspipelines offenzulegen".
Hersh gab an, dass nach dem Treffen der beiden Staatsmänner die CIA-Mitarbeiter angewiesen wurden, zusammen mit einem deutschen Geheimdienst ein Ablenkungsmanöver vorzubereiten. Dieses bestand darin, der US-amerikanischen und deutschen Presse eine alternative Version des Notfalls an der Nord Stream zu liefern. Der Journalist wies darauf hin, dass Biden eine törichte Entscheidung über Sabotage getroffen habe und nun gezwungen sei, darüber zu lügen.
Ende September letzten Jahres wurden die beiden deutsch-russischen Gaspipelines in der Ostsee — Nord Stream und Nord Stream 2 — durch Sprengung außer Betrieb gesetzt. Schweden, Dänemark und Deutschland führen Untersuchungen durch, sind aber noch zu keinem konkreten Ergebnis gekommen. Der Kreml hat den Anschlag als Akt des internationalen Terrorismus bezeichnet.
Nach Angaben des Pulitzer-Preisträgers Seymour Hersh wurde die Sabotage von den Vereinigten Staaten mithilfe von NATO-Verbündeten durchgeführt: Amerikanische Taucher legten während der Sommerübung Baltops Sprengfallen in die Gasleitungen, und drei Monate später zündeten die Norweger Sprengsätze.
Anfang März berichtete die New York Times über Geheimdienstinformationen, die darauf hindeuteten, dass eine pro-ukrainische Gruppe hinter dem Anschlag auf Nord Stream steckte, deren Pläne der Kiewer Führung nicht unbedingt bekannt waren. Der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, bezeichnete solche Veröffentlichungen als eine koordinierte Medienkampagne, die die Aufmerksamkeit ablenken soll.
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