Die Regierung von US-Präsident Joe Biden schließt die Lieferung US-amerikanischer Abrams-Panzer an die Ukraine nach wie vor aus, berichtete die Washington Post unter Berufung auf Quellen im Weißen Haus. Die Gründe für die Ablehnung seien technischer Natur. Der Zeitung zufolge wiegt der Panzer 55 Tonnen, sein Gasturbinentriebwerk verbraucht enorm viel Treibstoff, ist störanfällig, und seine Wartung erfordert hochqualifiziertes Personal.
Der M1A1 Abrams ist der Hauptkampfpanzer der USA und wird seit 1980 in Serie produziert. Er ist mit einer 120-Millimeter-Panzerkanone ausgestattet. Seine effektive Reichweite beträgt etwa 2.500 bis 3.000 Meter. Die Zeitung stellt fest, dass die Abrams-Panzer so schwer sind, dass sie nicht zu den Feierlichkeiten zum US-Unabhängigkeitstag (der am 4. Juli gefeiert wird) in Washington im Jahr 2019 gezogen worden waren, was der damalige Präsident Donald Trump wollte. Es war befürchtet worden, dass die Abrams-Raupen die Straßen der Stadt ruinieren würden, so die Zeitung.
Kiew hatte in der Vergangenheit wiederholt westliche Länder um die Lieferung moderner Panzer aus westlicher Produktion gebeten. Polen und andere osteuropäische Länder lieferten zur selben Zeit T-72-Panzer aus sowjetischer Produktion an die Ukraine.
Im Herbst zitierte Politico seine Quellen mit der Aussage, Panzer stünden ganz oben auf der Wunschliste Kiews. Die Zeitung zitierte Experten mit der Aussage, dass die Ukraine US-amerikanische M1 Abrams und deutsche Leopards benötigt, aber die USA und Deutschland diese nur langsam liefern, teilweise aufgrund von Problemen bei der Ausbildung und Logistik. Berlin habe darauf hingewiesen, dass es Kiew nicht allein und ohne Zustimmung seiner Verbündeten mit Kampfpanzern westlicher Bauart wie dem Leopard 2 beliefern wolle.
Die Washington Post stellte fest, dass sich die USA und ihre Verbündeten nach monatelangem Widerstand gegen die Forderungen Kiews doch bereit erklärt haben, über die Lieferung verschiedener Kampffahrzeuge zu sprechen. So bestätigte Biden am Vortag die Diskussion über die Entsendung von Bradley-Schützenpanzern in die Ukraine.
Der ehemalige Analyst für den Verteidigungshaushalt im Weißen Haus Mark Cancian wies darauf hin, dass der Bradley "im Wesentlichen ein leichter Panzer" und im Gegensatz zu den bereits an Kiew gelieferten gepanzerten Mannschaftstransportwagen M113 mit einer 25-Millimeter-Kanone und TOW-Panzerabwehrraketen bewaffnet ist.
Im Oktober äußerte der ukrainische Verteidigungsminister Alexei Resnikow die Ansicht, dass Kiew Panzer und Kampfjets aus westlicher Produktion sowie andere Waffen erhalten werde, die die Vereinigten Staaten zunächst nicht hatten liefern wollen. Er nannte das Beispiel der Stinger-Flugabwehrraketen, die den ukrainischen Behörden im November 2021 verweigert worden waren. Die Auslieferung erfolgte jedoch erst nach Beginn der russischen militärischen Spezialoperation.
Russland hat wiederholt die westlichen Waffenlieferungen an Kiew kritisiert. Außenminister Sergei Lawrow hatte im Sommer erklärt, dass die russische Seite mit einer Erhöhung der Reichweite der an die Ukraine gelieferten Waffen die Bedrohungslinien um eine angemessene Entfernung von ihren Grenzen "verschieben" werde. Der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow sagte, die Ziele der Spezialoperation würden trotz der Waffenlieferungen an die Ukraine erreicht, die der Ukraine nur "mehr Leid" zufügten.
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