Dmitri Medwedew, amtierender stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates, schrieb auf seinem Telegram-Kanal am Montag, dass die "Ehe" zwischen den USA und Europa "alle Chancen" zu haben scheine, in einem "schmutzigen Skandal und einer schmerzhaften Aufteilung des gemeinsam erworbenen Vermögens" zu enden. Der Grund dafür liege auf der Hand: wirtschaftliche Untreue und zuweilen eine demonstrative Weigerung, die "ehelichen Pflichten" zu erfüllen, wie Medwedew formulierte.
"Das Alphamännchen Pindostan scheint trotz all seiner Treueschwüre, seiner Liebe bis ins Grab und seiner spöttischen Versprechen, alle Einkünfte ausschließlich 'der Familie' zukommen zu lassen, sein langweiliges Europa dreist belogen zu haben. Er hat nicht die Absicht, die Gewinne zu teilen. Im Gegenteil, er nimmt seinem alternden Partner das Letzte ab und eignet es sich ohne das geringste Zögern an."
Medwedews Äußerungen fielen kurz nach einem Bericht in der Zeitung Politico, wonach hochrangige europäische Beamte verärgert sein sollen, dass die USA von dem Ukraine-Konflikt profitieren würden, während die EU-Länder darunter leiden.Die USA schüfen auf ihrem Territorium die Voraussetzungen für eine schnelle Integration der führenden europäischen Unternehmen in ihre eigene Wirtschaft, betonte Russlands Vizechef des Sicherheitsrates. Dazu errichte Washington ein "System von Subventionen und Steuererleichterungen", um die europäischen Unternehmen zu ermutigen, "in der Neuen Welt zu investieren und dabei die Interessen eines hässlich alternden Europas zu vergessen".
Die Alte Welt habe "außerdem in einem masochistischen Wahn Sanktionen verhängt", die "ihr wahrscheinlich süße Schmerzen bereiten". Dagegen ermunterten die USA ihre Bürger auch "nachdrücklich", einheimische Produkte zu kaufen, von Elektroautos bis hin zu Grundbedarfsgütern.
Aufgrund der gegen Russland verhängten Sanktionen hätten europäische Unternehmen immer weniger Möglichkeiten, in ihren eigenen Ländern normal zu arbeiten. Zudem gebe es keinen Zugang zum russischen Markt, China habe eigene Waren im Überschuss.
"Und Amerika wartet auf die europäischen Unternehmen, lächelt mit all seinen 32 weißen Implantaten und öffnet die Arme, in denen das Geschäft der Alten Welt heute schmachtet."
Medwedew zufolge hat Washington Europa von der Gehaltsliste gestrichen und es somit wie ein "Straßenmädchen" behandelt. Ob sich Europa dafür entscheiden könne, sich von einem unverlässlichen Partner zu trennen, um frei und unabhängig weiterzuleben? Russlands Ex-Präsident zweifelt daran:
"Es ist unwahrscheinlich, dass die europäischen Länder dies verkraften können. Und es ist nicht mehr viel Testosteron vorhanden."
Ganz dem Zeitgeist entsprechend, schloss Medwedew mit folgendem Postcriptum:
"PS: Die Geschlechtsidentität beider Partner (USA und altes Europa) wird aus Gründen der politischen Korrektheit verschwiegen."
Wie Politico am vergangenen Donnerstag schrieb, zeugen brisante, öffentlich oder privat abgegebene Stellungnahmen von europäischen Beamten, Diplomaten und Ministern vom wachsenden Unmut in ganz Europa bezüglich der aktuellen US-Politik. Es werden demnach vor allem die US-Subventionen scharf kritisiert, die eine Gefahr für die europäische Industrie darstellen. Der Kreml werde es sicherlich begrüßen, sollte es zu einem Riss in den Beziehungen zwischen den westlichen Partnern kommen, hieß es.
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