Anatoli Antonow, der russische Botschafter in den Vereinigten Staaten, hat am 28. Oktober zum Ausdruck gebracht, dass Washington alle von den Vereinigten Staaten im Ausland stationierten Atomwaffen auf das Territorium der USA zurückbringen sollte. Der hochrangige Diplomat betonte, in der "gegenwärtigen Zeit der Spannungen und erhöhten Risiken" hätten die Atomwaffenstaaten eine besondere Verantwortung, eine Eskalation zu verhindern. Wörtlich hieß es:
"In diesem Zusammenhang fordere ich Washington erneut auf, alle im Ausland stationierten Atomwaffen auf nationales Territorium zurückzubringen und die ausländische Infrastruktur für deren Lagerung und Wartung zu eliminieren."
Überdies sollten die USA die Praxis des Einsatzes nuklearer Munition mit Nichtkernwaffenstaaten im Rahmen "gemeinsamer Nuklearmissionen" der NATO beenden, so Antonow. Dies widerspreche den Grundprinzipien des Vertrags über die Nichtverbreitung von Kernwaffen, hieß es weiter.
Damit nahm der russische Diplomat Stellung zu einem Artikel von Politico, wonach die USA die Lieferfrist der ersten modernisierten B61-12-Atombomben nach Europa verkürzen könnten. Nach Ansicht des russischen Botschafters seien die B61-12 aufgrund ihrer Nähe zu den russischen Grenzen von strategischer Bedeutung, obwohl ihre Leistung begrenzt sei und "die Amerikaner versuchen, sie als taktische Klasse einzustufen". Antonow unterstrich, dass Russlands Waffenarsenal einer ähnlichen Klasse keine Bedrohung für die USA darstelle:
"Alle unsere TNWs (taktische Nuklearwaffen - Anm. d. Red.) befinden sich in zentralen Lagern auf russischem Territorium und können keine Bedrohung für die Vereinigten Staaten darstellen."
Die B61-12 kann im freien Fall und im Korrekturmodus vom strategischen Bomber B2, von den Jagdbombern F-15, F-16 und PA-200 Tornado sowie von den "zukünftigen Flugzeugplattformen F-35, B-21 und F/A-18F" aus eingesetzt werden.
Ende September erklärte Wladimir Putin in einer Ansprache an die russischen Bürger, dass der Westen mit "seiner antirussischen Rhetorik" eine Grenze überschritten und zu einer nuklearen Erpressung gegriffen habe. Der russische Außenminister Sergei Lawrow teilte seinerseits mit, dass die Gefahr eines Atomkriegs beträchtlich sei, betonte jedoch, dass Moskau grundsätzlich den Einsatz solcher Waffen ablehne.
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