Die Vereinigten Staaten werden der Ukraine keine M1-Abrams-Kampfpanzer liefern, um sie im Kampf gegen Russland zu unterstützen, berichtet die Washington Post am Mittwochabend unter Berufung auf Beamte aus dem Verteidigungsministerium.
Michail Podoljak, hochrangiger Berater des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij, hatte die Abrams auf seine "Weihnachtswunschliste" gesetzt, die er Anfang des Monats auf dem Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlicht hatte. Selenskij wiederholte die Bitte während seiner Rede vor dem US-Kongress am Mittwoch und erklärte, ukrainische Soldaten seien "in der Lage, US-amerikanische Panzer und Flugzeuge zu bedienen".
Die von der US-Zeitung zitierten Beamten wiesen jedoch darauf hin, dass die Abrams "zu schwierig zu warten und zu komplex zu bedienen" seien, und fügten hinzu, dass "die Ukraine schon genug Panzer hat".
Bereits vor mehreren Wochen hatte die Nachrichtenplattform Politico darüber berichtet, dass die USA mit der Lieferung der US-Panzer zögern würden. Das Medium wies in seinem Bericht darauf hin, dass sich die Abrams völlig von den Tanks aus der Sowjet-Ära unterscheiden würden, die die Streitkräfte Kiews verwenden würden. Zudem würden die US-Panzer viel mehr Treibstoff verbrauchen als etwa die deutschen.
Das Pentagon genehmigte jedoch einen anderen Antrag Kiews. Die USA werden der Ukraine das Patriot-Luftabwehrraketensystem als Teil eines zusätzlichen Militärhilfepakets im Wert von 1,85 Milliarden US-Dollar bereitstellen, was auch im Rahmens des Besuchs von Selenskij in Washington verkündet wurde. Die neuen Lieferungen sollen auch gepanzerte Fahrzeuge, Mörser und Granatwerfer sowie Artillerie- und Panzergeschosse umfassen.
Moskau hat wiederholt betont, dass die Lieferung ausländischer Waffen an Kiew den Verlauf des Konflikts nicht ändern und nur zu mehr Toten in der Ukraine führen würden. Wassili Nebensja, Russlands Gesandter bei den Vereinten Nationen, erklärte diesen Monat, dass die in den USA hergestellten Waffen von den ukrainischen Truppen gegen Zivilisten eingesetzt würden.
Anatoli Antonow, Russlands Botschafter in den USA, bezeichnete die Reise Selenskijs nach Washington als "Hollywood-mäßig". Der überschwängliche Empfang für den ukrainischen Präsidenten zeige, dass die Zusicherungen der USA, keine größere Konfrontation mit Moskau zu wollen, "nur leere Worte" seien. Washington setze all seine gewaltigen Ressourcen, Waffen und Geheimdienstkapazitäten für Kiew ein und verfolge die "wahnsinnige Idee, die Russen auf dem Schlachtfeld zu besiegen", so Antonow.
Der russische Botschafter in den USA wiederholte auch die russischen Stellungnahmen, wonach die Patriot-Systeme, falls sie in der Ukraine eintreffen, von den russischen Streitkräften als legitime Ziele behandelt werden würden.
Das Pentagon hat jüngst bekannt gegeben, dass die USA allein in diesem Jahr Militärhilfe im Wert von 20 Milliarden US-Dollar an die Ukraine geleistet haben. Der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu erklärte diesbezüglich am Mittwoch, dass Kiew bereits Waffen und Munition im Wert von mehr als 97 Milliarden US-Dollar erhalten habe und Russland bereits gegen den gesamten Westen kämpfe.
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