Medienbericht: USA liefern heimlich Waffen aus Israel an Ukraine

Einem Bericht der "New York Times" zufolge beliefern die USA die Ukraine mit Hunderttausenden von Artilleriegeschossen aus israelischen Lagerbeständen. Dieser Schritt hat in Israel, das sich bisher geweigert hat, Waffen nach Kiew zu schicken, Besorgnis ausgelöst.

Das US-Militär beliefert die Ukraine mit Hunderttausenden von Artilleriegeschossen aus israelischen Lagerbeständen, berichtete die New York Times am Dienstag. Der Meldung zufolge suche das Pentagon händeringend nach Munition, da die ukrainischen Streitkräfte ihr Arsenal weiter aufbrauchten.

Das Pentagon habe auf einen "riesigen, aber wenig bekannten Vorrat an amerikanischer Munition in Israel zurückgegriffen, um den dringenden Bedarf der Ukraine an Artilleriegranaten zu decken", schreibt die New York Times unter Berufung auf mehrere ungenannte israelische und US-amerikanische Beamte.

Es sei zwar unklar, wann diese Vereinbarung getroffen worden sei. Aber Israel habe zugestimmt, dass Washington etwa 300.000 155-Millimeter-Granaten aus Lagern auf seinem Territorium beziehen könne. Die New York Times schreibt weiter:

"Etwa die Hälfte der 300.000 für die Ukraine bestimmten Geschosse wurde bereits nach Europa verschifft und wird schließlich über Polen geliefert."

Der Vorrat in Israel ist eigentlich für den Einsatz in den US-amerikanischen Konflikten im Nahen Osten bestimmt, von denen einige weiterhin schwelen. Dennoch sah sich das Pentagon offenbar gezwungen, sich um neue Waffenlieferungen zu bemühen, da die ukrainischen Truppen Berichten zufolge rund 90.000 Granaten pro Monat verbrauchen.

Israel stimmt zu – unter einer Bedingung

Die USA haben seit Beginn des Konflikts mit Russland im vergangenen Februar etwas mehr als eine Million 155-Millimeter-Munition in die Ukraine geliefert oder deren Lieferung genehmigt. Ein "beträchtlicher Teil" davon sei aus Beständen in Südkorea und Israel entnommen worden, so ein hochrangiger US-Beamter gegenüber der New York Times.

Israelische Beamte sollen zunächst Bedenken gegen diesen Plan geäußert haben. Sie befürchteten, dass dies den Eindruck erwecken könnte, Israel sei "mitschuldig an der Bewaffnung der Ukraine."

Doch dann soll die israelische Regierung dem Bericht zufolge unter der Bedingung zugestimmt haben, dass das Pentagon die Waffen wieder auffüllt. Washington habe zudem zugesagt, "in einem schweren Notfall sofort Munition zu liefern."

Israel unterhält sowohl mit der Ukraine als auch mit Russland Beziehungen und versucht seit dem Ausbruch der Kämpfe im vergangenen Jahr, sich in einem diplomatischen Drahtseilakt zwischen den beiden Konfliktstaaten zu bewegen.

Die israelische Regierung hatte zum einen angeboten, bei der Vermittlung von Friedensgesprächen zwischen Kiew und Moskau zu helfen und gleichzeitig humanitäre Hilfe an die Ukraine geliefert.

Zudem weigert sich Israel weitgehend, sich den westlichen Verbündeten bei der Bewaffnung der Ukraine oder der Verhängung von Sanktionen gegen die russische Wirtschaft anzuschließen, da man die Beziehungen zu Moskau nicht beschädigen will.

Unter Präsident Joe Biden haben die USA rund 25 Milliarden US-Dollar (rund 23 Milliarden Euro) an direkter Militärhilfe für Kiew bewilligt. Kürzlich erklärte Washington sich zudem bereit, im Rahmen des jüngsten Waffenpakets im Wert von drei Milliarden US-Dollar (rund 2,7 Milliarden Euro) 50 Bradley-Schützenpanzer und eine Reihe anderer Waffen zu liefern.

Die Ukraine fordert jedoch weiterhin zusätzliche Ausrüstung und drängt Washington und seine europäischen Verbündeten nun, unter anderem Kampfpanzer und eine bessere Luftabwehr zu schicken.

Während die USA die Forderung nach Panzern bisher abgelehnt haben, treffen sich die militärischen Führer der "Ukraine Defense Contact Group", der auch NATO-Mitglieder angehören, am 20. Januar auf dem deutschen Luftwaffenstützpunkt Ramstein, um über die mögliche Lieferung schwerer Waffen zu beraten.

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