Nach seinem Rücktritt bringt Alexei Arestowitsch, der ehemalige Berater des ukrainischen Präsidentenbüros, immer häufiger seinen Standpunkt bezüglich der militärischen Spezialoperation zum Ausdruck, der sich von der Haltung der Kiewer Behörden unterscheidet. So äußerte er am Montag seine Meinung, dass die Ukraine nicht in der Lage sei, die russischen Truppen zu vertreiben, weshalb die westlichen Länder bereit seien, das Konzept der "zwei Koreas" in der Ukraine umzusetzen, so Arestowitsch.
Darüber hinaus werde der Krieg möglicherweise nicht so enden, wie es die ukrainische Gesellschaft erwarte. Am Ende könne es so sein, dass die Ukraine möglicherweise nicht alle Gebiete zurückerobere. Die ukrainische Gesellschaft habe derzeit zu hohe Erwartungen an das Ende des Krieges, aber der Krieg könnte so enden, dass "wir alle schockiert sein werden", sagte Arestowitsch.
Seiner Meinung nach brauche Kiew etwa 400.000 "perfekt ausgebildete Soldaten mit NATO-Waffen". Das Land könne ein solches Kontingent jedoch nicht einmal im Laufe des Jahres bekommen. Außerdem stünden der Ukraine weder ausreichend Zeit noch Kapazitäten zur Verfügung, um diese Soldaten auszubilden. Zudem gebe es in der Ukraine für diesen Zweck nicht genügend Waffen. Deshalb habe der Westen die Absicht, ein "Zwei-Koreas-Szenario" umzusetzen. Die ukrainische Nachrichtenagentur Politika Strany zitiert Arestowitsch auf Telegram:
"Für einen Erfolg brauchen wir etwa 400.000 perfekt ausgebildeten Soldaten mit NATO-Waffen. Haben wir die? Nein. Werden wir sie in diesem Jahr haben? Das werden wir nicht. Und die Ausbildungskapazitäten reichen nicht aus."
Hierbei sei aber aber das Unangenehmste, dass der Westen so denke und die Ukraine vom Westen komplett abhängig sei, erklärte Arestowitsch. Auf diese Weise plane der Westen, "ein Südkorea mit Garantien" zu schaffen.
Dmitri Medwedew, stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates und ehemaliger Präsident der Russischen Föderation, hat am Dienstag Arestowitschs Behauptung kommentiert. Er nannte die Rede von einem "koreanischen Szenario" in der Ukraine "reines Wunschdenken" und hob den Hauptunterschied hervor: In Korea seien zwei unabhängige Länder geschaffen worden, der Donbass und andere Gebiete seien aber Russland beigetreten, "dem größten Staat mit voller Souveränität und den stärksten Waffen".
Medwedew wies außerdem darauf hin, dass in Kiew allmählich die Idee verbreitet werde, dass es keinen ukrainischen Sieg geben könne, was bedeute, schrieb Medwedew, dass der erste Schritt zur Anerkennung der Realitäten in der Welt gemacht worden sei.
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