Von Andrew Korybko
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg musste kürzlich die Existenz einer militärisch-industriellen Krise des US-geführten Westens einräumen, was unweigerlich zu einer Reduzierung der Waffenhilfe des kollektiven Westens an die Ukraine führen wird. Als Bewältigungsmechanismus fügte er hinzu, dass Russland angeblich ebenfalls unter einer "Logistik-Krise" bzw. einem "Zermürbungskrieg" leide. Doch diese Behauptung wird unbestreitbar durch die zunehmenden russisch-indischen Beziehungen widerlegt, mit der die Robustheit der industriellen Kapazität Russlands unter Beweis gestellt wird.
Die Flugausstellung Aero India 2023, die vergangene Woche in Bangalore stattfand, führte zu einer Flut von Berichten darüber, wie sehr die bilateralen militärischen Beziehungen zwischen Russland und Indien in der kommenden Zukunft wachsen werden. Es wurde bekannt, dass Indien im vergangenen halben Jahrzehnt Waffen im Wert von satten dreizehn Milliarden US-Dollar aus Russland gekauft hat, wobei Waffen im Wert von zehn Milliarden US-Dollar noch darauf warten, ausgeliefert zu werden. Darüber hinaus bleibt Indiens Bestellung von Russlands hochmodernem S-400-Luftverteidigungssystem auf Kurs und die Lieferung wird – trotz des Ukraine-Konflikts – innerhalb der vertraglich festgelegten Termine geleistet werden.
Weit entfernt davon, dass die Militäroperation in der Ukraine Russlands militärisch-industrielle Kapazitäten einschränkt, hatte diese Operation absolut keine nachteiligen Auswirkungen auf die Zusammenarbeit Russlands mit seinen ausländischen Partnern, insbesondere nicht mit seinem größten indischen Partner. Im Gegenteil, während der oben genannten Flugausstellung wurde über die Bereitschaft zur Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Produktion von Luftverteidigungssystemen, Schützenpanzern, unbemannten Luftfahrzeugen, Panzern und Kampfflugzeugen berichtet.
Wie man sieht, ist die Tiefe der militärisch-technischen Zusammenarbeit zwischen Russland und Indien scheinbar grenzenlos, was somit die Behauptungen widerlegt, Russland habe Mühe, seinen eigenen Verteidigungsbedarf im Kontext seiner laufenden Militäroperation zu decken. Wenn das wirklich der Fall wäre, dann würde Moskau weder eine so umfassende militärisch-technische Zusammenarbeit mit Indien eingehen, noch würden die Vertreter Indiens ihre Zeit damit verschwenden, darüber zu verhandeln, wenn sie den oben genannten Behauptungen Glauben schenken würden.
Indien ist zu einer weltweit bedeutenden Großmacht geworden, dessen rascher Aufstieg zu weltweiter Bedeutung im vergangenen Jahr sogar von zwei der führenden US-Mainstream-Medien, der New York Times und CNN, anerkannt wurde. Indien ist ein ernstzunehmender Akteur in den internationalen Beziehungen, das auch stolz seine politische Unabhängigkeit bewiesen hat, angesichts des beispiellosen westlichen Drucks, sich gegen Russland zu stellen. Tatsächlich war der Widerstand auf diesen Druck unmittelbar für den raschen globalen Aufstieg Indiens ursächlich.
Indien hat den Nord-Süd-Transportkorridor mit dem Iran und Russland umgehend wiederbelebt, nachdem der kollektive Westen seine illegalen Sanktionen gegen Moskau verhängt hatte, wobei Bloomberg Ende vergangenen Jahres zugeben musste, dass dieses Megaprojekt tatsächlich ein geoökonomischer Gamechanger für Eurasien bedeutet. Indien ging dann umgehend dazu über, so viel vergünstigtes russisches Öl wie möglich zu kaufen –, worüber Bloomberg ebenfalls Anfang dieses Monats berichtete –, dass es anschließend in raffinierter Form an den Westen weiterverkauft werden kann, damit dieser seinen eigenen Energiebedarf decken kann.
Wie man sehen kann, führte die Weigerung Indiens, die Lügen des kollektiven Westens über Russlands angeblich "unvermeidlichen wirtschaftlichen Zusammenbruch" zu glauben, dazu, dass es gleichzeitig einen bahnbrechenden eurasischen Integrationskorridor wiederbelebte, der für den globalen Energiemarkt unverzichtbar wurde. Dementsprechend macht es rückblickend durchaus Sinn, dass Indien auch die Lügen des kollektiven Westens über Russlands angebliche militärisch-industrielle Krise ignorierte und die damit verbundenen wirtschaftlich-militärischen Beziehungen aktiv ausbaute. Durch eine eigenständige Lagebeurteilung in dieser wichtigen strategischen Frage kam Indien zu dem Schluss, dass der kollektive Westen falschliegt, und beschloss in der Folge, seine Beziehungen zu Russland umfassend weiter auszubauen.
Es ist nicht Indien, das von Russland getäuscht wurde, wie Wahrnehmungsmanager im Westen vorhersehbar behaupten würden, mit all den ethno-religiösen bigotten Anspielungen, die in einer solchen Verschwörungstheorie enthalten wären. Es war der Westen selbst, der durch seine eigene Kampagne im Informationskrieg gegen Russland getäuscht wurde. Dieses "Imperium der Lügen", wie Präsident Putin es vor einem Jahr zu Recht beschrieb, hat sein eigenes Volk mit offensichtlichen Unwahrheiten über Russland in die Irre geführt. Aber Indien wusste es besser und ließ sich von den Lügen des Westens nicht davon abhalten, gute Geschäfte abzuschließen.
Aus dem Englischen
Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger US-amerikanischer Politologe, der sich auf die US-Strategie in Afrika und Eurasien spezialisiert hat, sowie auf Chinas Belt & Road-Initiative, Russlands geopolitischem Balanceakt und hybrider Kriegsführung.
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