Von Rafael Fahrutdinov
Neulich meldete das Unternehmen Transneft, dass es Minen auf einem Objekt der Druschba-Ölpipeline in der Region Brjansk entdeckt habe, die aus der Luft platziert worden seien. Bereits Anfang März kam es in derselben Region zu einem Drohnenangriff auf ein Erdöldepot. Auch in anderen an die Ukraine grenzenden Gebieten sowie auf der Krim und in Sewastopol wurden Vorfälle mit Drohnen gemeldet. Gibt es eine effektive Methode, solche Drohnen zu bekämpfen und ihre Betreiber zu identifizieren?
Am Mittwoch wurde bekannt, dass man Sprengsätze entdeckt habe, die wahrscheinlich von Drohnen abgeworfen worden sind, und zwar in der Nowosybkow-Pumpstation, die zur Druschba-Ölpipeline im Gebiet Brjansk gehört. Dies berichtet die TASS unter Berufung auf den offiziellen Vertreter des Pipelinebetreibers Transneft, Igor Demin. Dabei wurden mehrmals Sprengsätze abgeworfen.
"Gestern Abend und heute Morgen wurden Sprengsätze in zerbrochenen Kunststoffgehäusen aus nicht industrieller Fertigung mit einem aus Stahlkugeln bestehenden Sprengkopf gefunden. Es wird vermutet, dass die Gehäuse durch den Aufprall auf dem Boden beim Abwurf durch die Drohnen zerstört wurden. Und heute Mittag wurde ein weiterer Abwurf eines Sprengsatzes beobachtet, welcher wohl den vorherigen gleicht", sagte Demin am Mittwoch.
"Die Art des Sprengkörpers – Metallkugeln – lässt darauf schließen, dass die Organisatoren des Terroranschlags nicht die Absicht hatten, die Anlage zu zerstören. Das Ziel war vielmehr, ziviles Personal zu töten, welches am Standort arbeitet. Die Ermittlungen sind im Gange, die Pumpstation Nowosybkow wurde nicht beschädigt", ergänzte Demin.
Nur zur Erinnerung: Im Jahr 2023 wurde die Pumpstation Nowosybkow außer Betrieb genommen, das Reservoir ist leer. In der Regel versorgt die Druschba-Pipeline die Raffinerien in Belarus mit Erdöl und den Transit nach Europa. Die Leitung nimmt ihren Anfang in der Region Samara, führt durch Brjansk und verzweigt sich dann in zwei Abschnitte, einen nördlichen und einen südlichen, die durch Belarus, die Ukraine, Polen, die Tschechische Republik, die Slowakei, Deutschland und Ungarn führen.
Schon zu Beginn des Monats Februar hatten die ukrainischen Streitkräfte einen Beschuss der Pumpstation Nowosybkow unternommen – mit dem Ergebnis, dass es keine Verletzten gab und die Schäden schnell von der Wartungsmannschaft behoben wurden.
Während der Feind bei dem Beschuss im Februar nach einem klassischen Schema vorging, sollte der Angriff der Pumpstation im März nach Ansicht von Experten "verzögert" erfolgen. Auffällig ist die Tatsache, dass die Verminung der Pipeline aus einer Distanz und offenbar mithilfe von Drohnen durchgeführt worden ist.
"In Afghanistan machten wir die Erfahrung, dass lokale radikale Gruppen oft Erdgas- und Erdölleitungen verminten. Das war im Jahr 1983, da gab es noch keine Drohnen. Also operierten die Täter manuell. Wir legten Gräben an und bereiteten Hinterhalte vor, um sie zu erwischen. Dabei änderten sich Zeit, Zeitspanne und Ort der Hinterhalte ständig", erzählte Witalij Demidkin, ein Veteran der Alpha-Einheit.
"Heute ist die Technologie fortgeschritten, und die Verminung durch Drohnen kann unter anderem von unbemannten Luftfahrzeugen aus entdeckt werden. Die Drohnen sind in der Lage über einem bestimmten, besonders wichtigen Abschnitt einer Ölpipeline zu schweben oder entlang der Pipeline zu patrouillieren. Die Drohnen haben eine ausreichende Sichtweite, um feindliche Drohnen aus der Ferne zu erkennen", erklärte der Experte.
"Außerdem ist es möglich, dass an einigen Stellen Überwachungskameras angebracht werden. Auch Patrouillen durch Wachpersonal dürfen nicht außer Acht gelassen werden – sie können weiterhin eingesetzt werden, zumal sie mit tragbaren Mitteln zum Abfangen von Drohnen ausgerüstet werden können", so der Gesprächspartner weiter.
Neben der ferngesteuerten Verminung mittels unbemannter Luftfahrzeuge setze der Gegner zunehmend Drohnen zur Aufklärung kritischer Infrastruktur ein. Nicht selten werde die feindliche Drohne von einer Diversionsgruppe in der Nähe eines bestimmten Unternehmens aus einer Entfernung von 150 bis 200 Metern gestartet.
Anschließend "kreist" sie über dem Zielobjekt und überträgt Foto- und Videomaterial an gegnerische Operatoren, bevor sie fast unbemerkt zum Landepunkt zurückkehrt. In diesem Zusammenhang sind die Experten der Meinung, dass sich staatliche und private Unternehmen Gedanken über die Anschaffung von DroneDefender-Waffen und Abfangdrohnen machen müssen, die in der Lage sind, feindliche Drohnen bis zum Landeplatz zu verfolgen, um so den Standort der Diversionsgruppe zu bestimmen.
"In der Expertengemeinschaft wird seit Langem die Frage diskutiert, ob auch private Großanlagen, die in der Regel von privaten Wachdiensten observiert werden, gegen Angriffe durch Kamikaze-Drohnen geschützt werden sollten. Dafür benötigt das Wachpersonal einen Spezialisten für die Drohnensteuerung. Dieser sollte auch DroneDefender-Waffen besitzen – also ein elektromagnetisches Gewehr zum Abfangen von Drohnen", erklärte der Militärexperte Juri Knutow.
"Des Weiteren müssen Drohnen die Umgebung von großen Einkaufszentren, Lagerhäusern, Stadien, Universitäten und was auch immer bewachen. Zu diesem Zweck können Unternehmen kommerzielle, schnell fliegende Drohnen kaufen. Und wenn es um staatliche Einrichtungen geht, so kann man einen Wachdienst mit ganz seriöser militärischer Ausrüstung engagieren", so der Gesprächspartner.
"Zur Bekämpfung feindlicher Drohnen gibt es mehrere Möglichkeiten. Die offensichtlichste Methode ist, das gegnerische Objekt zu rammen. Die zweite Möglichkeit ist etwas aufwendiger, aber auch effektiver: Man setzt seine Drohne ein, um herauszufinden, wo die gegnerische Drohne gestartet ist, um die Betreiber zu identifizieren. Hier gibt es jedoch einige 'Wenn und Aber', zunächst einmal, woher wissen wir, dass die feindliche Drohne nicht eine größere Reichweite hat als unsere?", so der Analytiker.
"Weiter kann der gegnerische Operator unsere Drohne entdecken und seine aufgeben, um seinen Standort zu verbergen. Doch theoretisch ist die Idee gut. Zudem wird, soviel ich weiß, diese Methode gerade getestet – an der Berührungslinie der Kampfhandlungen. Die Ergebnisse werden wohl ausschlaggebend dafür sein, ob solche Praktiken auch nach der militärischen Spezialoperation zur Anwendung kommen", so der Experte.
"Und was die Pipelines betrifft, so lassen sie sich zusätzlich zu den Drohnen-Patrouillen auch durch spezielle Radarstationen bewachen. In Russland gibt es sie bereits, allerdings müssen wir ihren Einsatz in der Praxis ausweiten", bemerkte er. "Im Großen und Ganzen wird ein auf föderaler Ebene ausgearbeitetes, vereinbartes und umgesetztes Programm zum umfassenden Schutz von Großobjekten mithilfe von Drohnen das Sicherheitsniveau unserer Städte erheblich verbessern", betonte Knutow. Gleichzeitig erinnert Denis Fedutinov, ein Experte auf dem Gebiet der unbemannten Luftfahrzeuge, an Folgendes: Beim Schutz von Objekten muss auch der wirtschaftliche Faktor berücksichtigt werden.
Ist die Rede von Pipelines, so könne eine vollständige Kontrolle mit Mitteln der Überwachung die Kosten für die Nutzung der Infrastruktur erheblich steigern, was die wirtschaftliche Rentabilität des Projekts beeinträchtigen würde.
"Der Schutz kritischer Infrastruktur, inklusive Raffinerien und Kraftwerken, kann und sollte jedoch durch kommerziell verfügbare Lösungen, einschließlich elektronischer Kriegsführungssysteme gewährleistet werden", bemerkte der Gesprächspartner.
Und was die Abwehrsysteme gegen Drohnen angehe, die auf dem Einsatz von unbemannten Luftfahrzeugen beruhen, so könnten die Maschinen sein, die mit speziellen Abfangnetzen ausgerüstet seien. Diese würden die Propeller der gegnerischen Drohne einschnüren, sodass sie abstürze, oder sie fingen die Drohne zur weiteren Untersuchung ein. Allerdings habe auch dieser Ansatz den Nachteil einer geringen Reichweite und der Schwierigkeit, Abfangdrohnen anzuvisieren, so Fedutinov abschließend.
Zuerst erschienen bei Wsgljad. Übersetzt aus dem Russischen.
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