Versicherungsfall? Nord Stream AG schickt Spezialschiff zur Untersuchung der Explosionen

Zur Feststellung der Schadensursache hat die Nord Stream AG ein Spezialschiff zu den beschädigten Pipelines in der Ostsee geschickt. Die Versicherungen müssten im Falle "höherer Gewalt" oder westlichen Terrors aufkommen. Eine Sabotage durch Gazprom würde als "Kriegshandlung" bewertet, bei der der Schaden nicht übernommen wird.

Die Nord Stream AG hat am Donnerstag mitgeteilt, dass ihr von schwedischen Behörden die Untersuchung der Schadstellen der Nord-Stream-Pipelines in schwedischen Gewässern genehmigt wurde. Die Nord Stream AG, an der Energieunternehmen aus Deutschland, den Niederlanden, Russland und Frankreich beteiligt sind, muss für die Klärung der Schadensübernahmekosten die Ursache des Schadens angeben.

Wie die Berliner Zeitung berichtete, habe das gecharterte Spezialschiff am Sonntag den mutmaßlichen Ort der Explosionen an den Pipelines innerhalb der schwedischen Wirtschaftszone erreicht. US-Militäranalysten hätten an der Stelle mit Radaraufnahmen Schiffsbewegungen registriert. Beim Spezialschiff soll es sich um die russische "Nefrit" handeln, die von mindestens einem Schiff der schwedischen Marine begleitet werde.

Es hänge von der Ursache ab, ob die Versicherungen der Nord Stream AG für den Schaden aufkommen, der sich geschätzt auf Hunderte Millionen Euro beläuft. Zu den wichtigsten Versicherern der Gasleitung gehören laut Berliner Zeitung die Münchener Rück, Lloyd's und Zurich.

Wird "höhere Gewalt" als Ursache festgestellt, so müssten die Versicherungen zahlen. Auch im Falle eines Terrrorakts durch westliche Einheiten wären sie zahlungspflichtig. Nur im Falle einer Sabotage durch Gazprom würden die Versicherungen Reuters zufolge dies als "Kriegshandlung" klassifizieren und nicht für die Schäden aufkommen. Reuters berief sich auf einen Rechtsexperten von Fenchurch Law. Kriegshandlungen seien demnach nicht von der Police gedeckt.  

Zum aktuellen Zeitpunkt sei unklar, wer hinter dem Anschlag auf die Gasleitungen steckt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat diesbezüglich kürzlich geäußert, er habe von skandinavischen Ländern erfahren, es könne noch keine klare Aussage über die Täterschaft geben. Das russische Verteidigungsministerium hatte dazu am Samstag mitgeteilt, es habe Erkenntnisse, wonach "Vertreter einer Einheit der britischen Marine an der Planung, Vorbereitung und Durchführung eines terroristischen Anschlags in der Ostsee am 26. September dieses Jahres beteiligt" gewesen seien.

Zurzeit wartet die Nord Stream AG auch noch auf die Genehmigung der dänischen Behörden für die Untersuchung der Pipeline-Schäden in der dänischen Wirtschaftszone der Ostsee.

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