FBI-Direktor Christopher Wray behauptet, dass die Corona-Krise "höchstwahrscheinlich" durch ein Leck in einem chinesischen Regierungslabor entstanden sei. Er berief sich dabei auf eine Einschätzung seiner eigenen Polizeibehörde.
Wrays Äußerungen folgen auf Berichte über eine geheime Untersuchung des US-Energieministeriums, in der ebenfalls behauptet wurde, dass der Erreger aus einem Labor stammen könnte.
In einem am Dienstag ausgestrahlten Interview mit Fox News erklärte Wray, dass seine Behörde davon überzeugt sei, dass das Virus Ende 2019 aus einem Labor im chinesischen Wuhan entwichen sei. Er sagte gegenüber dem Sender:
"Das FBI geht schon seit geraumer Zeit davon aus, dass der Ursprung der Pandemie höchstwahrscheinlich ein möglicher Laborvorfall in Wuhan ist. Hier geht es um ein mögliches Leck in einem von der chinesischen Regierung kontrollierten Labor."
Er fügte hinzu, dass das Virus "Millionen von Amerikanern" getötet habe und "genau dafür" sei "diese Fähigkeit entwickelt worden".
Wray lieferte in dem Gespräch mit Fox News jedoch keine Belege für seine Behauptungen. Die meisten Details der FBI-Einschätzung seien geheim, so Wray gegenüber dem Sender.
Der FBI-Chef beschuldigte die chinesische Regierung des Weiteren, dass sie "ihr Bestes tue, um die Aufklärung hier zu vereiteln und zu verschleiern". Am Wochenende hatte das Wall Street Journal einen Bericht veröffentlicht, laut dem das US-Energieministerium seine Haltung zum Ursprung des Coronavirus geändert haben soll. Die Behörde gehe nun davon aus, dass das Virus wahrscheinlich aus dem Labor in Wuhan stamme.
Das Ministerium sei jedoch nur mit "geringem Vertrauen" zu dieser Schlussfolgerung gelangt, heißt es in dem Bericht weiter. Außerdem seien vier andere US-Bundesbehörden nach wie vor davon überzeugt, dass der Erreger auf natürlichem Wege auf den Menschen übergesprungen sei und nicht durch eine versehentliche Exposition in einer Laborumgebung.
In einer früheren Einschätzung des Direktors der Nationalen Nachrichtendienste aus dem Jahr 2021 hieß es, das FBI habe "mäßiges Vertrauen" in die Theorie des Laborlecks, während das Energieministerium damals unentschlossen war. US-Beamte, die von der Zeitschrift angefragt wurden, sagten, die Änderung der Haltung sei das Ergebnis "neuer Erkenntnisse", lehnten es jedoch ab, weitere Details zu nennen.
Ein von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geleitetes Team reiste 2021 nach China, um den Ursprung des Virus zu untersuchen, und kam zu dem Schluss, dass die Theorie des Laborlecks "extrem unwahrscheinlich" sei.
Peking seinerseits hat die Behauptung über das Leck bestenfalls als unbegründetes Gerücht und schlimmstenfalls als koordinierten Versuch, Chinas internationales Image zu beschmutzen, zurückgewiesen und darauf bestanden, gegenüber den Ermittlern, die die Ursache der Pandemie untersuchen, "offen und transparent" zu sein.
Mehr zum Thema – Wuhan-Labor-Theorie: Drosten 2020: "Kompletter Unsinn" – US-Energieministerium 2023: "Laborunfall"