Dem US-Militär zufolge fliegt derzeit ein mutmaßlicher chinesischer Spionageballon über die USA. Der Ballon sei am Mittwoch über dem US-Bundesstaat Montana im Nordwesten der USA entdeckt worden, teilte das Pentagon am Donnerstag mit.
Die Flugbahn des Ballons werde genau verfolgt. Er befinde sich noch immer über den Vereinigten Staaten, hieß es. Auf mehreren Videos in den sozialen Netzwerken ist der Ballon, wenn auch undeutlich, zu sehen:
Man habe erwogen, ihn abzuschießen, sich dann aber dagegen entschieden, wegen der Gefahr durch herabfallende Trümmer. Die republikanische Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus, Marjorie Taylor Greene, hatte dennoch auf Twitter einen sofortigen Abschuss des Ballons gefordert. Sie schrieb auch dem Kurznachrichtendienst:
"Biden sollte den chinesischen Spionageballon sofort abschießen. Präsident Trump hätte dies niemals toleriert. Präsident Trump hätte viele Dinge, die mit Amerika geschehen, niemals toleriert."
Nach der Entdeckung des Ballons habe die Regierung umgehend Maßnahmen ergriffen, um die "Preisgabe von sensiblen Informationen zu verhindern", sagte Pentagonsprecher Pat Ryder.
Auf einem Stützpunkt der US-Luftwaffe im Norden Montanas lagern nach Angaben des Wall Street Journal 150 mit Atomsprengköpfen bestückte Interkontinentalraketen vom Typ Minuteman III. Solche sensiblen Standorte würden in der Regel abgeschirmt, berichtete die Zeitung unter Berufung auf einen hochrangigen Verteidigungsbeamten.
Die Spionagesysteme des Ballons lieferten nach US-Angaben dennoch einen "begrenzten Mehrwert" im Vergleich zu Informationen, die China mit erdnahen Satelliten sammeln könne.
Man sei sich sicher, dass der Ballon aus China stamme, hieß es aus dem Pentagon. Schon in der Vergangenheit habe es ähnliche Vorfälle gegeben. Der Unterschied sei diesmal, dass sich der Ballon länger als sonst über den USA aufhalte.
Der Ballon stelle keine militärische Bedrohung oder Gefahr für Menschen am Boden dar, sagte Ryder. Auch für Flugzeuge sei der Ballon aufgrund seiner großen Flughöhe ungefährlich, hieß es. Die USA stünden mit China bezüglich des Vorfalls in Kontakt.
Chinas Regierung erklärte derweil, dass es den Berichten über den mutmaßlichen Spionageballon nachgeht und warnte gleichzeitig voreiligen Spekulationen.
"Wir sammeln und überprüfen die Fakten", sagte Außenamtssprecherin Mao Ning am Freitag vor der Presse in Peking. Er fügte hinzu:
"Wir hoffen, dass beide Seiten die Sache mit einem kühlen Kopf behandeln."
Es sei nicht hilfreich, zu spekulieren oder die Angelegenheit aufzubauschen, bevor klar werde, was passiert sei.
Der Vorfall ereignete sich kurz vor dem China-Besuch von US-Außenminister Antony Blinken, der am Sonntag in Peking erwartet wird. Es ist die erste Visite eines US-Außenministers in China seit Oktober 2018. Die Beziehungen sind angespannt.
Streitpunkte sind Chinas Position im Ukraine-Konflikt und die angespannten Beziehungen zwischen China und Taiwan. Auch sollen die Ansprüche Pekings im Südchinesischen Meer, der Handelskonflikt und US-amerikanische Exportembargos für Hochtechnologie zur Sprache kommen.
China wirft den USA vor, seinen Aufstieg eindämmen zu wollen und einen neuen Kalten Krieg zu verfolgen.
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(rt de/dpa)