"Nur Provokationen": Erdoğan über die Rolle des Westens im Ukraine-Krieg

Der Westen habe nicht versucht, eine Lösung für den Konflikt in der Ukraine zu finden, sondern nur provoziert, bemängelte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan am Sonntag. Aufgrund dieser Untätigkeit habe Ankara die Vermittlung selbst vorangetrieben.

Der türkische Staatschef behauptet, sein Land sei das einzige, das versuche, im Konflikt zwischen Moskau und Kiew zu vermitteln. In einer Rede am Sonntag lobte Erdoğan die Rolle der Türkei bei der Sicherung eines Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine und behauptete, dass die westlichen Staaten keine konkreten diplomatischen Bemühungen zur Lösung des Konflikts unternommen hätten.

"Leider hat der Westen nur provoziert und sich nicht um eine Vermittlung im Ukraine-Russland-Krieg bemüht", sagte er bei einer Jugendveranstaltung.

Daher habe sein Land diese Vermittlerrolle im Jahr 2022 übernommen, werde die diplomatischen Bemühungen im kommenden Jahr fortsetzen und dabei auf dem Erfolg des Korridors im Schwarzen Meer aufbauen, der im Rahmen eines Getreideabkommens im Sommer geschaffen worden sei.

Das Abkommen wurde als Möglichkeit betrachtet, arme Länder mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Erdoğan bestätigte jedoch die seit langem bestehenden Bedenken Russlands, dass etwa 44 Prozent des aus der Ukraine exportierten Getreides stattdessen nach Europa gingen. Laut Erdoğan gingen 16 Prozent an die Türkei und 14 weitere Prozent in afrikanische Länder.

Weiter äußerte der türkische Präsident seine Hoffnung, dass Düngemittelausfuhren und weitere Interessen Moskaus durch "intensivere Verhandlungen im kommenden Jahr" berücksichtigt werden könnten. 

Ende Oktober hatte Russland seine Teilnahme an dem Getreideabkommen kurzzeitig ausgesetzt, nachdem Moskau Kiew beschuldigt hatte, einen Terroranschlag auf die Krim-Brücke verübt und Drohnenangriffe auf Schiffe geflogen zu haben, die die sichere Durchfahrt von Gütern gewährleisten sollten. Moskau kehrte schließlich zu dem Abkommen zurück, nachdem es von Kiew nicht näher genannte "schriftliche Sicherheitsgarantien" erhalten hatte.

Ankara nahm zu Kriegsbeginn eine neutrale Haltung ein und beteiligte sich nicht an Sanktionen gegen Russland. Gleichzeitig setzte die Türkei ihre militärische Zusammenarbeit mit der Ukraine fort und verkaufte unter anderem mehrere Bayraktar-Drohnen an Kiew.

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