Das Wall Street Journal berichtete am Donnerstag unter Berufung auf US-Beamte, dass Washington Druck auf Ankara ausübt, damit russische Fluggesellschaften mit in den USA hergestellten Flugzeugen die Türkei nicht mehr anfliegen. Zudem sollten Flugzeuge russischer Airlines nicht mehr mit Ersatzteilen amerikanischer Herkunft versorgt werden.
Demnach sollen hochrangige US-Beamte ihren NATO-Partner im vergangenen Monat gewarnt haben, dass türkischen Bürgern unter anderem Geld- und Haftstrafen drohen, falls sie solche Maschinen, die von und nach Russland und Weißrussland fliegen, betanken.
Die stellvertretende Handelsministerin Thea Rozman Kendler soll die Botschaft während ihres Türkei-Besuchs im Dezember übermittelt haben. Die Warnung ist offenbar ein weiterer Versuch der USA, den Sanktionsdruck auf Russland zu erhöhen und das Land langfristig zu isolieren.
Nach Angaben von Cirium, einem Unternehmen mit Spezialisierung auf Analysen für die Luftfahrtbranche, haben russische und weißrussische Fluggesellschaften, darunter die staatliche Aeroflot, seit Oktober 2022 mehr als 2.100 Flüge in die Türkei mit in den USA gebauten Flugzeugen, darunter die Boeing 777, 757 und 737, durchgeführt.
Am Freitag berichtete die russische Agentur RIA Nowosti mit Verweis auf ihre Quellen, dass türkische Flughäfen und Fluggesellschaften nichts über ein derartiges Verbot wüssten. "Es gab keine derartigen Anweisungen. Der Betrieb läuft wie gewohnt weiter", sagte ein Gesprächspartner. Das türkische Ministerium für Verkehr und Infrastruktur erklärte seinerseits, die entsprechenden Informationen würden geprüft.
Nach Kriegsbeginn in der Ukraine verhängten die westlichen Länder harte Sanktionen gegen Moskau. Unter anderem wurde die zivile Luftfahrt in Mitleidenschaft gezogen. So stellten Airbus und Boeing ihre Lieferungen an russische Fluggesellschaften ein. Die EU, die USA, Kanada und eine Reihe weiterer Länder haben den Luftraum für russische Flugzeuge gesperrt, woraufhin Russland mit Spiegelmaßnahmen reagierte.
Die Türkei hingegen blieb offen für russische Touristen und betonte mehrmals, den Flugverkehr mit Russland nicht einstellen zu wollen. Damit wurde das Land zu einem wichtigen Reise- und Transitziel für viele russische Bürger.
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