Das kasachische Unternehmen KazMunaiGas (KMG) erwägt eine Probelieferung von Erdöl nach Deutschland. Das Öl soll an die PCK-Raffinerie in Schwedt an der Oder geliefert werden. Das PCK wurde bisher über die Druschba-Pipeline mit russischem Öl beliefert. Die Raffinerie versorgt große Teile des Nordostens Deutschlands und Berlin mit Treibstoff und hat eine Jahreskapazität von mehr als 10 Millionen Tonnen.
Am 20. Dezember sprach KMG-Chef Magsum Mirsagalijew mit Michael Kellner, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, per Videoschalte sowie mit dem Bundestagsabgeordneten Christian Görke persönlich in Astana über die geplanten Lieferungen. Die beiden sollen ihr Interesse an einer stabilen Versorgung mit Rohstoffen aus Kasachstan betont haben. Die erste Lieferung ist laut einem Auftrag des kasachischen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew für Januar 2023 vorgesehen.
Am 20. Dezember hatte der Chef des russischen Pipelinekonzerns Transneft Nikolai Tokarew erklärt, dass Deutschland und Polen Öl aus Russland auch für die Zeit nach dem Jahreswechsel bestellt haben. "Und jetzt haben wir Anträge von polnischen Verbrauchern erhalten: Geben Sie uns nächstes Jahr drei Millionen Tonnen und im Dezember 360.000 Tonnen", erklärte er am Dienstag im russischen Fernsehen. Auch Deutschland habe schon eine Bestellung für das erste Quartal abgegeben. "Berichte, wonach Deutschland russisches Öl bestellt hat, sind unwahr", betonte Susanne Ungrad, eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums.
Ein Vertreter von Transneft sagte zur Zeitung Kommersant, dass Kasachstan nicht beantragt habe, sein Öl nach Deutschland zu pumpen, derzeit liefen keine Verhandlungen. Das Land sei technisch in der Lage, nicht mehr als drei bis sieben Millionen Tonnen Erdöl nach Deutschland zu liefern, je nach Zustand der Pipeline, anstelle von 19 bis 20 Millionen Tonnen, die Deutschland aus Russland erhalte habe. Er betonte zudem, dass es einer politischen Entscheidung bedarf, um die Förderung von kasachischem Öl durch die Druschba-Pipeline zu vereinbaren, für diese Frage sei das russische Energieministerium zuständig.
Seit Anfang Dezember gilt in der EU ein Embargo auf russisches Öl, das auf dem Seeweg geliefert wird. Deutschland und Polen haben jedoch erklärt, freiwillig auch auf russisches Pipeline-Öl verzichten zu wollen.
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