Die US-Behörden haben nach Angaben des US-Justizministeriums fast ein Dutzend Personen und Organisationen angeklagt, die sich an illegalen Handlungen beteiligt haben sollen, um Dual-Use-Technologien aus den USA nach Russland zu exportieren. In der entsprechenden Mitteilung vom Mittwoch heißt es, dass einige dieser Technologien bereits auf Schlachtfeldern in der Ukraine aufgetaucht seien. Das Leak einer Nuklearwaffen-Technologie sei gestoppt worden, ehe sie nach Russland gelangt sei.
Unter Verdacht stehen zwei Venezolaner und fünf Bürger Russlands. Bei den Russen handelt es sich demnach um Juri Orechow, Swetlana Kusurgaschewa, Timofei Telegin, Sergei Tuljakow und Artjom Uss. Die USA legen ihnen illegale Beschaffung US-amerikanischer Dual-Use-Technologien, Geldwäsche und illegale Transaktionen mit venezolanischem Öl zur Last. Die Verdächtigen sollen auch gegen die über Russland und Venezuela verhängten Sanktionen verstoßen haben.
"Die Angeklagten haben Militärtechnologien von US-Firmen erhalten, Millionen Barrel venezolanisches Öl geschmuggelt und Geldwäsche von zig Millionen US-Dollar für russische Industrielle, sanktionierte Organisationen und das weltweit größte Energie-Konglomerat betrieben."
Aus einer Erklärung des US-Justizministeriums geht hervor, dass Orechow und Uss am 17. Oktober in Deutschland beziehungsweise Italien festgenommen worden seien. Man arbeite an ihrer Auslieferung an die USA. Im Fall einer Verurteilung drohen ihnen bis zu 30 Jahren Haft.
Der 40-jährige Uss ist der Sohn von Alexander Uss, dem Gouverneur der russischen Region Krasnojarsk. Der Politiker bezeichnet die Festnahme und die Anklage gegen seinen Sohn als politisch motiviert:
"Lieferungen von Öl, Ausrüstung und Technologien, die frei in der ganzen Welt verkauft werden, erklären die USA plötzlich für illegal. Warum? Nur weil dies zum Wohl Russlands getan wird. Die Anklage ist offensichtlich politisch motiviert."
Laut Artjom Sacharow, dem Vertreter des russischen Außenministeriums in Krasnojarsk, sei die Festnahme und mögliche Auslieferung der russischen Staatsbürger unbegründet und inakzeptabel. Das russische Außenministerium und das Generalkonsulat seien darüber informiert und ergriffen alle nötigen Maßnahmen, um die Rechte und Interessen der Festgenommenen zu verteidigen.
Das ist nicht das erste Mal, dass die USA russische Bürger in einem Drittstaat festnehmen lassen. Allein im vergangenen Jahr hat es drei solche Fälle gegeben. Am 21. März 2021 wurde Wladislaw Kljuschin in der Schweiz festgenommen und am 18. Dezember desselben Jahres an die USA ausgeliefert. Die US-Justiz wirft ihm Insiderhandel mit Wertpapieren vor. Am 25. Mai 2021 wurde Wladimir Dunajew in Südkorea festgenommen und am 29. Oktober desselben Jahres an die USA ausgeliefert. Er steht im Verdacht, Cyberbetrug begangen zu haben. Wegen mutmaßlicher Cyberverbrechen wurde am 2. November 2021 in den Niederlanden auch Denis Dubnikow festgenommen und im August 2022 an die USA ausgeliefert.
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