In einer Rede in Kalifornien sprach der Chef des Weißen Hauses über den Zugang zur Gesundheitsversorgung amerikanischer Veteranen, wechselte dann aber zum Thema Iran. Er reagierte damit auf eine Aufforderung aus dem Publikum, die Situation in dem Land anzusprechen. Teilnehmer der Veranstaltung hielten Mobiltelefone mit Losungen wie "Free Iran" in die Höhe.
"Keine Sorge, wir werden Iran befreien", sagte Joe Biden in einer Nebenbemerkung während einer Wahlkampfveranstaltung für den Abgeordneten der Demokraten, Mike Levin. Er fügte hinzu: "Sie werden sich schon bald selbst befreien.”
Der US-Staatschef nannte keine Einzelheiten, aber die Zuhörer reagierten ungeachtet der Erfahrungen US-amerikanischer "Befreiungen", wie beispielsweise im nachhaltig destabilisierten iranischen Nachbarland Irak, mit Beifallsbekundungen auf die Worte. Vor 20 Jahren hatte die damalige US-Regierung behauptet, den Irak zu befreien.
Der iranische Präsident Ibrahim Raisi erklärte daraufhin in einer Rede vor Demonstranten in Teheran, das Land sei vor 43 Jahren befreit worden und habe nicht die Absicht, sich erneut von Washington gefangen nehmen zu lassen.
"Herr Präsident (Biden), Iran ist vor 43 Jahren frei geworden und entschlossen, nicht euer Gefangener zu sein. Und wir werden nie eine Melkkuh sein."
Im Iran sind zum Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft in Teheran 1979 Tausende Iraner am Freitag auf die Straßen gegangen. Zahlreiche Demonstranten versammelten sich vor dem früheren Gelände der Botschaft in Teheran.
Die Regierung Biden sieht sich zunehmender Kritik von iranisch-amerikanischen Aktivisten ausgesetzt. Sie fordern das Weiße Haus auf, seine Bemühungen um eine Wiederbelebung des Atomabkommens mit Iran aufzugeben. Grund sind die jüngsten Unruhen im Land.
Letzten Monat kündigte Washington Sanktionen gegen iranische Beamte an, unter dem Vorwand, dass eine Iranerin namens Mahsa Amini im September angeblich in Polizeigewahrsam gestorben war. Die US-Regierung hat Iran kürzlich auch mit Sanktionen belegt, weil er angeblich Drohnen und technische Hilfe an Russland geliefert hat.
Mehr zum Thema - Medienkritik: Wie deutsche Leitmedien die Bedeutung des IS-Terroranschlags in Iran herunterspielen