Die Teilnehmer der Kontinentalversammlung des Asiatischen Schachverbandes in Abu Dhabi haben am Dienstag für den Beitritt des russischen Schachverbandes gestimmt. Dafür stimmten 29 Personen, eine war dagegen, sechs enthielten sich der Abstimmung. Der Wechsel soll am 1. Mai erfolgen. Bei den asiatischen Turnieren dürfen russische Spieler allerdings weiterhin nicht unter ihrer Flagge auftreten und ihre Nationalhymne spielen, da der Internationale Schachverband (FIDE) diese Sanktionen verhängt hatte.
"Heute war ein historisches Ereignis: Erstmals hat ein Schachverband, einer der stärksten der Welt, von einem Kontinent zum anderen gewechselt. Wir sind den Delegierten des Asiatischen Schachgipfels dankbar, dass sie bei der Kontinentalversammlung mehrheitlich für unseren Übergang gestimmt haben. Das zeigt zum einen das Vertrauen in uns und zum anderen, dass unser Verband gute Arbeit geleistet hat", sagte Andrei Filatow, der Präsident des russischen Schachverbandes.
Erste Diskussionen zu einem Übergang nach Asien kamen im vergangenen April auf, als der Aufsichtsrat des russischen Schachverbands einstimmig dafür gestimmt hat. Der Internationale Schachverband stimmte dem Vorhaben zu. Die Behörde wird vom Russen Arkadi Dworkowitsch geleitet, der sich kritisch zu Russlands Vorgehen in der Ukraine ausgesprochen hat und derzeit in Europa lebt.
Der russische Schachverband erhielt von der FIDE grünes Licht unter einer Bedingung: Sollten einige russische Spieler im Europäischen Schachverband bleiben wollen, müsse ihnen geholfen werden, in ein europäisches Land zu ziehen. Diesen Weg wählte beispielsweise die zweifache Weltmeisterin Alexandra Kostenjuk, die nun für die Schweiz antreten wird.
Wladislaw Artemjew, russischer Schachspieler, sagte zur Zeitung Business Online, das Niveau des Schachs in Asien sei derzeit sehr hoch. "In einigen Ländern wie Indien und Usbekistan ist eine ganze Reihe junger, ehrgeiziger und interessanter Schachspieler aufgetaucht. Was den ernsthaften Wettbewerb angeht, ist alles sehr vielversprechend". Ein weiterer Vorteil seien die Anreisemöglichkeiten zu den Turnieren. "Es ist schwieriger geworden, ein Visum für Europa zu bekommen, und für viele asiatische Länder brauchen wir keins".
Auch Dmitri Peskow, der Pressesprecher des russischen Präsidenten, erklärte gegenüber RIA Nowosti, dass der Wechsel nach Asien eine gute Nachricht sei, da er russischen Athleten die Möglichkeit gebe, an großen internationalen Wettbewerben teilzunehmen.
Ebenfalls hatte der russische Fußballverband einen Wechsel zur Asiatischen Fußball-Konföderation (AFC) erwägt. Eine Entscheidung steht aber noch aus. Die Vertreter des Verbandes trafen sich mehrmals zu Beratungen und verkündeten Ende vergangenen Jahres, dass die Entscheidung vertagt wird.
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