Australischer Bundesstaat Victoria will Hitlergruß verbieten

Die Regierung des australischen Bundesstaats Victoria will den Hitlergruß verbieten, nachdem die Geste am Wochenende bei einer von Neonazis besuchten Demonstration verwendet worden war. Der Zeitplan ist straff: Es soll nur wenige Monate dauern, bis das Gesetz verabschiedet ist.

Die Regierung des australischen Bundesstaats Victoria unter Premierminister David Stewart will den Hitlergruß verbieten.

Die Generalstaatsanwältin des Bundesstaats Victoria, Jaclyn Symes, sagte, dass das vorgeschlagene Gesetz "einige Arbeit" erfordern werde, um juristisch nicht anfechtbar zu sein.

Nach einer Veranstaltung der umstrittenen britischen Gender-Aktivistin Kellie-Jay Keen kam es am Samstag vor dem Parlament von Victoria zu Zusammenstößen zwischen Anti-Transgender-Aktivisten und Befürwortern von Transgender-Rechten.

Eine Gruppe von etwa dreißig Männern des "Nationalist Socialist Network" marschierte die Spring Street entlang und zeigte wiederholt den Nazigruß.

Symes sagte gegenüber dem Sender ABC Radio:

"Das Verhalten, das wir am Wochenende gesehen haben, war ekelhaft und feige – ein Gefühl der Traurigkeit, der Empörung und des Unglaubens zugleich. (...) Es ist klar, dass dieses Symbol benutzt wird, um Hass gegen eine Vielzahl von Menschen, eine Vielzahl von Minderheitengruppen zu schüren ... es wird als Rekrutierungsinstrument benutzt."

Der Oppositionsführer John Pesutto signalisierte, dass die Koalition für eine parteiübergreifende Unterstützung der Reform offen sei. Josh Roose, australischer Extremismusexperte und außerordentlicher Professor an der Deakin University, sagte dem Guardian Australia, dass rechtsextreme Gruppen zwar andere Gesten wie das "OK-Symbol" verwendeten, der Nazigruß aber "in direkter Linie auf den Holocaust zurückgeht" und eine größere "symbolische und kulturelle Kraft" habe. Er fügte hinzu:

"Sie tragen auch alle schwarz, aber man kann Schwarz nicht verbieten. Die Richtlinie erfasst einen großen Radius von Aktionen der Nazis im Zweiten Weltkrieg und verbietet diese."

Dr. Dvir Abramovich, Vorsitzender der australischen Anti-Defamierungs-Kommission, die eine Kampagne zum Verbot des Grußes initiiert hatte, unterstützte die vorgeschlagene Reform und räumte jedoch ein, dass sie "komplex" sei. Er sagte, dass die Regierung prüfen müsse, ob es geeignete Ausnahmen für das Zeigen des Nazigrußes gebe:

"Zum Beispiel in künstlerischen oder pädagogischen Einrichtungen, wo ein Theaterstück oder ein Film gezeigt wird. Das ist eine Frage, mit der sich die Regierung befassen muss."

Dr. Andre Oboler, Geschäftsführer des australischen Instituts zur Verhinderung von Online-Hass, forderte die Regierung Andrews erneut auf, ein Gesetz zu entwerfen, das auf die Verherrlichung von Nazis abziele und nicht auf bestimmte Symbole. Er sagte gegenüber dem Guardian Australia:

"Die Frage, ob etwas eine Verherrlichung ist oder nicht, kann man dann der Polizei und den Gerichten überlassen", sagte er. "So machen wir es auch mit Abschnitt 18C (des australischen Rassendiskriminierungsgesetzes). Bei Rassismus können wir nicht jede einzelne rassistische Geste erfassen und verbieten."

Oboler warnte davor, dass rechtsextreme Gruppen andere Gesten aus dem Ausland importieren würden, wenn der Nazigruß verboten würde. "Sobald ihnen diese Gesten ausgingen, würden sie einfach neue erfinden", so Oboler.

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