Die EU-Staaten unterstützen die Ukraine derzeit zwar standhaft, sagte der frühere britische Ministerpräsident Boris Johnson gegenüber dem TV-Sender CNN Portugal. "Vor Kriegsbeginn" seien sich verschiedene europäische Länder in ihren Sichtweisen allerdings nicht so einig gewesen, fügte er hinzu.
"Die deutsche Ansicht war zu einem bestimmten Zeitpunkt, dass – wenn ein Krieg in der Ukraine ausbrechen würde, was eine Katastrophe wäre – es besser wäre, wenn die ganze Sache schnell vorbei wäre und die Ukraine zusammenbrechen würde."
Paris habe seinerseits die Wahrheit nicht erkennen wollen und die Möglichkeit eines bewaffneten Konflikts in der Ukraine "bis zum letzten Moment geleugnet". Johnson kritisierte auch die erste Reaktion Italiens auf die Gefahr der Kampfhandlungen. Die damals von Mario Draghi geführte Regierung habe einmal "einfach gesagt, sie könne ihre Position nicht weiter vertreten", weil sie "enorm" von russischen Energieträgern abhängig sei.
CNN gab an, sich an die Regierungen in Berlin und Paris gewandt zu haben. Draghis Büro soll eine Stellungnahme abgelehnt haben.
Während seiner Amtszeit als Premierminister hatte Johnson wiederholt die Militäroperation in der Ukraine kritisiert und Kiew Militärhilfe in Milliardenhöhe genehmigt. Großbritannien zählt zu den größten Waffenlieferanten der Ukraine. Bei seinem jüngsten Besuch in Kiew sagte auch der neue britische Premierminister Rishi Sunak der Ukraine weitere Hilfen von umgerechnet knapp 57,5 Millionen Euro zu. Moskau hatte den Westen wiederum vor Waffenlieferungen an die Ukraine gewarnt, weil dies den Konflikt nur verlängern werde.
Am 24. Februar hatte Russlands Präsident Wladimir Putin eine Spezialoperation in der Ukraine eingeleitet, um die Menschen im Donbass zu schützen, "die acht Jahre lang der Misshandlung und dem Genozid seitens des Kiewer Regimes ausgesetzt sind". In einer Ansprache an seine Mitbürger sagte Putin, die Umstände erforderten ein "entschlossenes und sofortiges Handeln", da die Donbass-Republiken Moskau um Hilfe gebeten hätten. Die Ziele der Operation seien die "Demilitarisierung" und "Entnazifizierung" der Ukraine. Eine Besetzung des Nachbarlandes komme aber nicht infrage.
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