Nasser Kanaani, der Sprecher des iranischen Außenministeriums, hat mit einer Mitteilung am Donnerstag auf "wiederholte Anschuldigungen" und "unanständige Äußerungen" des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij im US-Kongress reagiert. Selenskij hatte in einer Rede Iran als einen terroristischen Staat bezeichnet, der Russland mit Waffenlieferungen im Ukraine-Konflikt helfe. Todbringende Drohnen, die Iran zu Hunderten nach Russland schicke, würden zu einer Bedrohung für die ukrainisch kritische Infrastruktur. Hiermit habe "ein Terrorist den anderen gefunden", so Selenskij.
Kanaani betonte, dass die Islamische Republik Iran an keine Partei militärisches Gerät für den Einsatz im Ukraine-Konflikt geliefert habe. Teheran habe diesbezügliche Berichte wiederholt zurückgewiesen. Iran habe, so der Außenamtssprecher, immer die territoriale Integrität aller Länder einschließlich der Ukraine respektiert. Er stellte klar:
"Selenskij hätte es besser wissen sollen, dass die strategische Geduld Irans bei solchen unbegründeten Anschuldigungen nicht endlos ist."
Kanaani merkte zudem an, dass der ukrainische Präsident eine Lehre aus dem Schicksal einiger anderer Staatschefs ziehen sollte, die die Unterstützung der USA genossen hätten.
Selenskij war am Mittwoch zu einem offiziellen Besuch in den USA eingetroffen und hatte mehrere Stunden in Washington verbracht. Bei einem Treffen im Weißen Haus sicherte US-Präsident Joe Biden Selenskij weitere Unterstützung zu. Das neue Hilfspaket werde vor allem das Patriot-Raketensystem zur Luftverteidigung enthalten, hieß es. Selenskij dankte in einer Rede vor dem US-Kongress für die bewilligten US-Hilfen in Milliardenhöhe zur Unterstützung seines Landes. Zudem brachte er die Hoffnung zum Ausdruck, dass der US-Kongress die Ukraine weiterhin unterstützen werde. Selenskij forderte von den Vereinigten Staaten die Lieferung moderner Waffen.
Nach Einschätzung der Nachrichtenagentur Bloomberg zeugt Selenskijs Besuch in den USA davon, dass Kiew keinen Erfolg im Konflikt mit Russland vorzuweisen habe. Er wäre nicht nach Washington gekommen, wenn alles in Ordnung wäre, hieß es. Im Weißen Haus nehme die Ukraine-Müdigkeit zu, so die Meinung. Darüber hinaus seien einige Pentagon-Beamte besorgt darüber, dass die Ukraine-Hilfe die US-Waffenvorräte erschöpfe, die zur Umsetzung der Militärpläne Washingtons benötigt würden.
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