Die Pressesprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, hat am Vorabend des Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durch die Sowjetische Armee am 27. Januar 1945 eine Erklärung veröffentlicht. Darin kritisierte sie den erneuten Ausschluss von Vertretern Russlands, dem offiziellen Nachfolger des Befreiers, von der Gedenkveranstaltung. Wir geben das Statement im Nachfolgenden im gesamten Wortlaut und eigener (nicht amtlicher) Übersetzung wieder.
Jedes Jahr am 27. Januar veranstaltet das Museum Auschwitz-Birkenau, das sich auf dem Gelände des ehemaligen NS-Vernichtungslagers Auschwitz befindet, eine Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Befreiung der Häftlinge durch die Rote Armee. Bis 2021 stand traditionell eine Rede des russischen Botschafters in Polen auf dem Programm. So war es üblich.
Vor einem Jahr, im Januar 2022, durften die russischen Diplomaten zum ersten Mal nicht sprechen. Und im Mai (letzten Jahres) wurde die vom Zentralen Museum des Großen Vaterländischen Krieges vorbereitete Dauerausstellung in Block 14 ganz geschlossen. Der abenteuerliche Vorwand lautete, dass die Betriebsverträge zwischen dem polnischen und dem russischen Museum ausgelaufen waren. Das geschah in aller Stille: Niemand informierte die russische Seite über die Schließung. Darüber hinaus ist die polnische Seite mehr als zwei Monate lang vor ihren Partnern im Moskauer Museum und den russischen Diplomaten davongelaufen und hat einen direkten Dialog vermieden.
Man könnte fragen: Kann es da noch heuchlerischer werden? Es kann. In diesem Jahr wurden die Vertreter des Nachfolgestaates der UdSSR, deren Soldaten die Welt vor der Nazi-Plage gerettet haben, zum Jahrestag der Befreiung des Lagers gar nicht erst eingeladen.
Das entbehrt nicht einer gewissen Logik: Denn wer die historische Wahrheit und die heute unangenehme Erinnerung an die Befreier auslöschen will, macht es konsequent so, dass die russischen Gesichter bei dieser Veranstaltung nicht das deutsche und polnische "Gewissen" irritieren.
Denjenigen, die sich beeilen, diese unschöne Geschichte in den Kontext der aktuellen Krise zu stellen, möchte ich sagen, dass die Probleme im Zusammenhang mit Auschwitz nicht erst im Jahr 2022 begonnen haben. Nicht einmal im Jahr 2014. Die "Tradition" der russophoben Ausgrenzung reicht zurück in das Jahr 2004, also recht weit in die Vergangenheit.
Zu dieser Zeit war die Direktion "unzufrieden" mit den Materialien, die russische Experten anlässlich des 60. Jahrestags der Befreiung des Lagers erstellt hatten. Sie sperrten sich so stark, dass die Eröffnung der neuen Ausstellung bis ins Jahr 2013 verschoben werden musste. Der Vorwand war wie stets nicht alltäglich: Es passte ihnen nicht, dass diejenigen, die aus Gebieten kamen, die von 1939 bis 1941 zu unserem Land gehörten (nachdem sie zwischen 1920 und 1939 polnisch waren – Anm. d. Red.), in der Ausstellung als Bürger der UdSSR (!) bezeichnet wurden.
Ganz gleich, wie einfallsreich unsere europäischen "Nicht-Partner" versuchen, die Geschichte umzuschreiben, die Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus und die sowjetischen Helden-Befreier kann nicht ausgelöscht werden. Nach der Schließung der Ausstellung startete das Sieges-Museum ein Online-Projekt mit dem Titel "Auschwitz. Die Wahrheit". Auf den Internetseiten der Russischen Militärhistorischen Gesellschaft, der Russischen Historischen Gesellschaft, zahlreicher Museen, des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten und unserer ausländischen Vertretungen veröffentlichen wir regelmäßig historisches Material, einschließlich der Wahrheit über die Befreiung der Nazi-Konzentrationslager durch die Rote Armee in den Ländern, die heute so eifrig und selbstlos die Neonazis in der Ukraine unterstützen.
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