Der ukrainische Verteidigungsminister Alexei Resnikow hatte im Interview mit BBC erklärt, er sei zuversichtlich, dass sein Land bald weitere westliche Militärhilfe erhalten werde. Er begründete dies damit, dass die Ukraine de facto schon jetzt Mitglied der NATO sei:
"Die Ukraine als Land und die Streitkräfte der Ukraine sind Mitglied der NATO geworden. De facto, nicht de jure. Weil wir Waffen haben und das Verständnis, wie man sie benutzt."
Er sei sich sicher, dass Kiew bald noch leistungsfähigere Ausrüstung aus dem Westen erhalten werde, darunter Kampfpanzer und Kampfjets aus westlicher Produktion. Die USA und ihre Verbündeten haben gezögert, schwerere Waffen an die Ukraine zu schicken. Einige argumentieren, dass ein solcher Schritt eine Eskalation riskieren und sie direkt in den laufenden Konflikt hineinziehen könnte. Resnikow wies derartige Bedenken zurück und bezeichnete sie als reine Formalität.
"Die Sorge um die nächste Eskalationsstufe ist für mich eine Art Protokoll", sagte der Minister. Er wies auch zurück, dass seine Äußerungen als kontrovers angesehen werden könnten, da der Westen vermeiden wolle, als eine Partei in den Kämpfen angesehen zu werden.
"Warum sollte das umstritten sein? Es ist wahr. Es ist eine Tatsache", sagte er mit Blick auf die Beziehungen Kiews zur NATO und die militärische Unterstützung der Ukraine durch den Westen. "Ich bin sicher, dass wir in naher Zukunft de jure Mitglied der NATO sein werden", fügte der Minister hinzu.
Die Ukraine versucht seit Jahren, Mitglied des Militärbündnisses zu werden. Moskau betrachtet den möglichen NATO-Beitritt der Ukraine jedoch als Bedrohung seiner nationalen Sicherheit. Im Herbst hatte die Ukraine einen beschleunigten Beitritt beantragt, westliche Staaten reagierten allerdings zurückhaltend darauf. Im November bekräftigte die NATO ihre Zusage, die Ukraine irgendwann aufzunehmen, erklärte aber, das Thema stehe vorerst nicht auf der Tagesordnung. Im Frühjahr 2022 erklärte der französische Europaminister Clément Beaune, dass der Prozess Jahrzehnte dauern könnte. Der Nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus, Jake Sullivan, sagte seinerzeit:
"Unsere Ansicht ist, dass wir der Ukraine am besten durch praktische Unterstützung vor Ort helfen können. Und dass wir das Verfahren in Brüssel zu einer anderen Zeit aufgreifen sollten."
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