Historisches UN-Abkommen: 30 Prozent der Weltmeere werden zu Schutzgebieten

15 Jahre lang wurde vor den Vereinten Nationen um eine Übereinkunft zum Schutz der Weltmeere gerungen. Gestern gelang der Durchbruch ‒ trotz aller geopolitischen Differenzen. Künftig werden mindestens 30 Prozent der Weltmeere als Schutzgebiete ausgewiesen. Länder des Globalen Südens erhalten Entschädigungen.

Die zähen, 15 Jahre andauernden Verhandlungen bei den Vereinten Nationen um ein internationales Abkommen zum Schutz der Weltmeere sind Samstagabend (Ortszeit) in New York zu einem Abschluss gekommen. Die UN-Mitgliedsstaaten einigten sich nach einer Sitzung von fast 40 Stunden auf eine gemeinsame Erklärung.

Ziel der Verhandlungen war es vor allem, künftig mindestens 30 Prozent der Weltmeere als Schutzgebiete auszuweisen. Zudem wurde ein Verfahren festgelegt, um wirtschaftliche Projekte, Expeditionen und andere Aktivitäten in den Meeren auf ihre Umweltverträglichkeit hin zu prüfen. Außerdem soll das Abkommen die biologische Vielfalt auf Hoher See unter international verbindlichen Schutz stellen. Zwei Drittel der Ozeane gehören zur Hochsee und sind damit weitgehend rechtsfreier Raum.

Mit einem Abkommen zum Schutz der Hochsee hatten sich die Länder der Welt rund 15 Jahre lang auseinandergesetzt, seit 2018 gab es mehrfach Verhandlungsrunden dazu. Im vergangenen August wurde eine Konferenz ergebnislos vertagt. Unmittelbar vor dem Durchbruch in New York gab es dann bei einer anderen Ozean-Konferenz in Panama eine Einigung: Die Teilnehmer sagten fast 20 Milliarden US-Dollar (18,8 Milliarden Euro) für den Schutz der Meere zu. Allein die US-Regierung versprach fast sechs Milliarden Dollar für 77 Projekte.

Zuletzt ging es bei den komplizierten Verhandlungen der fünften Konferenz zwischen den UN-Mitgliedsstaaten in New York zum einen um die Frage, wie künftig festgelegt werden soll, welche Teile der Hochsee als Schutzgebiet definiert werden. Diplomaten zufolge pochten vor allem China und Russland darauf, dass dies einstimmig geschehen müsse ‒ dann hätte ein einzelnes Land jede Entscheidung blockieren können. Das wurde nun offenbar umgangen: Aus Diplomatenkreisen wurde in der Nacht zum Sonntag übermittelt, dass eine Festlegung der Schutzgebiete bereits mit einer Dreiviertel-Mehrheit der Mitgliedsstaaten möglich sein soll.

Ein weiterer Schlüsselkonflikt drehte sich um potenziell ertragreiche Forschungserkenntnisse, von denen niemand weiß, ob sie jemals Realität werden: Wissenschaftler erhoffen sich durch den Fund bislang unbekannter Lebewesen in der kaum erforschten Tiefsee und deren Erbgut Durchbrüche beispielsweise in der Medizin. Sollte es tatsächlich zu fundamentalen Fortschritten kommen, ließe sich daraus wohl großer Profit schlagen.

Bei dieser Frage rangen die Länder des sogenannten Globalen Südens vor allem mit den führenden Industriestaaten im Norden. Da die größten Volkswirtschaften auch die meisten der erhofften Erträge auf sich vereinen dürften, wurde ein Mechanismus für Ausgleichszahlungen an ärmere Länder etabliert. Der erzielte Kompromiss sieht jährliche Pauschalzahlungen seitens der Industrieländer vor.

Mehr zum Thema - COP15: Staaten einigen sich auf historisches Naturschutzabkommen

(rt/dpa)