Von Marinko Učur
Die russische Staatsbank Sberbank hat gerade ihre 43-prozentigen Anteile an der Fortenova Group Holdco B.V. verkauft. So begann die "Hexenjagd". Denn es gibt mehr Beweise dafür, dass in diesem Fall angeblich grob gegen Sanktionen, die gegen Russland verhängt wurden, verstoßen wurde. Der neue Eigentümer der jüngsten russischen Anteile ist der umstrittene und mysteriöse Geschäftsmann Saif Bin Markhan Alketbi, der Chef des Unternehmens Flatrace aus Dubai. Sein Geschäftsimperium wird von den Medien als "ein globales Beratungsunternehmen, das sich darauf konzentriert, Kunden erfolgreich durch rechtliche, strategische und investorische Rahmenbedingungen zu führen", beschrieben.
"Wir freuen uns, bekannt zu geben, dass Saif Alketbi den Kauf von 43,4 Prozent der Anteile der russischen Sberbank an der Fortenova Group abgeschlossen hat. Dies ist der Beginn von strategischen Investitionen von Saif Alektbi in Kroatien, und wir sind davon überzeugt, dass diese Investition für die Fortenova Group und die kroatische Wirtschaft von beiderseitigem Interesse sein wird", heißt es in der Ankündigung, mit der der neue Eigentümer die am 31. Oktober abgeschlossene Übernahme bestätigt hat.
Die Fortenova Group vermeidet jedoch vorerst, die erwähnte Transaktion zu bestätigen, da sie sich bewusst ist, dass der Handel mit russischem Miteigentum an dem Unternehmen einen Verstoß gegen die Sanktionen, die die EU aufgrund der militärischen Sonderoperation in der Ukraine gegen Russland verhängt hat, darstellen würde: "Wir haben keine Informationen über den angeblichen Verkauf von Sberbank-Anteilen. Das Eigentum der Sberbank steht unter Sanktionen, und für den Kauf und Verkauf ist es erforderlich, Sondergenehmigungen von den für die Durchsetzung von Sanktionen zuständigen Behörden einzuholen. Der erste potenzielle Käufer der Sberbank-Anteile, die ungarische Indotek, konnte sich diese Genehmigungen nicht sichern. Beim zweiten Versuch, d. h. dem Verkauf an Pensionskassen, wurden Genehmigungen eingeholt, aber Vertreter der deutschen Allianz im Aufsichtsrat des AZ-Fonds stoppten den Verkauf. Nach Kenntnissen der Fortenova Group wurden keine weiteren Verkaufsgenehmigungen eingeholt, so dass wir nicht sehen, wie ein ordnungsgemäßer Verkauf hätte stattfinden können. Wenn Sanktionen umgangen wurden, handelt es sich um eine Straftat, an der das Unternehmen nicht beteiligt war", heißt es in der Mitteilung dieser Gruppe mit Sitz in den Niederlanden.
Was sich hinter diesem mysteriösen Kauf und Verkauf verbirgt, beschäftigt seit Tagen die breite Öffentlichkeit in Kroatien und jene Medien, die versuchen, die Frage zu beantworten, ob es einen Verstoß gegen antirussische Sanktionen gegeben hat.
Die Regierung in Zagreb distanzierte sich schnell von allen Anspielungen, sie wisse von diesem Geschäftszug. Aus diesem Grund vermied das Kabinett von Ministerpräsident Andrej Plenković, Spekulationen zu kommentieren, über die es keine offiziellen Erkenntnisse gebe, versprach jedoch, dass die zuständigen Ressorts die relevanten Fakten im Zusammenhang mit der Übernahme der Sberbank-Anteile an der Fortenova Group prüfen würde.
Die Fortenova Group ist übrigens die größte Einzelhandelskette und der größte Lebensmittelhersteller in Südosteuropa und entstand 2019 als Ergebnis der Einigung zwischen den Gläubigern des ehemaligen kroatischen Konzerns Agrokor. Anschließend wurden die Forderungen dieses gescheiterten Unternehmens in Anteile an der umstrukturierten Fortenova Group umgewandelt, die auf den Märkten von Serbien, Montenegro, Nordmazedonien, Kroatien, Slowenien sowie Bosnien und Herzegowina präsent ist und rund 50.000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Finanzberichte zeigen, dass die Fortenova Group, obwohl sie mit 1,5 Milliarden Euro an Darlehen belastet ist, positiv wirtschaftet und ihre Schulden regelmäßig zurückzahlt. Eine andere russische Bank, VTB, die ebenfalls unter Sanktionen steht, tauschte ihr Darlehen an Agrokor gegen eine Beteiligung von sieben Prozent an der Fortenova Group.
Unabhängig davon, wie sehr die kroatische Regierung in diesem Geschäftsarrangement "ihre Hände gewaschen" hat, ist es Tatsache, dass die Sicherheitsdienste Kroatiens die schwierige Aufgabe übernommen haben, festzustellen, ob einige kroatische Bürger an der Verletzung der Brüsseler Sanktionen beteiligt und den umstrittenen Kauf ermöglicht haben. Es ist zu erwarten, dass Kroatien aufgrund der Ermittlungsergebnisse sämtliche Konten und Vermögenswerte von kroatischen Staatsbürgen sperren wird, nämlich jenen Unternehmern, die derzeit in Dubai ansässig sind, Krešimir Filipović und Miodrag Borojević, die mutmaßlich im Geschäft des Verkaufs von 43 Prozent der Anteile an der russischen Kapitalbank zugunsten von Saif Alketbi aktiv waren.
Es gibt zwei Kandidaten, gegen die Sanktionen verhängt werden könnten, nämlich Roman Goltsov, derzeitiges Vorstandsmitglied, sowie Sergei Volk, ehemaliges Vorstandsmitglied der Fortenova Group.
Analysten in Zagreb glauben, dass Kroatien mit der Aufnahme natürlicher und juristischer Personen auf die Sanktionsliste Brüssel und Washington am besten gezeigt hat, wie entschlossen es ist, die gegen Russland verhängten Sanktionen einzuhalten, auch wenn dies "zu seinem eigenen Nachteil" geschieht. Plenkovićs Regierung ist es wichtig, dass der Fortbestand vieler Arbeitsplätze in den Unternehmen der Fortenova Group nicht in Frage gestellt wird, denn das wäre eine große soziale Belastung, mit der die Regierungsstrukturen nur schwer fertig werden würden.
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