Die Ölpreise sind am Freitag weiter gefallen und werden in dieser Woche einen Verlust von zehn Prozent verzeichnen, da eine weltweite Konjunkturabschwächung befürchtet wird, die zu einem Rückgang der Nachfrage führen könnte.
Die globale Referenzsorte Brent wurde um 9:50 Uhr mitteleuropäischer Zeit knapp über 76 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) gehandelt, während die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) auf unter 72 US-Dollar abrutschte. Brent schloss in der vorangegangenen Sitzung bei 76,15 US-Dollar pro Barrel und erreichte damit einen neuen Tiefstand für 2022. Sowohl Brent als auch WTI erreichten in dieser Woche Einjahrestiefs und machten damit die Gewinne zunichte, die seit dem Erlangen von Rekordhöhen von 147 US-Dollar pro Barrel im Juli erzielt worden waren.
Wirtschaftsexperten haben auf wachsende Bedenken hinsichtlich der Nachfrage auf dem Ölmarkt hingewiesen, während die Ängste vor einer weltweiten Rezession durch die Verschärfung der Geldpolitik noch verstärkt werden.
Das Embargo der Europäischen Union sowie der G7-Staaten, aber auch die Preisobergrenze für russisches Öl hätten sich nach Ansicht der Experten bisher nur begrenzt auf die Ölmärkte ausgewirkt. Laut Nachrichtenagentur Reuters rechneten die Händler damit, dass die Preisobergrenze und die Reaktion Moskaus die Produktion stärker drosseln würden als die Konjunkturabkühlung den Verbrauch.
Brüssel hatte sich auf eine Preisobergrenze von 60 US-Dollar pro Barrel für russisches Erdöl auf dem Seeweg geeinigt. Der Maßnahme schlossen sich auch die G7-Staaten und Australien an.
Die Befürchtungen über die Auswirkungen hielten die Preise hoch und trieben sie von Ende September bis Oktober trotz der zunehmend schlechten Wirtschaftsaussichten sogar nach oben. Ab Anfang November wurde jedoch "immer deutlicher, dass die Preisobergrenze auf einem relativ hohen Niveau und mit einem laxen Ansatz bei der Durchsetzung" eingeführt werden würde, heißt es im Bericht.
Wie die Analysten gegenüber der Nachrichtenagentur erklärten, schüre die Furcht vor einer drohenden weltweiten Rezession eine pessimistische Stimmung unter den Händlern, was sich in den Preisen niederschlage. Die hohen Preise für Öl und andere Energieträger hätten durch ihre Auswirkungen auf die Inflation, die Zinssätze und die Verbraucherausgaben selbst zu der allgemeinen Konjunkturabschwächung beigetragen.
"Der Ölpreis wurde durch die allgemeinen Rezessionsängste, die mit der globalen Verschärfung der Geldpolitik einhergehen, nach unten gezogen", sagte Vishnu Varathan, Leiter der Abteilung Wirtschaft und Strategie in Asien bei der Mizuho Bank, gegenüber der US-Wirtschaftsplattform Bloomberg. "Und in Anbetracht der Verzögerungen in der Geldpolitik könnte eine 'Mauer der Verschärfung' die Weltwirtschaft noch treffen", so der Experte weiter.
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