Die US-Regierung versucht wohl, einen legalen Weg zu finden, um der Ukraine Waffen zu schicken, die angeblich vom Iran an die Houthis im Jemen geliefert, aber auf dem Transportweg beschlagnahmt worden sind. Das berichtet das Wall Street Journal am Dienstag.
Unter Berufung auf namentlich nicht genannte US-amerikanische und europäische Offizielle berichtet die US-Wirtschaftszeitung, dass das Weiße Haus nach "Spielraum" in den UN-Vorschriften suche, damit die auf hoher See beschlagnahmten Gewehre, Raketen und Munition nach Kiew weitergeleitet werden können.
Obwohl die Zahl der beschlagnahmten Waffen im Vergleich zu dem, was die USA und ihre Verbündeten im vergangenen Jahr an die Ukraine geliefert hatten, gering sei, sagen die namentlich nicht genannten Beamten gegenüber der US-Zeitung, dass es sich um eine symbolische Strafe dafür handeln würde, dass der Iran Russland mit Drohnen beliefert habe – was sowohl Teheran als auch Moskau bestritten. So erklärte ein Gesprächpartner dem Wall Street Journal:
"Es ist eine Botschaft, dass wir die Waffen, die für die Bewaffnung der Stellvertreter des Irans bestimmt sind, nehmen und sie umleiten, um unsere Prioritäten in der Ukraine zu erreichen, wo der Iran Waffen an Russland liefert."
Dem Blatt zufolge handelt es sich um 5.000 Gewehre, 1,6 Millionen Schuss Munition für diese Gewehre, eine Reihe von Panzerabwehrraketen und rund 7.000 Näherungszünder. Die Beute stammt demnach von drei Fischerbooten, die in den vergangenen Monaten von US-amerikanischen und französischen Marinesoldaten im Golf von Oman aufgegriffen wurden.
"Was kann das am Krieg ändern?", sagte der stellvertretende Informationsminister der Houthi, Nasr al-Din Amir, der US-Zeitung auf die Frage nach der Idee, die Waffen in die Ukraine zu schicken. "Sie haben schon viel schwerere Waffen geschickt", erwiderte er.
Washington, Berlin und London haben vor wenigen Monaten erst angekündigt, Kampfpanzer Kiew zur Verfügung zu stellen. Nach Angaben des Pentagon haben allein die USA in dieser Woche über 100 Millionen Geschosse an die Ukraine geliefert.
Auf dem Treffen der NATO-Verteidigungsminister am Montag in Brüssel räumte Generalsekretär Jens Stoltenberg ein, dass "die derzeitige Quote der ukrainischen Munitionsausgaben um ein Vielfaches höher ist als unsere derzeitige Produktionsrate", was die westliche Militärindustrie belaste und "die Vorräte der Verbündeten erschöpfe".
Die NATO hatte Kiew im vergangenen Jahr Waffen und Ausrüstungsunterstützung im Wert von rund 120 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt. Russland hatte die USA und ihre Verbündeten bereits mehrmals gewarnt, dass die Fortsetzung der Waffenlieferungen an die Ukraine das Risiko birgt, dass sie direkt in den Konflikt verwickelt werden und das Unvermeidliche nur hinauszögert.
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