Eine Analyse von Pepe Escobar
Beginnen wir mit drei miteinander verbundenen, multipolar bedingten Fakten.
Erstens: Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus dem jährlichen Budenzauber des Weltwirtschaftsforums in Davos ergab sich, nachdem der saudische Finanzminister Mohammed Al-Jadaan bei einem Forum zum Thema "Saudi-Arabiens Transformation" klarstellte, dass Riad "den Handel in anderen Währungen als nur mit dem US-Dollar in Betracht ziehen wird."
Ist der Petroyuan also endlich da? Möglich. Aber Al-Jadaan entschied sich klugerweise für eine sorgfältige Formulierung: "Wir unterhalten eine sehr strategische Beziehung zu China und wir genießen dieselbe strategische Beziehung zu anderen Nationen, einschließlich den USA, und wir wollen diese mit Europa und mit anderen Ländern ausbauen."
Zweitens: Die Zentralbanken Irans und jene Russlands prüfen die Einführung einer "stabilen Münze" für die Abwicklung des Außenhandels, die den US-Dollar, den Rubel und den Rial ersetzten soll. Die Krypto-Blase ist bereits in Aufruhr und grübelt über die Vor- und Nachteile einer goldgedeckten digitalen Zentralbankwährung (CBDC) für den Handel, die tatsächlich unempfindlich gegen den zur Waffe gemachten US-Dollar sein wird.
Eine durch Gold gedeckte digitale Währung
Das wirklich Interessante dabei ist, dass diese goldgedeckte digitale Währung in der Sonderwirtschaftszone von Astrachan am Kaspischen Meer besonders effektiv wäre. Astrachan ist der wichtigste russische Hafen, der am Internationalen Nord-Süd-Transportkorridor (INSTC) liegt. Russland fertigt dort Fracht ab, die zuerst von Schiffen nach Iran und anschließend durch Iran bis nach Westasien, Afrika, an den Indischen Ozean und nach Südasien transportiert wird.
Der Erfolg des INSTC – der zunehmend an eine goldgedeckte CBDC gebunden ist – wird weitgehend davon abhängen, ob sich genügend asiatische, westasiatische und afrikanische Nationen weigern, sich den von den USA diktierten Sanktionen sowohl gegen Russland als auch gegen Iran anzuschließen.
Derzeit werden hauptsächlich Energieträger und landwirtschaftliche Produkte exportiert. Iranische Unternehmen sind der drittgrößte Importeur von russischem Getreide, gefolgt von Turbinen, Polymeren, medizinischen Geräten und Bestandteilen für den Automobilbau. Allein das russisch-iranische Segment des INSTC repräsentiert ein Handelsvolumen von 25 Milliarden US-Dollar. Und dann ist da noch der entscheidende Aspekt bei den Energieträgern beim INSTC – dessen Hauptakteure Russland, Iran und Indien sind.
Indiens Aufkäufe von russischem Rohöl sind um den satten Faktor 33 gestiegen und haben Indien zum drittgrößten Ölimporteur der Welt gemacht. Allein im vergangenen Dezember bezog Indien 1,2 Millionen Barrel Rohöl aus Russland, das sich seither noch vor dem Irak und Saudi-Arabien als Top-Lieferant für Delhi positionieren konnte.
Ein gerechteres Zahlungssystem
Drittens: Südafrika hat in diesem Jahr die BRICS-Präsidentschaft inne. Zugleich markiert das Jahr 2023 den Beginn einer Expansion innerhalb der BRICS+ mit Kandidaten, die von Algerien, Iran und Argentinien bis hin zur Türkei, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten reichen. Der südafrikanische Außenminister Naledi Pandor hat eben erst bestätigt, dass BRICS einen Weg finden will, den US-Dollar zu umgehen und damit "ein gerechteres Zahlungssystem zu schaffen, das nicht auf wohlhabendere Länder ausgerichtet ist".
Jaroslaw Lissowolik, der Leiter der analytischen Abteilung des Unternehmens- und Anlagegeschäfts bei der russischen Sberbank, ist seit Jahren ein Befürworter einer engeren BRICS-Integration und der Einführung einer BRICS-Reservewährung. Lissowolik erinnerte daran, dass der erste Vorschlag zur Schaffung einer neuen Reservewährung auf der Grundlage eines Korbs von Währungen der BRICS-Staaten bereits 2018 vom Waldai-Club formuliert wurde.
Bereit für den R5?
Bei der ursprünglichen Idee drehte es sich um einen Währungskorb – ähnlich dem Modell des Sonderziehungsrechts (SZR) des IWF –, zusammengesetzt aus den nationalen Währungen der BRICS-Staaten und später dann aus den Währungen der erweiterten BRICS+. Lissowolik erklärte, dass die Wahl der nationalen Währungen der BRICS-Staaten sinnvoll war, weil "diese zu den liquidesten Währungen innerhalb der Schwellenländer gehören. Die Namenswahl für die neue Reservewährung – 'R5' oder 'R5+' – basiert auf den Anfangsbuchstaben der BRICS-Währungen, die alle mit dem Buchstaben R beginnen – Real, Rubel, Rupie, Renminbi und Rand."
Die BRICS haben also bereits eine Plattform für ihre konkreten Überlegungen für das Jahr 2023. Lissowolik merkt dazu an: "Langfristig könnte die BRICS-Währung 'R5' damit beginnen, eine Rolle bei der Abwicklung von Zahlungen sowie als Reserve für Währungen der Zentralbanken von Schwellenländern zu übernehmen." Dabei ist nahezu sicher, dass der chinesische Yuan von Anfang an eine prominente Stellung einnehmen und seinen "bereits fortgeschrittenen Status als Reservewährung" ausnutzen wird. Zu den potenziellen Kandidaten, die Teil des R5+-Währungskorbs werden könnten, gehören auch der Singapur-Dollar und der Dirham der Vereinigten Arabischen Emirate.
Eher diplomatisch formulierte Lissowolik, dass "das R5-Projekt somit zu einem der wichtigsten Beiträge der Schwellenländer zum Aufbau eines sichereren internationalen Finanzsystems werden kann". Das R5- oder R5+-Projekt überschneidet sich mit dem, was in der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) unter der Leitung des Makrowirtschaftsministers der Eurasischen Wirtschaftskommission, Sergei Glasjew, entworfen wurde.
Ein neuer Goldstandard
In seinem jüngsten Artikel "Der goldene Rubel 3.0" bezieht sich Glasjew direkt auf zwei inzwischen berüchtigte Berichte des Credit-Suisse-Strategen Zoltan Pozsar, ehemals beim IWF, dem US-Finanzministerium und der New Yorker Federal Reserve beschäftigt: "War and Commodity Encumbrance" (Die Bürde von Krieg und Rohstoffen, 27. Dezember 2022) und "War and Currency Statecraft" (Krieg und monetäre Staatskunst, 29. Dezember 2022).
Pozsar ist überzeugter Befürworter eines Bretton Woods 3.0 – eine Idee, die in der Blase, die der US-Zentralbank skeptisch gegenübersteht, enormen Anklang findet. Faszinierend ist, dass der US-Bürger Pozsar den Russen Glasjew zitiert und umgekehrt – was wiederum eine faszinierende Konvergenz ihrer Ideen impliziert.
Beginnen wir mit Glasjews Betonung der Bedeutung von Gold. Er weist auf die gegenwärtige Anhäufung von Barguthaben in Höhe von mehreren Milliarden Dollar auf den Konten russischer Exporteure in "weichen" Währungen bei den Banken der wichtigsten ausländischen Wirtschaftspartner Russlands hin: den EAWU-Staaten, China, Indien, Iran, Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Anschließend erklärt er, wie Gold als einzigartiges Instrument zur Bekämpfung westlicher Sanktionen dienen kann, wenn die Preise für Öl und Gas, Lebensmittel und Düngemittel, Metalle und feste Mineralien neu berechnet werden:
"Die Bindung des Ölpreises in Gold auf dem Niveau von zwei Barrel pro Gramm Gold wird zu einem weiteren Anstieg des Goldpreises in Dollar führen, berechnete der Stratege der Credit Suisse, Zoltan Pozsar. Dies wäre eine adäquate Antwort auf die vom Westen eingeführten 'Preisobergrenzen' – eine Art 'Boden', ein solides Fundament. Und Indien und China könnten den Platz globaler Rohstoffhändler anstelle von Glencore oder Trafigura einnehmen."
Hier sehen wir, wie Glasjew und Pozsar einhellig argumentieren und nicht wenige große Player in New York kamen darüber ins Staunen.
Glasjew legt dann den Weg in Richtung Gold-Rubel 3.0 fest. Der erste Goldstandard wurde im 19. Jahrhundert von den Rothschilds eingeführt, was "ihnen die Möglichkeit gab, Kontinentaleuropa durch Goldkredite dem britischen Finanzsystem unterzuordnen". Der Goldene Rubel 1.0, so schreibt Glasjew, "ermöglichte den Prozess der kapitalistischen Akkumulation".
Der Goldene Rubel 2.0, nach Bretton Woods, "gewährleistete eine rasche wirtschaftliche Erholung nach dem Weltkrieg". Dann jedoch hob der "Reformer Chruschtschow die Bindung des Rubels an Gold auf, indem er 1961 eine Währungsreform durchführte, mit der er eine tatsächliche Abwertung des Rubels um das 2,5-Fache einleitete und damit die Bedingungen für die spätere Umwandlung Russlands in ein 'Rohstoffanhängsel' des westlichen Finanzsystems schuf".
Glasjew schlägt nun daraufhin vor, dass Russland die Gewinnung von Gold auf bis zu drei Prozent des BIP ankurbelt. Diese böte die Grundlage für ein schnelles Wachstum des gesamten Rohstoffsektors, der 30 Prozent des russischen BIP ausmacht. Da Russland weltweit führend in der Goldproduktion ist, bekäme es in der Folge "einen starken Rubel, ein starkes Budget und eine starke Wirtschaft".
Alle Eier des Globalen Südens in einem Korb
Inmitten der Diskussionen, innerhalb der EAWU eine neue Währung zu entwerfen, scheint sich Glasjew auf eine Währung zu konzentrieren, die sich nicht nur auf Gold, sondern teilweise auch auf die Öl- und Erdgasreserven der teilnehmenden Länder stützt. Pozsar hingegen betrachtet dies als potenziell inflationär: "Möglicherweise würde dies zu Exzessen führen, wenn man bedenkt, dass die neue Währung an eine dermaßen breite Basis gebunden wäre."
Inoffiziell geben Quellen in New Yorker Banken zu, dass der US-Dollar "ausgelöscht würde, da er eine nicht an reale Werte gebundene Währung ist, sollte sich die Idee von Sergei Glasjew durchsetzen, diese neue Währung an Gold zu koppeln. Der Grund ist, dass das System von Bretton Woods keine auf Gold basierende Deckung mehr hat und auch sonst keinen inneren Wert, wie die Kryptowährung FTX gezeigt hat. Der Plan von Glasjew, die Währung auch an Öl und Erdgas zu koppeln, scheint aufzugehen."
Tatsächlich könnte Glasjew also die gesamte Währungsstruktur für das schaffen, was Pozsar halb im Scherz die "G7 des Ostens" nannte: die aktuellen fünf BRICS-Staaten plus die nächsten zwei neuen Mitglieder der BRICS+.
Sowohl Glasjew als auch Pozsar wissen besser als alle anderen, dass die USA bei der Gründung von Bretton Woods den größten Teil des Goldes der Zentralbanken besaßen und die Hälfte des weltweiten BIP kontrollierten. Dies war die Grundlage für die USA, um das gesamte globale Finanzsystem zu übernehmen.
Jetzt widmen weite Teile der nicht-westlichen Welt Glasjew und dem Streben nach einer neuen Nicht-US-Dollar-Währung mit einem neuen Goldstandard, der mit der Zeit den US-Dollar vollständig ersetzen würde, große Aufmerksamkeit. Pozsar verstand daher vollkommen, dass Glasjew die Formel eines Währungskorbs so verfolgt, wie Lissowolik es vorgeschlagen hatte, genauso wie er auch den bahnbrechenden Drang zum Petroyuan verstanden hat. Er beschrieb die industriellen Auswirkungen folgendermaßen:
"Da Russland, Iran und Venezuela, wie wir gerade erwähnt haben, über etwa 40 Prozent der nachgewiesenen Ölreserven der Welt verfügen und diese drei Länder derzeit Öl in Renminbi zu einem hohen Preisnachlass an China verkaufen, war die Entscheidung von BASF, die Aktivitäten in seinem Hauptwerk in Ludwigshafen dauerhaft abzubauen und stattdessen nach China zu verlagern, motiviert durch die Tatsache, dass China Energie zu Rabattpreisen sichern kann – und nicht mit Preisaufschlägen wie in Europa."
Das Rennen um die Ablösung des Dollars
Eine wichtige Erkenntnis ist, dass energieintensive Großindustrien nach China abwandern werden. Peking ist zu einem großen Exporteur von russischem verflüssigtem Erdgas (LNG) nach Europa geworden, während Indien zu einem großen Exporteur von russischem Öl und raffinierten Produkten wie Diesel geworden ist – auch nach Europa. Sowohl China als auch Indien – beides BRICS-Staaten – kaufen unter dem Marktpreis vom BRICS-Staat Russland und verkaufen es mit einem satten Gewinn nach Europa weiter. Sanktionen? Welche Sanktionen?
Unterdessen ist der Wettlauf um die Bildung des neuen Währungskorbs für eine neue Währungseinheit im Gange. Der Ferndialog zwischen Glasjew und Pozsar wird noch faszinierender, da Glasjew versuchen wird, eine Lösung für das zu finden, wovor Pozsar gewarnt hat: "Die Erschließung natürlicher Ressourcen für die Schaffung der neuen Währung könnte zu einer Inflation führen, wenn die Geldmenge zu schnell zunimmt."
All dies geschieht, während die Ukraine – ein riesiger Abgrund an einem kritischen Knotenpunkt der Neuen Seidenstraße, durch den Europa von Russland und China getrennt wird – langsam aber sicher in einem schwarzen Loch verschwindet. Das Imperium mag Europa vorerst verschlungen haben, aber was geoökonomisch wirklich zählt, ist, ob sich die Mehrheit des Globalen Südens dazu entschließen kann, sich dem von Russland und China geführten Block anzuschließen.
Die wirtschaftliche Dominanz von BRICS+ ist möglicherweise keine sieben Jahre mehr entfernt – ganz gleich, welche Gemeinheiten auch immer sich der große, dysfunktionale nukleare Schurkenstaat auf der anderen Seite des Atlantiks ausdenken mag. Aber lasst uns zuerst diese neue Währung zum Laufen bringen.
Übersetzt aus dem Englischen.
Pepe Escobar ist ein unabhängiger geopolitischer Analyst und Autor. Sein neuestes Buch trägt den Titel "Raging Twenties" (Die wütenden Zwanziger). Er wurde von Facebook und Twitter aus politischen Gründen verbannt, aber man kann ihm auf Telegram folgen.
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