Der dritte Weltkrieg begann im Oktober, als die USA den Verkauf vieler Mikrochips an China blockierten. So lautet eine These des Ökonomen Nouriel Roubini, die dieser in einem Interview mit der britischen Tageszeitung Financial Times formulierte. Er sagte bereits mehrere weltweite Krisen vorher – darunter auch die Wirtschaftskrise des Jahres 2008. Seine jüngsten Prognosen versprechen nichts Gutes.
"Ich glaube, die Welt befindet sich in einer Art Zug, der wie in Zeitlupe entgleist. Es gibt große neue Bedrohungen, die es vorher nicht gab, sie häufen sich, und wir tun sehr wenig dagegen", so Roubini. Seine Prognose für die USA ist düster, obwohl die US-Behörden versuchen, die Bevölkerung zu beruhigen. Es werde keine "kurze und flache Rezession sein", wie es die US-Regierung gerne hätte, "sondern eine tiefe und langwierige", so der Ökonom, der bemerkt:
"Die Fed, die EZB, die Wall Street und die Geschäftswelt sagen: Ja, wir werden eine weiche Landung haben. In der geldpolitischen Geschichte der letzten 60 Jahre gab es in den USA nie eine Episode, in der die Inflation über 5 Prozent lag – heute liegt sie bei 7,1."
Es wird wohl eine sehr harte Landung werden, warnt Roubini. Wobei die Lage in Europa noch schlimmer sei:
"Das Vereinigte Königreich befindet sich bereits in einer Stagflation. Die Inflation liegt bei über 10 Prozent und selbst die britische Notenbank erwartet mindestens fünf Quartale mit negativem Wirtschaftswachstum. … Die Briten haben sich mit dem Brexit selbst in den Fuß geschossen, das ist ein weiterer Stagflationsschock."
Die letzten Jahrzehnte, in denen die Welt in relativem Wohlstand und Frieden lebte, waren nicht die Regel, sondern die Ausnahme, betont Roubini. Diese Zeit sei nun vorbei. Die Menschheit kehrt in eine Ära der Entbehrungen, Epidemien und Kriege zurück:
"Diese Zeit ist anders, aber sie ist anders im Vergleich zu den letzten 75 Jahren relativen Friedens, Fortschritts und Wohlstands, denn davor war die Geschichte der Menschheit eine Geschichte von Hungersnöten, Kriegen, Krankheiten, Völkermorden und so weiter. Die letzten 75 Jahre sind eine Ausnahme, sie sind nicht die Regel."
Es brauche viel Glück, eine starke internationale Zusammenarbeit und wirtschaftlichen Wohlstand, um die Probleme abzufedern, fügte er hinzu. All die Dinge, die im Moment Mangelware sind.
"Ich hoffe, ich habe Sie nicht zu sehr deprimiert", sagte Roubini dem Journalisten der Financial Times zum Schluss. Und fügt tröstend hinzu: "Wir werden überleben – wir zwei. Ich mache mir Sorgen um alle anderen."
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