Obwohl der Westen zahlreiche Sanktionen gegen Russland verhängt hat und viele Unternehmen den russischen Markt verlassen haben, rollen Lastwagen mit Coca-Cola über die Grenze nach Russland weiter, kehren Russen mit den neuesten Zara-Kleidern aus dem Ausland zurück und kaufen russische Online-Marktplätze IKEA-Waren auf. Westliche Marken mögen das Land verlassen haben, ihre Waren jedoch nicht, berichtet Reuters.
Insbesondere europäische, nordamerikanische und japanische Unternehmen haben Russland infolge der westlichen Sanktionen verlassen, doch sind die Auswirkungen auf die russischen Verbraucher minimal. Allerdings können die Lieferzeiten länger und einige Waren teurer sein. Die wichtigste Änderung betrifft die Lieferwege, aber die Produkte sind nach wie vor sowohl online als auch in Geschäften erhältlich. Die Käufer müssen nur wissen, wo sie suchen sollen.
Die meisten betroffenen Waren unterliegen keinen Sanktionen und passieren die Grenze legal. Moskau lässt ihre Einfuhr zu, egal auf welchem Weg sie in das Land kommen, berichtet Reuters.
Russische Konsumenten haben verschiedene Möglichkeiten, westliche Waren zu kaufen. Nach wie vor können Menschen aus Russland in anderen Ländern einkaufen oder jemanden aus dem Ausland bitten, Waren nach Russland zu schicken. Auch besteht die Möglichkeit, Dinge mithilfe von Lieferdiensten zu versenden.
Zudem sind neue Online-Marktplätze entstanden. In Russland, wo der Parallelimport legalisiert wurde, bieten Online-Händler eine breite Palette von Importwaren an und werben oft mit Produkten aus dem Ausland.
Ein weitverbreitetes westliches Produkt, das das russische Online-Einkaufsgeschäft Wildberries und seine Konkurrenten Ozon und Yandex Market verkaufen, ist Coca-Cola. Während Coca-Cola im letzten Jahr die Produktion und den Verkauf von Getränken in Russland eingestellt hat, wird das Getränk von anderen Unternehmen importiert. Die Etiketten auf den Dosen und Flaschen zeigen, dass sie aus Europa, Kasachstan, Usbekistan und China stammen.
Ein leitender Angestellter eines großen Einzelhändlers, der anonym bleiben wollte, erklärte, wie sich die Unternehmen angepasst haben:
"Kontakte wurden schnell geknüpft und neue Verträge mit neuen Partnern unterzeichnet, neue Geldströme und logistische Lieferketten mit türkischen, polnischen und kasachischen Unternehmen gestartet."
"Freundliche" Länder, die keine Sanktionen gegen Russland verhängen, haben ihre Exporte nach Russland gesteigert, wie aus ihren Handelsdaten hervorgeht. Der Handel zwischen China und Russland etwa erreichte im vergangenen Jahr einen Rekordwert von 1,28 Billionen Yuan (186 Milliarden US-Dollar), während die Exporte der Türkei nach Russland um 61,8 Prozent auf umgerechnet 9,34 Milliarden US-Dollar und die Kasachstans um 25,1 Prozent auf 8,78 Milliarden US-Dollar stiegen.
Außerdem haben die russischen Konkurrenten von Coca-Cola neue Getränke mit einem abgewandelten Namen auf den Markt gebracht.
Das schwedische Möbelunternehmen IKEA hat seine Waren an Yandex Market verkauft, als es Russland verließ. Yandex Market gibt an, dass es Lieferanten, die zuvor Waren über IKEA verkauft haben, in direkten Kontakt mit Kunden bringt. Aber auch ehemalige Lieferanten sind bereit, leicht modifizierte IKEA-Waren unter anderen Namen zu verkaufen. Man kann beispielsweise ein Bettwäsche-Set namens "ARUA" auf Yandex Market kaufen, das dem IKEA-Bettwäsche-Set "BERGPALM" sehr ähnlich ist.
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