Von Andrew Korybko
Der russische Präsident Putin hat während seines jüngsten Fernsehinterviews mit dem Journalisten Pawel Zurabin, das er für die Sendung "Moskau. Kreml. Putin" gab, fünf wichtige Punkte zum Stellvertreterkrieg zwischen der NATO und Russland in der Ukraine erwähnt. Das vollständige Transkript war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse noch nicht auf der offiziellen Kreml-Webseite verfügbar, aber die Leser können sich hier, hier, hier, hier und hier über die einzelnen Punkte, die Putin angesprochen hat, belesen.
Zusammenfassend:
1. Die von Russland angeführte Multipolarität versus die von den USA angeführte Unipolarität
Der Stellvertreterkrieg zwischen der NATO und Russland in der Ukraine, ist Teil des Neuen Kalten Krieges, im Ringen zwischen diesen beiden Nuklearmächten, um die Richtung beim Übergang in ein neues globales System. Moskau will den Übergang in Richtung Multipolarität führen, während Washington so viel wie möglich von seiner schwindenden unipolaren Hegemonie bewahren möchte. Das Ergebnis dieses Ringens wird buchstäblich die Zukunft der internationalen Beziehungen bestimmen, was wiederum die Souveränität aller anderen Länder der Weltgemeinschaft entweder stärken oder untergraben wird, weshalb es uns alle auf dieser Welt betrifft.
2. Russlands nationale Einheit sichert seine Widerstandsfähigkeit
Der von den USA angeführte kollektive Westen führt einen beispiellosen, hybriden Krieg gegen Russland. Doch diese ins Fadenkreuz genommene Großmacht, bleibt aufgrund der nationalen Einheit des russischen Volkes widerstandsfähig, ohne die sie nicht alles überlebt hätte, was sie im vergangenen Jahr über sich ergehen lassen musste. Es sind gerade die soziokulturellen und historischen Bindungen, die diese weltoffene multikulturelle Bevölkerung seit Jahrtausenden zusammenhalten, und die seit geraumer Zeit mit unkonventionellen Mitteln angegriffen werden. Aber Präsident Putin rechnet nicht damit, dass der Westen damit Erfolg haben wird.
3. Der Westen will Russlands "Balkanisierung"
Aufbauend auf dem Argument, das der frühere Präsident Medwedew vergangene Woche hervorgebracht hat, bestätigte der amtierende Präsident Putin, dass der Westen tatsächlich die "Balkanisierung" Russlands anstrebt. Erst danach würde der Westen "uns in die sogenannte Familie der zivilisierten Völker aufnehmen, aber nur teilweise, und nur jeden Teil einzeln." Wie im vorangegangenen Absatz erwähnt, verhindert die nationale Einheit des russischen Zivilisationsstaates, dass sich dieses Szenario materialisieren kann, aber es ist dennoch wichtig, diese heimtückischen Pläne ans Licht zu zerren.
4. Der Westen ist an Kiews Kriegsverbrechen beteiligt
Da der Westen seinem Stellvertreter in Kiew kostenlos Waffen zur Verfügung stellt, so wie es Dutzende westliche Länder seit geraumer Zeit schon getan haben, bezeichnete Präsident Putin sie zu Recht als Komplizen der Kriegsverbrechen der ukrainischen Seite, obwohl wenig überzeugend beteuert wird, man sei nicht direkt in den Konflikt verwickelt. Tatsache aber ist, dass das ukrainische Regime viele der begangenen Kriegsverbrechen nicht hätte begehen können, wenn der Westen Kiew nicht die Mittel dafür zur Verfügung gestellt hätte.
5. Die US-Vasallen spielen eine führende Rolle
Präsident Putin wies darauf hin, dass die Vasallen der USA eine führende Rolle in diesem Konflikt spielen. Dabei tun dies einige aufgrund des irrigen Glaubens, dass ihre Interessen in dieser Hinsicht mit denen ihrer Oberherren übereinstimmen, während andere immer noch alles tun, was von ihnen verlangt wird, obwohl sie genau wissen, dass sie damit gegen ihre eigenen Interessen handeln. Unabhängig davon, wie viele Satelliten-Staaten dieser schwächelnde unipolare Hegemon gegen Russland als Waffe mobilisieren kann, ist der russische Präsident zuversichtlich, dass sein Land und die multipolare Sache unweigerlich obsiegen werden.
Die wichtigste Erkenntnis aus Präsident Putins Fernsehinterview ist, dass der Ukraine-Konflikt tatsächlich ein Kampf um die Richtung im globalen systemischen Übergang ist, und nicht nur ein Zusammenstoß zwischen zwei ehemaligen Sowjetrepubliken oder ein Stellvertreterkrieg zwischen der NATO und Russland um "Einflusssphären" in der Region. Für Russland, diese eurasische Großmacht, ist dieser Kampf ein existenzieller, da man ansonsten eine "Balkanisierung" riskieren muss, sollte dieser Kampf verloren gehen. Obwohl dieses Szenario nach wie vor unwahrscheinlich bleibt, besteht jederzeit die Möglichkeit eines bewaffneten chinesischen Eingreifens, um es abzuwenden, sollte sich dieses Szenario doch abzeichnen.
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