Benedikt XVI., der emeritierte Papst, ist nach Auskunft seines Nachfolgers Franziskus sehr krank. Am Mittwoch bei einer Generalaudienz im Vatikan bat Franziskus alle katholischen Gläubigen um ein spezielles Gebet für den 95-Jährigen.
"Denkt an ihn, er ist sehr krank. Und bittet den Herrn, ihn zu trösten und zu unterstützen in diesem Zeugnis der Liebe zur Kirche – bis zum Ende."
Matteo Bruni, der Sprecher des Heiligen Stuhls, teilte anschließend mit, dass sich Benedikts Gesundheitszustand wegen seines hohen Alters in den vergangenen Stunden verschlechtert habe. Die Situation sei jedoch derzeit unter Kontrolle. Der ehemalige Papst werde permanent von Ärzten überwacht. Papst Franziskus habe Benedikt sofort nach der Generalaudienz besucht.
Benedikts langjähriger Vertrauter und persönlicher Assistent Georg Gänswein reagierte zunächst nicht auf Anfragen. Der Erzbischof betreut Benedikt seit Jahren im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten, wo der ehemalige Papst seit seinem Rücktritt im Jahr 2013 relativ abgeschieden lebt. Zuletzt hatte es von Gänswein immer wieder geheißen, dass Benedikt körperlich schwach sei und kaum noch sprechen könne, geistig sei er aber weiterhin fit. Gelegentlich empfinge er auch noch Besucher.
Theologe Wolfgang Beinert, ein anderer Vertrauter von Benedikt, wies darauf hin, dass die Lage sicher sehr ernst sei. Bei einem Mann, der auf die 100 zugehe, sei das aber nicht überraschend. Bis zum Jahresanfang habe er noch Briefkontakt zu Benedikt gehabt. Auf sein Schreiben zu dessen Geburtstag im April habe Beinert aber keine Antwort mehr bekommen.
Nach der Meinung von Benedikts Biograf Peter Seewald seien die Meldungen über seinen Zustand sehr besorgniserregend. Er habe Benedikt im Oktober zuletzt gesehen. Ein letzter Brief habe gezeigt, dass er geistig völlig klar war. Benedikt selbst sehne sich seit langem nach seinem "Heimgang", betonte Seewald. Zuletzt hieß es, dass Benedikt körperlich schwach sei und kaum noch sprechen könne.
Der gebürtige Bayer Joseph Ratzinger, der im Jahr 2005 zum Nachfolger von Johannes Paul II. gewählt wurde, war der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren. Nach eigenen Angaben wollte Benedikt gar nicht Papst werden. Er hatte es im Vatikan nicht leicht. Als er fünf Jahre im Amt war, stürzte die katholische Kirche in eine ihrer schwersten Krisen: Schrittweise kamen ab dem Jahr 2010 jahrzehntelanger Kindesmissbrauch und dessen Vertuschung ans Licht.
Mehr zum Thema – Akten zeigen: Papst wusste von bevorstehendem Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion